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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Woermann, Karl: Sandro Botticelli: Geb. 1446 in Florenz, † 1510 ebenda
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0406

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SEINE JUGEND. ERSTE WERRE.

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vielleicht auch die früheren Bilder, halten hch dagegen ziemlich frei von diefer
ftereotypen Manier. Jedenfalls wird man die zahlreichen Gemälde, welche jenen
Typus aufweifen, derselben Lebenszeit des Meifters zufchreiben müffen, ohne
dafs es leicht fein wird, diefe Lebenszeit fehzuhellen.(^)
Das Leben Botticelli's ift nicht fo reich an abenteuerlichen Epifoden ge-
wefen, wie das Fra Filippo's; vielmehr fcheint es ziemlich gleichmäfsig verlaufen
zu fein und ift daher mit wenigen Worten zu erzählen.
Des Künftlers Name war eigentlich Aleffandro Filipepi. Sandro ift nur eine
horentinifche Abkürzung jenes Vornamens; Botticelli aber wurde er fpäter nach
dem Namen feines Pathen und Lehrers in der Goldfchmiedekunft genannt.
Sandro ift 1446 geboren (3). Sein Vater, Mariano Filipepi, war horentinifcher
Bürger und fcheint die Mittel befeffen und angewandt zu haben, feinem Sohne
eine forgfältige Erziehung im Sinne der Renaiffancezeit angedeihen zu laffen;
denn wenngleich es von Sandro heifst, auch er habe bei vielen Anlagen wenig
Luft zum Lernen gezeigt, und fein Vater habe ihn aus Verdrufs darüber zu jenem
Goldfehmied in die Lehre gegeben, fo weifen doch verfchiedene Thatfachen
feines fpäteren Lebens und Wirkens darauf hin, dafs feine literarifche Bildung
eine keineswegs unbedeutende, und dafs fein geiftiger Horizont ein weiterer ge-
wefen, als derjenige vieler mitftrebender Künftler.
Bei dem vielfachen Wechfelverkehr, der damals zwifchen Goldfehmieden und
Malern herrfchte, lernte Sandro in der Werkftatt des Meifters Botticelli verfchie-
dene zeitgenöffifche Maler kennen. Durch diefen Verkehr erwachte feine Liebe
zur Kunft; und als er feinem Vater diefe Neigung geftanden, gab derfelbe ihn
zu Fra Filippo Lippi in die Schule. So erzählt Vafari; und wir haben keinen
Grund zu bezweifeln, dafs Filippo fein eigentlicher Lehrer gewefen, wenngleich
wir es als wahrfcheinlich hinftellen können, dafs er eben fo früh auch durch die
fcharf und ftreng realiftifche Richtung von Verocchio und Antonio Pollajuolo,
die beide ebenfalls Goldarbeiter waren und daher vielleicht mit dem alten Botti-
celli Umgang hatten, beeinflufst wurde. Sein erftes felbftändiges Werk fchlofs
hch wenigftens fchon äufserlich an Gemälde der beiden Pollajuoli an. Es waren
allegorifche Gehalten der Tugenden, welche diefe Meifter für die Mercatanzia
(das Handelsgericht) von Florenz verfertigt hatten; und die Ausführung einer
diefer Figuren, derFortitudo (Stärke oder Tapferkeit), wurde dem jungen Sandro
übertragen. Die Tafel behndet hch feit 1861, fo gut wie die der Pollajuoli, in der
Ufhziengallerie (No. 124p). Die herbe Strenge diefer in einer Nifche im Bruh-
harnifch thronenden lebensgrofsen Gehalt, welche eine eiferne Keule auf dem
Schofse hält und einen zierlichen Helm auf dem Kopfe trägt, erinnert freilich
mehr an jene von der Bildhauerei Donatello's unmittelbar beeinhufsten Maler,
als an Lippi. Die Madonnenbilder dagegen, deren er von Anfang an eine grofse
Anzahl fchuf, fchliefsen hch eng an die Darhellungsweife des Karmelitermönches
an. Es ih fchwer, Botticelli's Bilder zu datiren. Dafs er 146p, beim Tode
Filippo's, bereits ein berühmter Meiher war, ih fchon erwähnt worden. Wir
erfahren denn auch von einer Reihe von Aufträgen, die er von diefer Zeit
an theils von Kirchen, theils von Privatleuten erhielt. Auch die Mediceer fcheinen
ihn viel befchäftigt zu haben. Die Grofsen fingen damals an, ihre Palähe mit
 
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