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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Woltmann, Alfred: Andrea Mantegna: geb. 1431, gest. in Mantua 1506
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0453

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ANDREA MANTEGNA.

ohne jeden Einhufs des grofsen florentinifchen Auffchwungs, der feit Giotto
feine Wirkungen über die verfchiedenen Theile von Italien erftreckt hatte. Nur
eine Stadt des venetianifchen Feftlandes ftand in der Malerei felbftändiger da
und war dann auch für die Ausbildung der venetianifchen Schule mafsgebend:
Padua.
Während des 14. Jahrhunderts war hier viel producirt worden, fafl aus-
fchliefslich aber von fremden Künftlern. Seit ißOß malte hier Giotto den
Frescocyclus in der kleinen Kirche Santa Maria dell' Arena, fein wichtigftes
noch erhaltenes Werk. Einer feiner fpäteren Nachfolger malte das Baptifterium
neben dem Dom aus. Auf dem Anfchlufs an die gleiche Schule beruhen die
Fresken des Altichieri von Verona in der Capelle San Felice im Santo zu
Padua und in der nahegelegenen Capelle San Giorgio, die bedeutendflen nord-
italienifchen Schöpfungen des 14. Jahrhunderts. Dann wurde dem ftolzen Heran-
ziehen der beften Kräfte von fernher eine Zeit lang Einhalt gethan. Nach anhal-
tenden Kämpfen war Padua im Jahre 140$ der venetianifchen Herrfchaft dauernd
unterworfen worden. Erft im zweiten Viertel des iß. Jahrhunderts hob die Pro-
duction fleh auf's Neue. Hatte he früher hier nicht eigentlich Wurzel faffen kön-
nen, fo gefchah dies jetzt, und es entftand eine einheimifche Schule, deren Grün-
der Francesco Squarcione war (geb. um ißq4, geft. 14/4). Seine Bedeutung
als Künftler ift von der neueren Forfchung (Crowe und Cavalcafelle) den bis-
herigen Vorftellungen gegenüber ftark eingefchränkt worden, immerhin bleibt
fein Verdienft, dafs er in feiner Vaterftadt eine Anhalt für Fehre und Uebung
in der Kunft ins Heben rief. Er war der Sohn eines wohlhabenden Notars in
Padua, betrieb von Haufe aus das Gefchäft eines Schneiders und Stickers und
fühlte von früh an einen lebhaften Zug zur Kunft. Er machte in der Jugend
gröfsere Reifen, angeblich fogar nach Griechenland. In der Heimath richtete er
dann eine Malerwerkhatt ein, zog viele Schüler, nach und nach iß/ an der Zahl,
und nahm zu ihnen eine Stellung ein, welche ihm den Beinamen des Vaters der
Maler eintrug. Die älteren Berichterftatter ftimmen darin überein, dafs feine Be-
deutung nicht fowohl in feiner eigenen künftlerifchen Schöpferkraft lag, als in
feinem Urtheil und in feiner Fehrbegabung. Durch die Werke, die unter feinem
Namen in die Welt gingen und die unter fleh aufserordentlich verfchieden find,
je nach den Gehilfen, die er befchäftigte, wird diefer Sachverhalt beftätigt. Er
war Fehrer und Unternehmer in der Malerei, feine mäfsige eigene Begabung
wurde ergänzt durch fein Verftändnifs und durch die guten Vorbilder, die feine
Sammlungen aufwiefen: Gemälde, Zeichnungen, Abgüffe nach der Antike, welche
er theils fchon auf feinen Reifen zufammengebracht hatte, theils fpäter vervoll-
ftändigte. Auch den Blick, Talente zu finden und zu verwerthen, befafs er, und
er bewährte ihn namentlich, indem er Andrea Mantegna heran zu ziehen
verband.
Diefer, aus einer armen Familie auf dem Fände flammend, von der wir
weiter nichts wiffen, als dafs fein Vater Blaflus hiefs, war im Jahre I4ßi geboren und
kam früh in Squarcione's Werkftatt, der ihn zum Adoptivfohn annahm. Als folcher
wurde er fchon 1441, zehn Jahre alt, bei der Bruderfchaft der Maler eingefchrieben.
Sein Talent war früh entwickelt. Aeltere Nachrichten erwähnen ein im Jahre 1448
 
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