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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Redtenbacher, Rudolf: Leon Battista Alberti: geb. in Genua 1404, gest. in Rom 1472
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0609

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LEON BATTISTA ALBERTE

aus den edelhen horentinifchen Gefchlechtern der Medici, Ricci, Strozzi u. a.
verbannt; und auf Entdeckung von neuen Verfchwörungsverfuchen der Partei
wurden dann endlich alle Familienmitglieder der Alberti die über 15 Jahr alt
waren, des Landes verwiefen. Erft 1434, unter Cohmo de' Medici durften he
zurückkehren. — Die Familie der Alberti ift auch noch nach Leon Battiha zu
hohem Anfehen gelangt, fo flammt der Fierzog von Luynes, diefer gröfste und
edelfte moderne Kunhfreund, in-gerader Linie von einem Blutsverwandten unteres
Alberti ab.
Die Jugendjahre Leon Battiha's bis zu dem 1422 erfolgten Tode feines
Vaters waren feinen eigenen Berichten nach eifrigen Studien gewidmet: Im
Anfang der Schrift »De commodis litterarum atque incommodis" richtet er an
feinen Bruder Carlo die Worte: nUnfer Vater Lorenzo Alberti, ein Mann, der
feiner Zeit, wie du dich erinnerh, bei weitem der Erfte von den Unfrigen in
allen Dingen war und namentlich in der Kunft feine Familie zu erziehen, liefs
uns in einer folchen Zucht grofs werden, dafs wir niemals müfsig waren." Aus
Alberti's Schrift wiffen wir auch, dafs er einen zweiten Bruder Bernardo hatte,
der, wie J. Meyer wahrfcheinlich gemacht, hch den Gefchäften widmete. Springer
theilt mit, Carlo habe hch fpeziell um die häuslichen Gefchäfte gekümmert,
Leon Battiha ausfchliefslich dem Bücherhudium und der Entwickelung feines
Geiftes gewidmet. Wenn der erhere Autor eine gleichmäfsige humaniftifche
Ausbildung bei allen drei Brüdern vorausfetzt, fo möchten wir glauben, dafs
Leon Battiha auch den Gefchäftsangelegenheiten nicht fremd blieb; fpricht ja
doch fein durchaus praktifcher Sinn ebenfowohl hiefür als ein Theil feiner
fpäteren, den verfchiedenhen Lebensfragen gewidmeten Schriften, war ja auch
zu feiner Zeit eine fcharfe Trennung von commerziellen, haatlichen und politifchcn
Intereffen nicht vorhanden und hrebte er nach Auslage feines anonymen Bio-
graphen von früher Jugend nach Allem, Bwas Ruhm und Ehre bringt". Viel-
feitigkeit der Begabung mufste in einer Zeit der reghen humanihifchen Be-
hrebungen den Drang nach vielfeitiger Ausbildung erwecken; ein unendlicher
Wiffensdurh befeelt Leon Battiha, ein mächtiger Trieb zur Kraftäufserung auf
allen Gebieten menfchlichen Könnens beherrfcht ihn, alle Befchwerden und
Entbehrungen des Lebens erträgt er, nur von dem einen Gedanken auf eine
harmonifche Durchbildung feiner Perfönlichkeit erfüllt.
Nach dem Tode des zu Padua verdorbenen Vaters bezog Leon Battiha die
als Rechtsfchule fchon im Mittelalter berühmte Univerhtät Bologna und betrieb
hier feine jurihifchen Studien mit folchem Eifer, dafs er bald den Doktorhut
beider Rechte und die Prieherweihe erlangte, aber auch trotz feines kräftigen
Körpers durch Ueberarbeitung nervenleidend wurde. Damals, in feinem zwan-
zighen Jahre, fchrieb er eine Comödie Philodoxos, freilich mehr ein Zeugnifs
feiner Gewandtheit in der lateinifchen Sprache, als ein poetifch bedeutfames
Werk. Diefe Erholungsarbeit erlebte ein ähnliches Schickfal wie eine Jugend-
arbeit Michelangelo's, he wurde von den Zeitgenoffen für ein Werk des klahifchen
Alterthums gehalten. Alberti hatte he unter dem Namen eines Komikers
Lepidus gefchrieben und he auf neugierige Fragen nach dem Original als einem
uralten Pergament entnommen hingehellt. Trotzdem Alberti das durch fehler-
 
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