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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0154
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Grünendeich, Königl. Preuß. Landesaufnahme, 1878 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)


weiten und aussteifende Kopfbänder an den
Hauptständern gekennzeichnet. Während hier
das Reetdach in beiden Giebeln bis zum Tor-
balken hinunterreicht, wurde es im einstigen
Haupthaus, das aus der 1. Hälfte des 19.Jh.
stammt, als Halbwalm ausgebildet.
Der Name „Seestraße'' im nordöstlichen Ge-
meindegebiet weist auf eine noch im 18,Jh.
vorhandene Wasserfläche, die sich auch im
Siedlungsbild durch unregelmäßig radial verlau-
fende Entwässerungsgräben deutlich von der
sonst linear ausgerichten Hufenstruktur absetzt.
Von den wenigen Bauten des 19. und 20.Jh.
besitzt das unmittelbar an der Gemeindegrenze
gelegene Wohnwirtschaftsgebäude Seestraße
18 Denkmalwert. Unter dem Satteldach mit
Reetdeckung sind beide Giebelflächen verbrei-
tert. Während sich der Wirtschaftsgiebel durch
hochrechteckige Gefache beidseitig des Dielen-
tores auszeichnet, ist der Wohngiebel massiv
erneuert worden (erb. wohl Mitte 19.Jh.).

Grünendeich, Kirchenstieg 21, Oberfeuer, von Nordosten


GRÜNENDEICH

Die Gemarkung der unmittelbar an der Elbe ge-
legenen Altländer Gemeinde Grünendeich be-
steht aus zwei Teilen, zwischen die sich etwa
einen Kilometer breit die Gemeinde Steinkir-
chen schiebt; das größere östliche Teilstück er-
streckt sich zwischen dem weiten Lühebogen
und dem Straßenzug Huttfleth, das kleinere
westliche Teilstück Sandhörn ist ein Rest des
untergegangenen Ortes Halstenfleth. Diese Er-
scheinung ist eine Folge von schweren Sturm-
fluten im 14. und 15.Jh., bei denen sich die To-
pographie des Altländer Elbufers grundlegend
verändert hat. Seinerzeit ging auch das erst-
mals 1139 und zuletzt 1432 erwähnte Kirch-
spiel Bardesfleth unter, das im 16.Jh. schon
nicht mehr exakt zu lokalisieren war. Die neu
besiedelte südliche Restfläche seiner Gemar-
kung erhielt den Namen Grünendeich, der erst-
mals 1449 auftrat; das Kirchspiel selber wird
um 1500 erwähnt.
Grünendeich, das durch seine Lage an der
Lühemündung besonders begünstigt war, zählt
zu den bedeutenden Schifferorten an der Un-
terelbe. Eine noch heute betriebene Fährverbin-
dung zum schleswig-holsteinischen Schulau bei
Wedel bestand bereits im 15.Jh. und war vor
allem für den Ochsenhandel mit Holland rele-
vant.
Da sich die Landwirtschaft in dem Ort, der über
vergleichsweise wenig Anbauflächen verfügt,
nur begrenzt entwickeln konnte, bildete die
Schiffahrt die Haupterwerbsquelle; daneben
verfügte jede Schifferfamilie über einen kleinen
landwirtschaftlichen Betrieb. Ein Ausdruck die-
ser Wirtschaftsstruktur ist die Siedlungsanlage:
entlang den Deichen von Elbe und Lühe stehen
die Wohnhäuser und Katen der Schiffer. Hinzu
tritt an der Elbe eine zweite, von wenigen Höfen
gebildete Siedlungsreihe mit bis zu 500 Meter
langen Grundstücken, die an den südlichen
Minnen- bzw. Steinweg heranreichen.
Dieser alte Feldweg erschloß zusammen mit
dem 1706 angelegten Kirchenstieg ein bis ins
20.Jh. hinein weitgehend siedlungsfreies Areal,
das innerhalb eines auf der Spitze stehenden

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