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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Rosenberg, Adolf: Donatello: geb. in Florenz 1386, gest. daselbst 1466
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0278

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SEINE LEHRJAHRE.

57

Donatello war nach der AnRcht Einiger der Schüler des Malers und Bild-
hauers Bicci di Lorenzo, von dem ein Relief mit der Krönung der Jungfrau über
dem Portal von S. Egidio in Florenz noch vorhanden ifh Einer anderen Nachricht
zufolge war er der Schüler des Goldfchmieds Cione, des Vaters des Ghiberti, was
dadurch einigen Anhalt gewinnt, dafs Donatello in der WerkRatt von deffen Sohne
als Gehilfe thätig war. Nach der Meinung feines neueRen Biographen Semper
endlich bildete er Reh nach Niccolö von Arezzo, deffen Stil in der That auf
ihn eingewirkt hat. Aber wer auch Donatello's MeiRer gewefen fein mag, feine
EinRüffe können nicht tiefgehend auf den jungen KünRler gewefen fein, der Reh
bald eine eigene, vor ihm niemals betretene Bahn brach. Frühzeitigerwarb er
Reh die Freundfchaft des Brunellesco und trat fomit in jenen KünRlerkreis ein, von
welchem die Erneuerung der KunR überhaupt und die Begründung des eigentlich
modernen Stiles ausgehen follte. Es iR bemerkenswerth, dafs bereits die Zeit-
genoffen ein beRimmtes Gefühl von der Bedeutung jener grofsen Reformatoren
hatten. Leon BattiRa Alberti fchreibt in einer an Brunellesco gerichteten Wid-
mung der italienifchen Ueberfetzung feines Tractats über die Malerei: „ich
habe eingefehen, dafs in Vielen, zumeiR aber in Dir, Filippo, und in dem uns fo
eng befreundeten Donato, dem Bildhauer, fowie in jenen andern Nencio
(d. i. Lorenzo Ghiberti) und Luca (della Robbia) und Mafaccio ein GeiR lebt,
der zu jeder ehrenvollen Sache fähig iR, und der durchaus Keinem der Alten,
wie grofs und wie berühmt er auch in diefen KtinRen gewefen fein mag, nach-
gefetzt werden darf."
Eine direkte Nachahmung der Antike mufs man bei Donatello noch weniger
fuchen als bei Ghiberti. Sie war ihm nur die Brücke zum Naturalismus, weicher
das Princip und das treibende Motiv feiner KunR geworden iR. Aus der Antike
lernte er, dafs die Alten nur durch naive Betrachtung und Nachahmung der Natur
ihre Höhe erreicht hatten. Weit entfernt aber, die Natur mit den Augen der
Alten anzufehen, gab er feiner Individualität freien, rtickRchtslofen Spielraum,
um auf eigenem Wege gleich Grofses zu erreichen.
Wie wir gefehen, begleitete der junge Donatello feinen älteren GenoRen
Brunellesco nach Rom, als diefer im Jahre 1403 dorthin ging, und war gemeinfam
mit ihm thätig die UeberreRe der antiken Architektur und Skulptur zu zeichnen
und zu vermeffen. 140$ war er jedoch fchon wieder in Florenz, wo er als ge-
fchickter Cifeleur dem Ghiberti bei der Ausarbeitung der Bronzethür behilRich
iR; am 23. Nov. 1408 erhält er von der Dombauhütte eine Theilzahlung auf die
beiden ProphetengeRalten, welche an dem zweiten Vorderportal der Kirche, gegen
den Chor zu, aufgeRellt werden follten.
Als fein früheRes bekanntes Werk wird das Relief einer Verkündigung am
Altar der Kapelle der Cavalcanti in Sta. Croce in Florenz angefehen. Es iR in
Macigno, einem feinkörnigen SandReine, der am fchönRen bei Fiefole gebrochen wird,
ausgeführt. Die DarRellung iR von einer ornamentalen Verzierung eingefchloffen,
welche oben in einen Rundbogen endigt, in dem vier Genien mit Laubgewinden
dargeRellt Rnd. Während diefe Engelknaben fchon auf die fpätere KunRrichtung
des Donatello hinweifen, zeigt Reh in der Madonna und dem verkündenden
Engel noch der EinRufs der Antike; weniger in dem etwas verworrenen Falten-
 
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