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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Vischer, Robert: Luca Signorelli: geb. c. 1441 in Cortona, † 1523 ebenda
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0568

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SEIN LEBENSLAUF UND ÜEBERSICHT UBER SEINE THATIGKEIT.

Unterbrechungen gewohnt hat. Im Jahr 1488 erhielt er das Ehrenbürgerrecht von
Cittä di Caltello, nachdem er für eine Brüderfchaft diefer Stadt ein Kirchen-
banner gemalt hatte. Aufserdem war er befonders für die Stadt Volterra thätig
und zwar in perfönlicher Anwefenheit. In Siena nahm er 1498 einen längeren
Aufenthalt. Sein Auftreten dafelbE mufs auf den durch politifche Ungunfl und
confervativen Eigenhnn in gothifche Traditionen gebannten Halbfchlaf der Siene-
fifchen Malerei wie ein Trompetenftofs gewirkt haben. Er war eigentlich dorten
der erlte vollgültige Vertreter des neuen Stils; denn Pinturicchio und Sodoma
kamen erlt nach ihm. Siena's ))MagniEcoK, Pandolfo Petrucci, liels ihn in feinem
Palafl mehrere Fresken von antik mythifchem und hiltorifchem Inhalt ausführen,
von welchen einige noch erhalten find und einen fehr merkwürdigen Einblick
in die Zeitphantahe gewähren. Aufserdem war er für dortige Kirchen befchäftigt,
befonders für das benachbarte Klofter Mont' Oliveto, wo er in einer Reihe von
Fresken Vorgänge aus der Legende des heiligen Benedikt darflellte. Die letztere
Arbeit fällt wahrfcheinlich bereits in das Jahr 1497, überhaupt ifl es möglich,
dafs er einen Theil diefer Sienehfchen Arbeiten fchon früher ausgeführt hatte,
jedoch beEimmt überliefert iE fein bisheriger Aufenthalt in Siena nur aus dem
Jahre 1498. Won Siena ging Luca nach Florenz, um die Werke verEorbener
fowohl als lebender MeiEer zu fehen, dort malte er auf Leinewand für Lorenzo
von Medici einige GöttergeEalten.« So berichtet Vafari. Dies koEbare Bild, die
fogenannte Schule des Pan iE neuerdings wieder aufgefunden worden und gehört
in eine und diefelbe Kategorie mit den mythologifchen Fresken für Petrucci.
Aus derfelben Zeit Eammen wohl auch die Eorentinifchen Madonnenbilder feiner
Hand. Doch bereits im Jahre 1499 erfcheint er in Orvieto, um hier im Aufträge
des Dombaurathes als Nachfolger Fiefole's die Capella della Madonna di S.
Brizio auszumalen. Diefe weltberühmten Fresken in Orvieto End es nun, welche
ihn erE in feiner vollen feurigen Freiheit zeigen. Es iE merkwürdig, wie fpät
Signorelli's Genius feinen vorbeEimmten Triumphtag erlebt. Er war damals
fechzig Jahre alt. — Den Abend feines Lebens füllen eine Menge von Arbeiten
aus, welche er namentlich für feine VaterEadt Cortona oder für Nachbarorte
malte. Er zeigt in diefen fpäteren Werken bei aller unveräufserlichen Energie
ein Streben nach Sammlung und Harmonie, das befonders in der reineren Com-
poEtion, im wärmeren Colorit hervortritt. OKenbar war er inzwifchen von Fra
Bartolomeo und Raphael infpirirt worden und verfuchte nun in feiner Weife mit
dem Gange der jugendlichen CinquecentiEen Schritt zu halten. Noch zweimal
kam er nach Florenz, im Jahre 1508 von Amtswegen als Orator von Cortona
und im Jahre 1512 mit zwei andern angefehenen Cortonefen, um die Familie
der Medici zu ihrer Rückkehr zu beglückwünfchen. Dies End die zwei einzigen
urkundlich nachgewiefenen Befuche in Florenz. Vom PapE Julius II. berufen,
reiEe er im Jahre 1508 auch noch einmal nach Rom, um hier neben Perugino,
Pinturicchio, Sodoma an der Ausmalung der vatikanifchen Stanzen Ech zu be-
theiligen. Doch alle vier konnten nicht gegen den jungen Raphael aufkommen
und wurden bald wieder entlaEen. Von feiner damaligen Arbeit Endet Ech keine
Spur mehr, noch von derjenigen der übrigen Leidensgenoffen; nur von der
Sodoma's iE ein geringer ReE übrig geblieben. Im Jahre 1517 erfchien der greife
 
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