Ebenfalls auf dem Grundstück plaziert ist ein
reetgedecktes Nebengebäude mit Längsauf-
schluß. Hierbei handelt es sich um eine ehema-
lige Scheune, die 1937 unter Anhebung des
Dachstuhls zu einem Obstlager umgebaut wor-
den ist. Die hierfür erneuerten Außenwände
sind zweischalig mit einer Torfdämmung ausge-
führt worden, ein wohl üblicher Wandaufbau für
diesen Gebäudetyp.
HORNEBURG
Die Gemarkung der zwischen Stade und
Buxtehude gelegenen Gemeinde reicht im
Osten mit Marschland bis an den Altländer Hin-
terdeich heran und im Westen mit einem bis zu
40 Meter hohen Geestrücken in den Rüstjer
Forst hinein.
Diese beiden Landschaftsformen sind ebenfalls
für die Topographie des unmittelbar am Geest-
rand angesiedelten Fleckens Horneburg be-
stimmend. Er wird im Süden von der Aue
durchflossen, die ab hier Lühe heißt und in
ihrem geschwungenen Verlauf bis zur Elbe
beidseitig vom Lühedeich begleitet wird.
Die Entwicklung Horneburgs ist eng mit einer
im Winkel (= Horn) der Aue errichteten Burg
verbunden, die 1255 auf Grund und Boden des
Harsefelder Klosters durch den Bremer Erzbi-
schof Gerhard II. (1219-1258) errichtet worden
ist. Man sieht in ihr eine Gegengründung zu der
1253 wiedererrichteten, ähnlich geschützt im
Moor gelegenen Harburg. Darüber hinaus dien-
te sie der Überwachung des u.a. vom Kloster
kolonisierten Alten Landes und der Schiffahrt
auf der Lühe. Der Bau dieser Burg auf moori-
gem Boden an einer verkehrsgünstigen Stelle,
wo sich die Straße von Stade nach Harburg mit
der Furt über die Aue kreuzt, war erst nach der
Eindeichung der Flußläufe möglich geworden.
Die Burg war mit Burgmännern als Lehensträ-
ger des Erzbischofs besetzt (sog. Ministeriale),
deren Zahl zwischen acht und zwölf schwank-
te. Sie entstammten den angesehensten Famili-
en der Umgebung, beispielsweise derer von
Bliedersdorf, von Borch, Schulte von der Lühe,
von Zesterfleth, von Rönne und von Mar-
schalck. Zu ihren Pflichten gehörte die Verteidi-
gung und Erhaltung der Burg sowie der Schutz
des Harsefelder Klosters, zu ihren Rechten die
Erhebung von Zollgeldern und vor allem die Ge-
richtsherrschaft über das Burggericht. Der be-
kannteste unter ihnen war Hinrich von Borch,
genannt der „Isern Hinnerk“. Er hatte sich 1307
der Wahl des Bremer Erzbischofs Jonas wider-
setzt und erst nach der Zerstörung seiner Burg
im Beckdorfer Moor aufgegeben.
Als zu Beginn des 16.Jh. die Horneburg ihre
Bedeutung zu verlieren begann, verließen die
Burgmänner diese und siedelten sich außerhalb
an, ihr Burglehen behielten sie aber zunächst
noch. Es entstanden sowohl die Esteburg in
Moorende (1611) als auch fünf Horneburger
Güter, von denen heute noch drei erhalten sind
(Marschdamm 4, Im Kleinen Sande 9 und das
jetzige Dorfgemeinschaftshaus, der sogenannte
Burgmannshof Lange Straße 38). Die nun feh-
lende Verteidigung der Burg ermöglichte ihre
Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg durch den
schwedischen Grafen Königsmarck, dem Er-
bauer des Agathenburger Schlosses. Sie ist
nicht wieder aufgebaut worden.
