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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Girolamo, Luca, Ambrogio  und Giovanni di Andrea Della Robbia
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0321

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DIE KÜNSTLERFAMILIE DELLA ROBBIA.

Kinderköpfe der Cherubim von kräftigem, ja derbem Naturalismus; die jugend-
lichen Engelgeftalten, welche die Glorie halten, in der der hl. Bernhard fchwebt,
von fchwärmerifchem Ausdruck; die Einzelgeflalten fafl plump, die Compohtion
wenig bedeutend, die Dekoration zu fchwerfällig, aber das Ganze von gefchickter
Anordnung, von glücklicher Vertheilung von Flach- und Hochrelief, wenn auch
die Ausführung mehr für bemalten und glahrten Thon als für Stein gedacht erfcheint.
In höherem Mafse iE dies bei einem grofsen Altar deffelben KünElers in San
Domenico zu Perugia (vom Jahre 1459) der Fall, der theils in Stein, theils
in unglahrtem, bemalten Thon ausgeführt und dadurch von einer keineswegs
glücklichen Wirkung iE. In beiden Werken, namentlich in dem letzteren, iE im
Aufbau wie in der Erhndung und in den jugendlichen Gehalten der EinEufs
des Luca, namentlich feines Orgelfriefes, nicht zu verkennen, aber er iE hier
fchon mit dem eigenthtimlich fchwärmerifchen und zugleich fchwächlichen Zuge
vermifcht, welcher die KunE Perugia's, insbefondere die Malerei in diefer und
mehr noch in der folgenden Zeit charakterihrt. Dafs er Ech auf das GlaEren
bemalter Terracotten verbanden hätte, wie Vafari behauptet, dafür End keine
Beifpiele auf uns gekommen; die genannten Arbeiten fcheinen eher dagegen
zu fprechen. — Denfelben Charakter, wie jene Arbeiten in Perugia, zeigt auch
ein Bronzerelief der Kreuzigung im Bargello, fälfchlich Pollajuolo genannt, wes-
halb ich es für ein Werk des AgoEino halte. Ebenfo fcheinen mir einzelne
Theile des bildnerifchen Schmucks im Innern von San Francesco in Rimini
die Hand diefes KtinElers zu verrathen, nämlich die allegorifchen Figuren an
den PilaEern der dritten Kapelle links und theilweife auch die übrigen Reliefs
diefer Kapelle fowie die allegorifchen Figuren der erben Kapelle links wie der
dritten rechts, obgleich diefe fämmtlich roher in der Ausführung End als die
ReliefEguren der erbgenannten Kapelle und namentlich AgoEino's bezeugte
Arbeiten. Zweifellos iE auch ein Marmorrelief im BeEtze des Herren Chatel zu
Paris von AgoEino's Hand. Die vier geringen Reliefs am Dom zu Modena, die
laut der Infchrift ein AuguEinus de Florentia im Jahre 1442 anfertigte, haben mit
diefem KünEler, dem man Ee zuzufchrciben pEegt, durchaus nichts gemein.
 
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