Weiter südlich liegt in Höhe der großen Lühe-
schleife giebelständig zum Deich ausgerichtet
der weiß gestrichene Backsteinbau mit verbret-
terter Giebelspitze Lühedeich 28. Bemerkens-
wert sind zwei klassizistisch gestaltete Eingang-
stüren, wobei die zum Deich orientierte eine
Giebelbekrönung besitzt (erb. um 1830).
Der gleichen Bauzeit sind auch die Fachwerk-
bauten Lühedeich 66 und 68 (dat. 1830) zuzu-
ordnen, deren zum Deich hin vorgeblendeten
symmetrisch organisierten Backsteingiebel mit
Ziegelornamenten aus der Zeit um 1900 eben-
falls weiß gestrichen wurden. In der Giebelaus-
bildung folgt der kleine Walm des Reetdachs
dem rund gemauerten und von Gesimsen be-
gleiteten oberen Abschluß. Beide Wohnhäuser
sind zu einer Denkmalgruppe zusammengefaßt,
die durch zwei schlichte und überformte Back-
steinbauten der Jahrhundertwende (Nrn. 70
und 72) komplettiert wird.
Vereinzelt sind im 19.Jh. auch Bauwerke
außendeichs, wie z.B. die ehemalige Flußwerft
Lühedeich 19 in einer Kehre der Lühe errichtet
worden. Anlagen dieser Art waren an den Ne-
benflüssen der Elbe bis in die erste Nachkriegs-
zeit hinein für eine rege Küstenschiffahrt unent-
behrlich, denn hier wurden besonders kleinere
Schiffe wie Elbewer und Lühejollen gefertigt und
repariert. Seit 1985 ist auch diese letzte noch
betriebene Werft stillgelegt. Erhalten blieben die
Slipanlagen und kleinen Werkstätten. Das zu-
gehörige auf dem Deich stehende Wohnhaus,
ein Backsteinbau der Jahrhundertwende ent-
hielt, wie bei den alten Flußwerften üblich, eine
Gaststube.
GUDERHANDVIERTEL
Die Gemarkung des Altländer Deichhufendorfes
Guderhandviertel, in der heute gut 1.000 Ein-
wohner leben, schließt südlich an Steinkirchen
an und reicht, nach Süden schmaler werdend,
bis kurz vor Horneburg. Während der westliche
Grünendeich, Lühedeich 66, Wohnhaus
Hinterdeich ziemlich geradlinig gegen das Hor-
neburger Moor verläuft, sorgt die Lühe für eine
stärker bewegte Ostgrenze. Das hier etwas
über Meereshöhe liegende Gemeindeland fällt
fast unmerklich nach Westen hin ab und wird
durch den insgesamt sieben Kilometer langen
Steinkirchener Neuwettern in die Elbe entwäs-
sert.
Die frühesten schriftlichen Erwähnungen bezie-
hen sich auf den Neßhof, der 1386 im Besitz
des Klosters Harsefeld bezeugt ist, und den
Bergfried (1377), der einzigen mittelalterlichen
Befestigung des Alten Landes. Deutlich später,
nämlich 1524, tritt erstmals der Ortsname als
Bezeichnung für eines der beiden „Viertel“ des
Kirchspiels Steinkirchen auf, die „Kerckverndell“
und „Ghuderhandeverdendel“ genannt werden.
Beide bildeten je eine Hauptmannschaft, die
Mitte des 19.Jh. in Gemeinden umgewandelt
wurden.
Die Siedlungsstruktur Guderhandviertels zeigt
ebenso wie die der anderen Lühegemeinden ei-
ne ganz regelmäßige Anlage aus langen
schmalen Grundstücken und geradlinig geführ-
ten Entwässerungsgräben, so daß hier eben-
falls eine planmäßige Kolonisation im 12.Jh. an-
zunehmen ist.