Das Privileg der Gerichtsbarkeit des Hornebur-
ger Burggerichts behielten die Burgmänner bis
zur Umwandlung in ein königliches Gericht
1835. Nach der Vereinigung mit dem Gericht
Delm und Teilen der Ämter Harsefeld und Zeven
entstand hieraus 1852 das königliche Amt Hor-
neburg, welches schon 1859 im Amt Harsefeld
aufging und mit diesem 1885 zum Kreis Stade
kam. Seit 1972 hat Horneburg den Sitz einer
Samtgemeinde inne, zu der auch Agathenburg,
Bliedersdorf, Dollern und Nottensdorf gehören.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes, in
dem sich eine bedeutende Landwirtschaft
durch die Dominanz seitens der Burgmänner
nicht entwickeln konnte, ist durch die frühe An-
siedlung von Handwerkern und Gewerbetrei-
benden gekennzeichnet. 1795 werden 236
Wöhrden, Wöhrden 19, Gutshaus
Handwerker in 60 Berufen angegeben, darunter
35 Acker- und Fuhrleute sowie 24 Schuster.
Diese besondere ökonomische Struktur drückt
sich auch in der kleinteiligen Parzellierung der
alten Ortslage aus. Um die Produkte der ansäs-
sigen Handwerker absetzen zu können, fanden
ab 1730 jährlich Märkte statt. Die Nähe Stades
hat der wirtschaftlichen Entwicklung Horne-
burgs jedoch Grenzen gesetzt.
Die wesentliche Struktur der Horneburger Orts-
lage wurde bereits beim Bau der Burg angelegt
und hat sich bis heute erhalten. Nördlich der
ehemaligen Burg führt der Marschdamm ins Al-
te Land, die Verbindung nach Süden Richtung
Buxtehude stellt der Vordamm und nach We-
sten auf die Geest die Lange Straße her. In die-
sem überschwemmungssicheren westlichen
Ortsteil verlaufen auch die beiden wichtigen
Verkehrsanbindungen, seit 1880 die Eisenbahn
und seit den dreißiger Jahren des 20.Jh. die zur
B 73 ausgebaute Umgehungsstraße. Die ver-
besserten Verkehrserschließungen haben die
Entwicklung des Ortes positiv beeinflußt. So
war die Einwohnerschaft Horneburgs zwischen
1839 und 1939 um etwa 500 auf 2.000 Ein-
wohner angestiegen; heute leben rund 5.500
Menschen im Flecken. Durch zahlreiche neue
Wohngebiete, von denen das erste Ende der
zwanziger Jahre an der Sonntagstraße entstan-
den ist, wuchs der Ort immer stärker die Geest
hinauf. Nachdem zunächst die Flächen zwi-
schen den beiden Verkehrslinien und die Moor-
flächen östlich der Straße aufgesiedelt worden
waren, konnte nach Inbetriebnahme des Lühe-
sperrwerks 1967 schließlich auch das Aueufer
mit seinen tiefliegenden Ländereien in die Be-
bauung einbezogen werden.
Der historische Gebäudebestand setzt sich vor-
wiegend aus Bürger- und Ackerbürgerhäusern
zusammen, die wenigen bäuerlichen Betriebe
befinden sich hauptsächlich am Moordamm.
Dieser Straßenzug stellte noch 1880 im großen
und ganzen die nördliche Bebauungsgrenze
dar. Aufgrund von mehreren Bränden reicht die
Bausubstanz nur in wenigen Fällen in das
18.Jh. zurück, allein bei dem letzten Feuer
1758 wurden 36 Gebäude vor allem in der Lan-
gen Straße vernichtet.
Die Aue, welche seit jeher für die Entwicklung
Horneburgs von Bedeutung war, hat ihren jetzi-
gen Verlauf erst mit dem Bau eines neuen Ka-
nals um 1800 erhalten, Ursprünglich führte sie
an der Rückseite der westlichen Vordamm-
grundstücke entlang, kreuzte südlich der Kirche
den Vordamm, umfloß das Grundstück Nr. 9
und führte im Bogen auf den heute noch vor-
handenen Stichkanal im Parkgelände der alten
Burg. Auf der abgebildeten Königl. Preuß. Lan-
desaufnahme von 1878 sind noch beide Läufe
dargestellt; der alte ist erst nach 1960 zuge-
schüttet und nachfolgend mit großmaßstäbli-
chen Solitärbauten entlang des Straßenzuges
„Bleiche“ besetzt worden. Zeitgleich wurde der
Auedamm zur Entlastung der auf Moorboden
gebauten Lange Straße und des Vordamm an-
gelegt.
