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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0250
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Bemerkenswerter Baubestand hat sich auf den
beiden Vollhöfe, die nördlich der von Apensen
nach Zeven führenden Landstraße 127 auf dem
rückwärtigen Teil großer baumbestandener
Grundstücke angeordnet sind, nicht erhalten.
SAUENSIEK - REVENAHE

Südlich von Kammerbusch schließt der Ort Re-
venahe an, der im Quellgebiet des zur Aue
fließenden Steinbecks entstanden ist. Auf den
beiden Vollhöfen, die in einem von Lindenallee
und Kleiner Chaussee gebildeten Winkel pla-
ziert sind, kann einzig ein als Stall genutzter
Zweiständerbau im hinteren Teil des Hofes Klei-
ne Chaussee 3 als denkmalwürdig eingestuft
werden. Das 1862 erbaute stattliche Haus
weist unter dem als Halbwalm ausgebildeten
Reetdach eine gleichmäßige Fachwerkstruktur
auf.

SAUENSIEK - WIEGERSEN

Etwa drei Kilometer westlich von Sauensiek
dehnt sich das Haufendorf Wiegersen zwischen
zwei leichten Anhöhen aus. Südlich der ost-
west gerichteten Kreisstraße 53, die den Ort an
das überregionale Verkehrsnetz anbindet, befin-
det sich seit 1627 das ehemalige Rittergut des
Adelsgeschlechts von der Lieth, die auch zu
den Gerichtsherren des „Adeligen Gerichts auf
dem Delm“ zählten. Ursprünglich hatten sie
ihren Stammsitz wohl im heutigen Agathen-
burg, das bis zur Schwedenzeit Lieth hieß (nie-
derdeutsch für Abhang). Im 19.Jh. ist der Guts-
besitz stark erweitert und systematisch aufge-
forstet worden, so daß sich großflächige Wälder
bis an die Kreisgrenze heranziehen und die Be-
bauung des Dorfes zweiseitig umschließen. Der
Gutsbezirk, auf dem mehrere zumeist jüngere
Bauten locker verteilt liegen, grenzt sich vom
Straßenraum durch eine etwa zwei Meter hohe,
mit Türmen und Torbogen gegliederte Back-

Wiegersen, Schusterstraße, Erdspeicher


Steinmauer ab, in die ein um 1900 errichteter
und später umgebauter giebelständiger Back-
steinbau integriert ist.
Östlich des Rittergutes gruppierten sich die drei
Vollhöfe um ein von Dorf- und Wiegerser Straße
gebildetes Vieleck. Durch Einfamilienhausneu-
bauten ist dieser Bereich stark verdichtet. Wei-
tere Wohngebäude sind an den strahlenförmig
von der Ortsmitte in die Feldmark führenden
Wegen entstanden, so daß Wiegersen heute
stark zersiedelt ist.
Einen besonderen Akzent in der Dorfmitte setzt
das Wohnwirtschaftsgebäude Schusterstraße 2,
welches den Spättypus der Zweiständerbau-
weise verkörpert. So sind die Kübbungen im
Backsteingiebel des Wirtschaftsteils nur ange-
deutet, im Wohnteil fehlen sie ganz (erb. Ende
19.Jh.). Auf dem Nachbargrundstück hat sich
einer der wenigen Grubenspeicher des 19.Jh.
erhalten. Das reetgedeckte Dach ist dreiseitig
fast bis zum Erdboden gezogen, nur der Ein-
gangsgiebel wurde in Fachwerk ausgeführt
(Schusterstraße).

STEINKIRCHEN

Das im Alten Land auf dem linken Lüheufer ge-
legene Steinkirchen grenzt als einzige der vier
Lühegemeinden an die Elbe, nachdem das
nördliche Grünendeich durch Sturmfluten des
14. und 15.Jh. das Mittelstück seiner Flur verlo-
ren hat.
Der Name Steinkirchen tritt erstmals 1386 auf,
als die einzelnen Kirchspiele an der Lühe durch
eigene Namen unterschieden wurden. Zuvor
war für das gesamte Kolonisationsgebiet der
zuerst 1221 erwähnte Name Lu gebräuchlich,
also eine Übertragung des Flußnames auf die
Siedlung. Steinkirchen, das eine der Haupt-
mannschaften des Alten Landes bildete, ent-
wickelte sich zum zentralen Ort an der Lühe. In
seiner Dorfanlage ist es durch eine Siedlungs-
verdichtung rund um die Kirche, die Bürgerei,
gekennzeichnet, an die nördlich und südlich
Deichhufensiedlungen anschließen.

Revenahe, Kleine Chaussee 3, Wohnwirtschaftsgebäude, 1862


Erschlossen wird Steinkirchen durch die auch
Obstmarschenweg genannte Landesstraße
140, welche Hamburg mit Stade verbindet und,
von Mittelnkirchen kommend, südlich der Kir-
che die Lühe überquert. Ihre durchgängige Be-
bauung endet mit den am Elbdeich gelegenen
Häusern des nördlichen Ortsteiles Huttfleth. An
dem anschließenden parallel zur Elbe Richtung
Nordwesten geführten Teilstück finden sich nur
die wenigen Bauten der Ortsteile Sietwende
und Wetterndorf, dessen Hausstellen wohl mit
dem Bau eines neuen Entwässerungskanals,
dem Steinkirchener Neu Wettern um 1550 ent-
standen sind. Mit Bachenbrock hat sich am
Hinterdeich parallel zu Huttfleth eine zweite, al-
lerdings locker bebaute und mittlerweile durch
Neubauten nachverdichtete Siedlungsreihe ent-
wickelt.
In den letzten Jahren ist zudem ein ausgedehn-
tes Neubaugebiet westlich der Kirche ausge-
wiesen worden, das sich gut 500 Meter in die
Wirtschaftsflächen hinein erstreckt und die Ein-
wohnerzahl auf rund 1800 ansteigen ließ.

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