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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0105
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BLIEDERSDORF

Die Geestgemeinde Bliedersdorf breitet sich 15
Kilometer südöstlich von Stade auf dem östli-
chen Ufer der Aue aus. Mit dem einmündenden
Steinbeck wird die Gemeinde auch im Südwe-
sten durch einen Wasserlauf begrenzt. Beide
stellen mit ihren bewaldeten Tälern deutliche
Landschaftseinschnitte dar und markierten
schon früh eine wichtige Grenzlinie zwischen
den Diözesen Bremen und Verden einerseits
sowie der Börde Bargstedt und dem Gericht
auf dem Delm andererseits. Im Süden reicht die
Gemeinde bis über Hohebrügge hinaus, wo
ehedem die Straße von Neukloster nach Harse-
feld den einzigen Übergang über den Steinbeck
ermöglichte. In der Bliedersdorfer Feldmark ist
eine frühe Besiedlung durch steinzeitliche Fun-
de bezeugt, zu denen auch vier Megalithgräber
im Buchenhain des Dohm gehören.


Bliedersdorf, Kurhannoversche Landesaufnahme, 1769 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)

Die große Zahl von zwölf Vollhöfen, die für kein
anderes Dorf der Stader Geest überliefert ist, ist
wohl im Zusammenhang mit der Gründung ei-
ner Eigenkirche durch Iwan von Bliedersdorf im
13,Jh. zu sehen. Die im Erbe folgenden Famili-
en von Bliedersdorf, von Borch und von Düring
blieben bis zum Dreißigjähigen Krieg alleinige
Besitzer des Ortes. Auch fungierten sie als Ge-
richtsherren des adeligen „Gericht auf dem
Delm“, das sich aus den Kirchspielen Blieders-
dorf und Apensen zusammensetzte und bis
1852 bestand. Die Kirche wurde im 18,Jh. Fili-
alkirche des benachbarten Ortes Neukloster,
dessen Kapelle ihr zuvor angegliedert war.
Da Bliedersdorf abseits der Hauptverkehrswege
ruhig gelegen, aber dennnoch ausreichend an-
gebunden ist, hat es sich zu einem beliebten
Wohnort mit mittlerweile rund 1.300 Einwoh-
nern entwickelt.

Bliedersdorf, Hauptstraße 40, ev. Katharinenkirche, 2. Drittel 13.Jh., Grundriß



Ev. Katharinenkirche
Bestimmendes Element im Dorf ist der zentrale,
über dem Dorfbach aufragende und von einer
Findlingsmauer umschlossene Kirchhügel, unter
dessen hohen Bäumen die wohl aus dem
2. Drittel des 13.Jh. stammende romanische
Saalkirche mit eingezogenem quadratischen
Chor und halbrunder fensterloser Apsis plaziert
ist (Hauptstraße 40). Der Feldsteinbau, dessen
Längswände in den westlichen Partien zwi-
schenzeitlich in Backstein erneuert worden
sind, schließt mit einem Pfannendach ab. Kräfti-
ge, etwa 1,4 Meter hohe, strebepfeilerähnliche
Mauervorsprünge verstärken die Apsis beidsei-
tig; der darüber liegende Chorgiebel wurde in
Fachwerk ausgeführt. Das um 1700 auf der
Nordseite vorgelagerte Brauthaus, in dem bis
zur Einführung der zivilen standesamtlichen
Trauungen im Jahr 1875 Eheschließungen voll-
zogen wurden, ist als übergiebelter Fachwerk-
bau ausgeführt worden. Westlich schließt ein
1708 errichteter hölzerner Glockenturm mit
Schieferdeckung an, der auf einem nach oben
sich verjüngenden Feldsteinunterbau steht.
Hochsitzende Rundbogenfenster belichten den
steinsichtig verputzten Innenraum, der seit etwa
1700 von einer flachen Holzdecke überspannt
wird. Ihre Bemalung mit Akanthusranken und
einem mittleren Medaillon geht auf den Lehrer

Bliedersdorf, Hauptstraße 40, ev. Katharinenkirche, 2. Drittel 13.Jh., von Nordosten


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