Entlang der deichbegleitenden, vielfach gewun-
denen Straße, die im Nordteil als Bergfried, im
mittleren Abschnitt als Guderhandviertel und
südlich der Neuenkirchener Lühebrücke als
Neuhof bezeichnet wird, reihen sich einseitig
die Hofstellen aneinander. Der Denkmalbestand
Guderhandviertels zeichnet sich durch eine
Vielzahl intakter Wohnwirtschaftsgebäude mit
oftmals prächtigen Staßengiebeln aus, da hier,
im Gegensatz zu den beiden Gemeinden der
östlichen Lüheseite, die Wohngiebel aufgrund
ihrer Ostorientierung besser erhalten geblieben
sind und auch ein Ausbau der Straße nur sehr
begrenzt stattgefunden hat.
Allein im Abschnitt Bergfried finden sich vier
Vertreter einer durch kräftige Giebelvorkragun-
gen gekennnzeichneten älteren Bauweise. Be-
sonders aufwendig ist der Giebel des ältesten,
wohl aus dem 17.Jh. stammenden Baus Nr. 6
ausgeführt, denn hier zieren Fasen in Schiffs-
kehl- und Eierstabform die Füllhölzer. Schräg
geschnittene seitliche Konsolen und Pseudo-
Stichbalken folgen der Neigung des dreifach
abgesetzten Ortganges. Eine Erneuerung der
Erdgeschoßzone ist im 19.Jh., vermutlich 1875,
erfolgt. Auch der benachbarte ehemalige Alten-
teiler Nr. 6a zeigt diese Konstruktionsweise, je-
doch in einer schlichteren Ausführung, denn
hier sind die Füllhölzer als gerundeter Viertel-
stab ausgebildet (erb. wohl 1. Hälfte 18.Jh.).
Variationsreiches Buntmauerwerk hat sich im
Giebel des Hallenhauses Bergfried 21 erhalten.
Das inschriftlich 1822 datierte und 1954 erneu-
erte Haus zeigt die typischen Stilelemente der
Zeit um 1700 mit kräftig profilierten Knaggen.
Ein selten gewordenes Attribut ist der dreifach
gestufte Ortgang des Reetdaches. An dem
Nachbarhaus Nr. 23 ist die klassizistisch gestal-
tete Brauttür beachtenswert. Die hier angege-
bene Jahreszahl 1840 bezieht sich möglicher-
weise auf einen Umbau, da auch die Erdge-
schoßfenster dem 19.Jh. zuzuordnen sind,
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schleife giebelständig zum Deich ausgerichtet
der weiß gestrichene Backsteinbau mit verbret-
terter Giebelspitze Lühedeich 28. Bemerkens-
wert sind zwei klassizistisch gestaltete Eingang-
stüren, wobei die zum Deich orientierte eine
Giebelbekrönung besitzt (erb. um 1830).
Der gleichen Bauzeit sind auch die Fachwerk-
bauten Lühedeich 66 und 68 (dat. 1830) zuzu-
ordnen, deren zum Deich hin vorgeblendeten
symmetrisch organisierten Backsteingiebel mit
Ziegelornamenten aus der Zeit um 1900 eben-
falls weiß gestrichen wurden. In der Giebelaus-
bildung folgt der kleine Walm des Reetdachs
dem rund gemauerten und von Gesimsen be-
gleiteten oberen Abschluß. Beide Wohnhäuser
sind zu einer Denkmalgruppe zusammengefaßt,
die durch zwei schlichte und überformte Back-
steinbauten der Jahrhundertwende (Nrn. 70
und 72) komplettiert wird.
Vereinzelt sind im 19.Jh. auch Bauwerke
außendeichs, wie z.B. die ehemalige Flußwerft
Lühedeich 19 in einer Kehre der Lühe errichtet
worden. Anlagen dieser Art waren an den Ne-
benflüssen der Elbe bis in die erste Nachkriegs-
zeit hinein für eine rege Küstenschiffahrt unent-
behrlich, denn hier wurden besonders kleinere
Schiffe wie Elbewer und Lühejollen gefertigt und
repariert. Seit 1985 ist auch diese letzte noch
betriebene Werft stillgelegt. Erhalten blieben die
Slipanlagen und kleinen Werkstätten. Das zu-
gehörige auf dem Deich stehende Wohnhaus,
ein Backsteinbau der Jahrhundertwende ent-
hielt, wie bei den alten Flußwerften üblich, eine
Gaststube.
