Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0021
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Als das Königreich Hannover 1866 preußische Provinz wurde, blieben diese Verwal-
tungsstrukturen vorerst bestehen, bis 1883 die Landdrosteien in Regierungsbezirke um-
gewandelt und 1885 anstelle der Ämter Kreise gegründet wurden. Während die nun
entstandenen Kreise Freiburg und Jork unverändert weiter bestanden, wurden die Ämter
Harsefeld und Himmelpforten zum Geestkreis Stade zusammengelegt. Mit der Bildung
des Kreises Stade 1932 endete die seit dem mittelalterlichen Landesausbau bestehen-
de politische Einheit des Alten Landes, denn sein östlicher Abschnitt, die dritte Meile,
wurde dem Kreis Harburg angegliedert. Während die Orte Hove und Moorende seit
1972 wieder Teil des Kreisgebietes sind, waren Francop, Nincop und Neuenfelde sowie
das an der Estemündung gelegene Cranz im Zuge des Groß-Hamburg Gesetzes bereits
1937 an die Stadt Hamburg abgetreten worden.
Seit der zwischen 1969 und 1971 durchgeführten Gemeindereform gliedert sich der
Landkreis in die beiden Einheitsgemeinden Jork und Drochtersen sowie 36 Gemeinden,
welche in den Samtgemeinden Apensen, Fredenbeck, Harsefeld, Himmelpforten, Hor-
neburg, Lühe, Nordkehdingen und Oldendorf zusammengefaßt sind.

Naturräumliche Gliederung und Siedlungsformen

Territoriale Gliederung 1885 (Witt. W. 1951)



Der im Nordosten Niedersachsens, im sogenannten Elbe-Weser-Dreieck gelegene
Landkreis Stade grenzt im Osten auf einer Länge von 70 Kilometern an die Elbe, die zu-
gleich die Landesgrenze zu Schleswig-Holstein markiert. Auch die westliche Grenzlinie
gegen den Landkreis Cuxhaven folgt mit der Oste als größtem Nebenfluß der Elbe in
weiten Teilen einem Wasserlauf. Im Süden stößt das 1266 Quadratkilometer große
Kreisgebiet an die Nachbarkreise Rotenburg/Wümme und Harburg sowie im Südosten
an die Stadt Hamburg. Seine größte Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 46 Kilometer, die
größte West-Ost-Ausdehnung 35 Kilometer.
Zu den vorherrschenden Landschaftsformen Geest (44,4 %) und Marsch (35,7 %) tritt
als drittes Element das Moor mit 12,7 % hinzu. Die restlichen 8 % der Landkreisfläche
sind mit Wasser bedeckt.

Die Geest
Die älteste Landschaftsformation wurde im wesentlichen von der vorletzten Vereisung,
der Saaleeiszeit (etwa 230.000 bis 180.000 v. Chr.) geprägt, deren Gletschermassen
sich von Norden her mehrfach bis an die Mittelgebirgsschwelle vorschoben und deren
Ablagerungen (Grund- und Endmoränen) die sandige und hügelige Geestlandschaft ent-
stehen ließen, welche das südwestliche Kreisgebiet ausfüllt und im Norden bis an die
nördlich von Himmelpforten beginnende Ostemarsch heranreicht. Der niederdeutsche
Name rührt von der ehemaligen Unfruchtbarkeit der Böden (= güst) im Vergleich zu den
Marschenböden her.
Diese leicht wellige, sich sowohl nach Nord- als auch nach Südwesten langsam abfla-
chende Ebene, mit dem 65 Meter hohen Litberg als höchster Erhebung, wird von den
Tälern der Flüsse Este, Aue und Schwinge in drei Hügelketten gegliedert. Eingestreut in
die Landschaft sind zahlreiche kleinere Moore, die als sog. Niedermoore in den abflußlo-
sen Bodenmulden emporgewachsen sind. Der sandige, wenig fruchtbare Geestboden
war ursprünglich größtenteils mit Wäldern bewachsen, an deren Stelle als Folge von
jahrhundertelangem Raubbau durch Überweidung und Abholzung die Heide als Sekun-
därlandschaft trat. Mittlerweile ist auch sie infolge der fortschreitenden Technisierung
seit dem ausgehenden 19.Jh. sowie der Gemeinheitsteilung weitgehend verschwunden
und das Bild der Geestlandschaft wird heute von landwirtschaftlichen Nutzflächen be-
herrscht, aufgelockert durch einzelne kleinere Waldstücke.
Im Abstand zwischen zwei und vier Kilometern verteilen sich die einzelnen Siedlungen,
zumeist Haufendörfer, in seltenen Fällen auch Weiler mit nur wenigen Wohnstätten.
Charakteristisch für beide Siedlungsformen ist eine unregelmäßige Anordnung der Hof-
anlagen auf unterschiedlich geformten Parzellen. Bevorzugt bei der Wahl von Siedlungs-
plätzen war eine Talrandlage zwischen trockenem Ackerland und feuchten Auen in Ne-
bentälern größerer Wasserläufe, was u.a. bei den Ortsnamen durch die Endungen
-beck oder -a, -ah (Wasser) angedeutet wird. Innerhalb der Ortsnamenforschung wird
bestimmten Endungen jeweils eine Zeitspanne als erster Anhaltspunkt für die Ortsgrün-
dung zugeordnet, wobei Umbenennungen zu berücksichtigen sind. Der ältesten Sied-

17
 
Annotationen