Marschdamm
Die Verbindung von der Burg ins Alte Land
stellte der im Bogen geführte Marschdamm her.
180
reetgedecktes Nebengebäude mit Längsauf-
schluß. Hierbei handelt es sich um eine ehema-
lige Scheune, die 1937 unter Anhebung des
Dachstuhls zu einem Obstlager umgebaut wor-
den ist. Die hierfür erneuerten Außenwände
sind zweischalig mit einer Torfdämmung ausge-
führt worden, ein wohl üblicher Wandaufbau für
diesen Gebäudetyp.
HORNEBURG
Die Gemarkung der zwischen Stade und
Buxtehude gelegenen Gemeinde reicht im
Osten mit Marschland bis an den Altländer Hin-
terdeich heran und im Westen mit einem bis zu
40 Meter hohen Geestrücken in den Rüstjer
Forst hinein.
Diese beiden Landschaftsformen sind ebenfalls
für die Topographie des unmittelbar am Geest-
rand angesiedelten Fleckens Horneburg be-
stimmend. Er wird im Süden von der Aue
durchflossen, die ab hier Lühe heißt und in
ihrem geschwungenen Verlauf bis zur Elbe
beidseitig vom Lühedeich begleitet wird.
Die Entwicklung Horneburgs ist eng mit einer
im Winkel (= Horn) der Aue errichteten Burg
verbunden, die 1255 auf Grund und Boden des
Harsefelder Klosters durch den Bremer Erzbi-
schof Gerhard II. (1219-1258) errichtet worden
ist. Man sieht in ihr eine Gegengründung zu der
1253 wiedererrichteten, ähnlich geschützt im
Moor gelegenen Harburg. Darüber hinaus dien-
te sie der Überwachung des u.a. vom Kloster
kolonisierten Alten Landes und der Schiffahrt
auf der Lühe. Der Bau dieser Burg auf moori-
gem Boden an einer verkehrsgünstigen Stelle,
wo sich die Straße von Stade nach Harburg mit
der Furt über die Aue kreuzt, war erst nach der
Eindeichung der Flußläufe möglich geworden.
Die Burg war mit Burgmännern als Lehensträ-
ger des Erzbischofs besetzt (sog. Ministeriale),
deren Zahl zwischen acht und zwölf schwank-
te. Sie entstammten den angesehensten Famili-
en der Umgebung, beispielsweise derer von
Bliedersdorf, von Borch, Schulte von der Lühe,
von Zesterfleth, von Rönne und von Mar-
schalck. Zu ihren Pflichten gehörte die Verteidi-
gung und Erhaltung der Burg sowie der Schutz
des Harsefelder Klosters, zu ihren Rechten die
Erhebung von Zollgeldern und vor allem die Ge-
richtsherrschaft über das Burggericht. Der be-
kannteste unter ihnen war Hinrich von Borch,
genannt der „Isern Hinnerk“. Er hatte sich 1307
der Wahl des Bremer Erzbischofs Jonas wider-
setzt und erst nach der Zerstörung seiner Burg
im Beckdorfer Moor aufgegeben.
Als zu Beginn des 16.Jh. die Horneburg ihre
Bedeutung zu verlieren begann, verließen die
Burgmänner diese und siedelten sich außerhalb
an, ihr Burglehen behielten sie aber zunächst
noch. Es entstanden sowohl die Esteburg in
Moorende (1611) als auch fünf Horneburger
Güter, von denen heute noch drei erhalten sind
(Marschdamm 4, Im Kleinen Sande 9 und das
jetzige Dorfgemeinschaftshaus, der sogenannte
Burgmannshof Lange Straße 38). Die nun feh-
lende Verteidigung der Burg ermöglichte ihre
Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg durch den
schwedischen Grafen Königsmarck, dem Er-
bauer des Agathenburger Schlosses. Sie ist
nicht wieder aufgebaut worden.