GUDERHANDVIERTEL
Die Gemarkung des Altländer Deichhufendorfes
Guderhandviertel, in der heute gut 1.000 Ein-
wohner leben, schließt südlich an Steinkirchen
an und reicht, nach Süden schmaler werdend,
bis kurz vor Horneburg. Während der westliche
Grünendeich, Lühedeich 66, Wohnhaus
Hinterdeich ziemlich geradlinig gegen das Hor-
neburger Moor verläuft, sorgt die Lühe für eine
stärker bewegte Ostgrenze. Das hier etwas
über Meereshöhe liegende Gemeindeland fällt
fast unmerklich nach Westen hin ab und wird
durch den insgesamt sieben Kilometer langen
Steinkirchener Neuwettern in die Elbe entwäs-
sert.
Die frühesten schriftlichen Erwähnungen bezie-
hen sich auf den Neßhof, der 1386 im Besitz
des Klosters Harsefeld bezeugt ist, und den
Bergfried (1377), der einzigen mittelalterlichen
Befestigung des Alten Landes. Deutlich später,
nämlich 1524, tritt erstmals der Ortsname als
Bezeichnung für eines der beiden „Viertel“ des
Kirchspiels Steinkirchen auf, die „Kerckverndell“
und „Ghuderhandeverdendel“ genannt werden.
Beide bildeten je eine Hauptmannschaft, die
Mitte des 19.Jh. in Gemeinden umgewandelt
wurden.
Die Siedlungsstruktur Guderhandviertels zeigt
ebenso wie die der anderen Lühegemeinden ei-
ne ganz regelmäßige Anlage aus langen
schmalen Grundstücken und geradlinig geführ-
ten Entwässerungsgräben, so daß hier eben-
falls eine planmäßige Kolonisation im 12.Jh. an-
zunehmen ist.
Entlang der deichbegleitenden, vielfach gewun-
denen Straße, die im Nordteil als Bergfried, im
mittleren Abschnitt als Guderhandviertel und
südlich der Neuenkirchener Lühebrücke als
Neuhof bezeichnet wird, reihen sich einseitig
die Hofstellen aneinander. Der Denkmalbestand
Guderhandviertels zeichnet sich durch eine
Vielzahl intakter Wohnwirtschaftsgebäude mit
oftmals prächtigen Staßengiebeln aus, da hier,
im Gegensatz zu den beiden Gemeinden der
östlichen Lüheseite, die Wohngiebel aufgrund
ihrer Ostorientierung besser erhalten geblieben
sind und auch ein Ausbau der Straße nur sehr
begrenzt stattgefunden hat.
Allein im Abschnitt Bergfried finden sich vier
Vertreter einer durch kräftige Giebelvorkragun-
gen gekennnzeichneten älteren Bauweise. Be-
sonders aufwendig ist der Giebel des ältesten,
wohl aus dem 17.Jh. stammenden Baus Nr. 6
ausgeführt, denn hier zieren Fasen in Schiffs-
kehl- und Eierstabform die Füllhölzer. Schräg
geschnittene seitliche Konsolen und Pseudo-
Stichbalken folgen der Neigung des dreifach
abgesetzten Ortganges. Eine Erneuerung der
Erdgeschoßzone ist im 19.Jh., vermutlich 1875,
erfolgt. Auch der benachbarte ehemalige Alten-
teiler Nr. 6a zeigt diese Konstruktionsweise, je-
doch in einer schlichteren Ausführung, denn
hier sind die Füllhölzer als gerundeter Viertel-
stab ausgebildet (erb. wohl 1. Hälfte 18.Jh.).
Variationsreiches Buntmauerwerk hat sich im
Giebel des Hallenhauses Bergfried 21 erhalten.
Das inschriftlich 1822 datierte und 1954 erneu-
erte Haus zeigt die typischen Stilelemente der
Zeit um 1700 mit kräftig profilierten Knaggen.
Ein selten gewordenes Attribut ist der dreifach
gestufte Ortgang des Reetdaches. An dem
Nachbarhaus Nr. 23 ist die klassizistisch gestal-
tete Brauttür beachtenswert. Die hier angege-
bene Jahreszahl 1840 bezieht sich möglicher-
weise auf einen Umbau, da auch die Erdge-
schoßfenster dem 19.Jh. zuzuordnen sind,
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