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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0028
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mit Balje und Krummendeich eine zweite Siedlungsreihe am Elbdeich herausgebildet,
die vorwiegend kleine Anwesen und Katen umfaßt. Weitere Reihensiedlungen finden
sich in Südkehdingen entlang der 1860 angelegten Chaussee von Stade nach Freiburg,
dem Obstmarschenweg. Wegen der besonderen Wirtschaftsstruktur (Ziegeleien und
Schiffahrt) ist hier der Anteil von Arbeiterkaten auf kleinen Landstücken besonders groß.
In den Reihensiedlungen sind die Ortsmittelpunkte jeweils durch eine Verdichtung der
Bebauung gekennzeichnet.
Im Kehdinger Moor ist ebenfalls das Reihendorf vorherrschend. Allerdings halten die
Höfe, aufgrund der nicht planmäßig durchgeführten Kultivierung, bis zu einen Kilometer
Abstand von der Erschließungsstraße. Sie ist erst gegen Ende des 19.Jh. angelegt wor-
den und bildete folglich nicht die Leitlinie der Besiedlung.
Baugeschichtlicher Überblick
Kirchenbauten
Bei den 29 denkmalgeschützten Kirchen des Kreises handelt es sich mit Ausnahme der
ehemaligen Harsefelder Klosterkirche um geostete einschiffige Saalräume mit meist in
gleicher Breite anschließenden, teilweise aber auch eingezogenen Chorbauten. Vielfach
bestehen die Kirchen, da sie im Laufe der Jahrhunderte erweitert, teilerneuert und über-
formt worden sind, aus Gebäudeteilen unterschiedlichen Baualters und verschiedenen
Materialien.
Zu den ältesten Zeugnissen kirchlicher Baukunst gehören drei romanische Feldsteinkir-
chen mit eingezogenem Chor, wobei in Bliedersdorf und Burweg-Horst auch die Apsis
zurückspringt, während sie in Oldendorf in gleicher Breite anschließt. Die Kirchenschiffe
sind allesamt mit nachträglich eingezogenen Flachdecken geschlossen. Reste von Feld-
steinmauerwerk zeigen die Bauten in Steinkirchen, Assel und Hamelwörden, wobei die
beiden letztgenannten um 1500 wesentlich erweitert worden sind. Ebenfalls der romani-
schen Stilepoche zuzuordnen sind der über rechteckigem Grundriß aufgeführte Feld-
steinturm in Oldendorf und der Rundturm in Hollern (1984 in Backstein neu ummantelt).
Ein ähnlicher Rundturm ist 1845 in Assel durch einen quadratischen Backsteinturm er-
setzt worden.
Bei der Erweiterung der Kirche in Assel tritt Mitte des 13.Jh. erstmals Backstein als
Baumaterial auf; zugleich werden die romanischen Formen von denen der Gotik ab-
gelöst. Frühgotische Stilelemente finden sich in der Harsefelder Kirche (Gurtbogen zwi-
schen Turm und Schiff, nach 1242). Die Kirche selber ist in der 2. Hälfte des 14.Jh. als
dreischiffige gewölbte Hallenkirche erneuert worden; ihr heutiges Erscheinungsbild geht
jedoch auf eine neugotische Umgestaltung 1861 zurück. Gotische Kerne weisen auch
die in späterer Zeit meist barock überformten Kirchen in Oederquart (1. Drittel 14.Jh.),
Borstel (um 1400), Hollem und Jork auf; über spätgotische Polygonalchöre in Verlänge-
rung des Langhauses verfügen die Bauten in Mittelnkirchen, Assel, Hamelwörden und
Steinkirchen.
Nach einer Phase der Stagnation im 16.Jh. (Reformation) entstanden im 17,Jh. in Grü-
nendeich (1608), Großenwörden (1636), Neuenkirchen (Anfang 17.Jh., 1845 und 1931
erneuert) sowie Twielenfleth (1606, 1792 und 1819 erneuert) bescheidene Fachwerk-
kirchen mit Backsteinausfachungen, deren Innenräume mit flachen Balkendecken ver-
sehen sind.
Die 1632 errichtete Horneburger Backsteinkirche hatte bereits 1729 wegen Baufälligkeit
abgetragen und neu aufgebaut werden müssen; dabei blieb ihr nach einer einseitigen
Langhauserweiterung im Jahr 1670 entstandener, unregelmäßiger Grundriß erhalten.
Im 18.Jh. hinterließ der norddeutsche Barock auch im Kreisgebiet Spuren. Neubauten
als Ersatz für baufällige Vorgänger entstanden 1700 in Estebrügge (mit polygonalem Ab-
schluß), 1709 in Krummendeich (rechteckiger Saalbau) und 1739 in Himmelpforten un-
ter Einbindung von Resten der gotischen Klosterkirche. An diesem Neubau nach Plänen
des Landbaumeisters von Bonn kommt erstmalig ein Dachreiter anstelle eines Westtur-
mes zur Ausführung. Ferner werden mehrere mittelalterliche Kirchen durch angebaute
Brauthäuser erweitert.
Den veränderten Raumbedürfnissen und dem Wunsch nach helleren Räumen Rech-
nung tragend, werden vielfach Umgestaltungen der Innenräume vorgenommen und

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