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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0094
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Balje, Königl. Preuß. Landesaufnahme, 1878 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)

Zeit ein kleines Industriegebiet entwickelt, in
dessen Nähe zudem eine Fabrikanlage entstan-
den ist. Der Bau von Einfamilienhäusern, die
besonders im Norden und im Westen aufgesie-
delt wurden, hat die Einwohnerzahlen von
knapp 1.000 (1939) auf heute rund 2.300 an-
steigen lassen.
BALJE

Die Gemeinde Balje im äußersten Nordwesten
des Landkreises ist mit ihren weitläufigen
Außendeichgebieten, die ungefähr die gleiche
Fläche wie das besiedelte Land umfassen, die
größte Gemeinde des Landkreises. Zugleich ist
sie aufgrund ihrer abseitigen Lage und bäuerli-
chen Struktur sehr dünn besiedelt und hat seit
der Mitte des 19.Jh. einen stetigen Rückgang
der Einwohnerzahlen zu verzeichnen. So ist die
Bevölkerung von 2.151 Einwohnern im Jahr
1895 auf heute knapp 1.200 Personen gesun-
ken.

Balje, Luftbild nach Osten (Foto Rihse-Menck)


Zum Schutz des auf drei Seiten von Wasser
umgebenen Landes wurden vermutlich im
12.Jh. der nördliche Elbdeich und in etwa
2.000 Meter Entfernung zur Oste der Süder-
deich aufgeschüttet. Als Zeugnisse mittelalterli-
cher Deichbrüche belegen die zahlreichen
Bracks entlang dieser historischen Linien eine
starke Gefährdung der wohl vergleichsweise
schwachen Querschnitte. Mit der Neueindei-
chung um 1700 wurde die Deichlinie bis an die
Oste und den südlich gelegenen Krummendei-
cher Wettern vorgeschoben. Aber schon kurze
Zeit später war der Wetterdeich durch den Bau
der neuen Osteschleuse bei Neuenschleuse im
Landkreis Cuxhaven zum Schlafdeich gewor-
den. Während der mittelalterliche etwa 2,5 Me-
ter hohe Süderdeich nur fragmentarisch erhal-
ten ist, gibt der ca. drei Meter hohe Wetter-
deich nahezu lückenlos Aufschluß über die
Deichabmessungen seiner Erbauungszeit.
Der zunehmende Schiffsverkehr, nicht zuletzt
infolge des 1895 eingeweihten Nord-Ostsee-
Kanals, machte am Unterlauf der Elbe eine Rei-
he von Leuchttürmen notwendig. Das gegen-
über der Brunsbütteler Kanaleinfahrt aufgestell-
te Baljer Leuchtfeuer, welches 1903 als knapp
20 Meter hoher, überwiegend verputzter Rund-
turm mit zwei umlaufenden Galerien und fla-
chem Kegeldach ausgeführt worden ist, hat
seinen Betrieb vor einigen Jahren eingestellt
und ist durch das danebenstehende, moderne
Oberfeuer als Teil einer Richtfeuerlinie ersetzt
worden (Außendeich).
Die Darstellung der Denkmale beginnt, abwei-
chend von der üblichen alphabetischen Ortsteil-
beschreibung, mit den Siedlungen der nördli-
chen Deichstrecke (Balje, Elbdeich Ost und
West). Anschließend werden die südlichen
Ortsteile Baljerdorf und Eggerkamp sowie das
westliche Hörne und zum Schluß die nahe der
Oste gelegenen Einzelhöfe Altenwisch und
Neuenhof vorgestellt.
Der erstmals 1384 auftretende Name Balje be-
zeugt, daß der Ort an einer tief in das Mar-
schenland einschneidenden Entwässerungsrin-
ne (= Balje) entstanden ist. In der typischen
Deichreihensiedlung überwiegen kleine Landar-

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