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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0162
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Die beiden traufständig ausgerichteten Gebäu-
de sind in Massivbauweise ausgeführt, durch
Zierfriese gegliedert und - mit Ausnahme des
Erdgeschosses von Nr. 96 - durch Rundbogen-
fenster belichtet. Ein weiteres Gestaltungsmerk-
mal des Wohnhauses Nr. 97 (erb. 1872) ist die
mittige, hinter Säulen zurückliegende Eingangs-
nische. Ebenfalls Bestandteil der Gruppe ist der
1934 massiv erbaute Obstspeicher.
Unter weitgehendem Verzicht auf historische
Schmuckelemente, wie sie für die oben darge-
stellten Beispiele charakteristisch waren, ist der
Backsteinbau Nr. 94 in Anklang an die Reform-
bestrebungen vor dem Ersten Weltkrieg ausge-
führt worden. Hervorstechende Charakteristika
sind die flächenhafte Wirkung des schlicht ge-
haltenen Straßengiebels und die filigrane Ober-
lichtteilung der zweiflügeligen Fenster (erb.
1911).
Der Name Neuhof für das südliche Ende der
als Sackgasse ausgebildeten Erschließungs-

straße erinnert an ein hier gelegenes Vorwerk
des Harsefelder Klosters auf dem Grundstück
Nr. 118. Es ist heute mit einem stattlichen Hal-
lenhaus besetzt, dessen Wirtschaftsteil massiv
ummantelt worden ist, während der Wohnteil in
Fachwerk erhalten blieb (erb. 19.Jh.).
Innerhalb der insgesamt erneuerten Gebäude-
substanz dieses Straßenabschnitts nahm der
mächtige Zweiständerbau Nr. 103 mit einem
vorkragenden Giebel der klassizistischen Periode
und mittigem Holzsäulenportal eine herausra-
gende Stellung ein; allerdings befand sich das
seit einem Brand 1983 unbewohnte Haus zuletzt
in einem schlechten baulichen Zustand und wur-
de vor kurzem abgerissen (erb. Mittel 19.Jh.).
Ein zweites nennenswertes Objekt ist das sym-
metrisch gegliederte Traufenhaus Nr. 106 mit
einem als Halbwalm ausgebildeten Reetdach,
welches vor wenigen Jahren modernisiert wor-
den ist (erb. wohl Mitte des 19.Jh.).


Hammah, Im Busch 9, Wohnwirtschaftsgebäude, 1822

Hammah, An der Lohe 20, Wohnwirtschaftsgebäude, 1853


HAMMAH

Weite Teile der acht Kilometer nordwestlich von
Stade gelegenen Gemeinde werden von
Feuchtgebieten eingenommen, insbesondere
dem nordöstlich anschließenden Kehdinger
Moor. Aus ihnen ragt eine etwa zehn Meter ho-
he Geestinsel heraus, an deren Abhang die
Dorflage des Ortes Hammah angesiedelt ist.
Seine Gründung als eines der vier Urdörfer der
Ostemarsch ist wohl schon für die Chaukenzeit
200 v. Ohr. - 300 n.Chr. anzunehmen. Aber
auch eine bis in die Jungsteinzeit zurückrei-
chende Besiedlung ist durch vorgeschichtliche
Funde belegt.
Die um 1500 genannten elf Feuerstellen ver-
dichteten sich zu einem unregelmäßig parzel-
lierten Haufendorf, dessen Kern westlich der
heutigen Durchgangstraße um das Wegekreuz
Eichenweg/An der Loge/Pinnbarg lag. Eine
Weiterentwicklung des Ortsgrundrisses vollzog
sich Anfang des 19.Jh. zunächst mit Anbauer-
stellen entlang der nach Himmelpforten führen-
den Straße Westerende und später mit dem
Bau des Bahnhofs um 1880 auch in südliche
Richtung. Die von einer Vielzahl unterschiedli-
cher Haustypen begleitete Bahnhofstraße stellt
heute die Verbindung zur südlich vorüber-
führenden Bundesstraße 73 her. Nicht zuletzt
durch diese Einbindung in das überregionale
Verkehrsnetz hat sich Hammah zu einem at-
traktiven Wohnort in der Nähe Stades ent-
wickelt, wie die umfangreichen Neubaugebiete
am östlichen Dorfrand verdeutlichen.
Nachhaltig belebt wird das Ortsbild auch heute
noch durch eine Anzahl reetgedeckter Zwei-
ständerbauten des 19.Jh., die ein gleichmäßi-
ges Fachwerk unter den in der Regel gewalm-
ten Reetdächern zeigen. Ihre nahezu identisch
gestalteten Wirtschaftsgiebel weisen beidseitig
des Dielentores 3x4 Gefache mit je einem Fen-
ster in der obersten Reihe auf sowie zwei Mist-
gangtüren in den Kübbungen.
Diese Fassadenausbildung zeigen auch die
Hallenhäuser Schulstieg 1 mit einem womög-
lich noch in das 18.Jh. zurückreichenden In-
nengerüst, das 1814 an diese Stelle umgesetzt
worden sein soll und Im Busch 9 am nordwest-
lichen Dorfrand. Der 1822 vom Meister BR ab-
gezimmerte Bau ist durch ein rechtwinklig an-
gesetztes Wohnhaus von 1935 ergänzt wor-
den. Ihm gegenüber ist von mächtigen
Hofbäumen gerahmt das Wohnwirtschaftsge-
bäude Im Busch 8 mit einem um 1900 erneuer-
ten Backsteinwohngiebel angeordnet. Hier ist
der steil ausgebildete Wirtschaftsgiebel zusätz-
lich mit Kopfbändern versehen (erb. 1814).
In dem sich südlich anschließenden Gebiet bis
zum Straßenzug „An der Lohe“ kann der dörfli-
che Charakter mit einer unregelmäßigen Wege-
führung zwischen den großzügigen, mit hohen
Bäumen bestandenen Parzellen noch weitge-
hend ungestört erlebt werden. Zu den nen-
nenswerten Objekten gehören die Zweiständer-
bauten An der Lohe 6 (erb. 1821), An der Lohe
20 (dat.1853) und Westerende 8 (erb. um
1850).
Stark verändert hingegen hat sich das Bild an
der Durchgangsstraße, wo der historische Bau-

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