Das Privileg der Gerichtsbarkeit des Hornebur-
ger Burggerichts behielten die Burgmänner bis
zur Umwandlung in ein königliches Gericht
1835. Nach der Vereinigung mit dem Gericht
Delm und Teilen der Ämter Harsefeld und Zeven
entstand hieraus 1852 das königliche Amt Hor-
neburg, welches schon 1859 im Amt Harsefeld
aufging und mit diesem 1885 zum Kreis Stade
kam. Seit 1972 hat Horneburg den Sitz einer
Samtgemeinde inne, zu der auch Agathenburg,
Bliedersdorf, Dollern und Nottensdorf gehören.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes, in
dem sich eine bedeutende Landwirtschaft
durch die Dominanz seitens der Burgmänner
nicht entwickeln konnte, ist durch die frühe An-
siedlung von Handwerkern und Gewerbetrei-
benden gekennzeichnet. 1795 werden 236
Wöhrden, Wöhrden 19, Gutshaus
Handwerker in 60 Berufen angegeben, darunter
35 Acker- und Fuhrleute sowie 24 Schuster.
Diese besondere ökonomische Struktur drückt
sich auch in der kleinteiligen Parzellierung der
alten Ortslage aus. Um die Produkte der ansäs-
sigen Handwerker absetzen zu können, fanden
ab 1730 jährlich Märkte statt. Die Nähe Stades
hat der wirtschaftlichen Entwicklung Horne-
burgs jedoch Grenzen gesetzt.
Die wesentliche Struktur der Horneburger Orts-
lage wurde bereits beim Bau der Burg angelegt
und hat sich bis heute erhalten. Nördlich der
ehemaligen Burg führt der Marschdamm ins Al-
te Land, die Verbindung nach Süden Richtung
Buxtehude stellt der Vordamm und nach We-
sten auf die Geest die Lange Straße her. In die-
sem überschwemmungssicheren westlichen
Ortsteil verlaufen auch die beiden wichtigen
Verkehrsanbindungen, seit 1880 die Eisenbahn
und seit den dreißiger Jahren des 20.Jh. die zur
B 73 ausgebaute Umgehungsstraße. Die ver-
besserten Verkehrserschließungen haben die
Entwicklung des Ortes positiv beeinflußt. So
war die Einwohnerschaft Horneburgs zwischen
1839 und 1939 um etwa 500 auf 2.000 Ein-
wohner angestiegen; heute leben rund 5.500
Menschen im Flecken. Durch zahlreiche neue
Wohngebiete, von denen das erste Ende der
zwanziger Jahre an der Sonntagstraße entstan-
den ist, wuchs der Ort immer stärker die Geest
hinauf. Nachdem zunächst die Flächen zwi-
schen den beiden Verkehrslinien und die Moor-
flächen östlich der Straße aufgesiedelt worden
waren, konnte nach Inbetriebnahme des Lühe-
sperrwerks 1967 schließlich auch das Aueufer
mit seinen tiefliegenden Ländereien in die Be-
bauung einbezogen werden.
Der historische Gebäudebestand setzt sich vor-
wiegend aus Bürger- und Ackerbürgerhäusern
zusammen, die wenigen bäuerlichen Betriebe
befinden sich hauptsächlich am Moordamm.
Dieser Straßenzug stellte noch 1880 im großen
und ganzen die nördliche Bebauungsgrenze
dar. Aufgrund von mehreren Bränden reicht die
Bausubstanz nur in wenigen Fällen in das
18.Jh. zurück, allein bei dem letzten Feuer
1758 wurden 36 Gebäude vor allem in der Lan-
gen Straße vernichtet.
Die Aue, welche seit jeher für die Entwicklung
Horneburgs von Bedeutung war, hat ihren jetzi-
gen Verlauf erst mit dem Bau eines neuen Ka-
nals um 1800 erhalten, Ursprünglich führte sie
an der Rückseite der westlichen Vordamm-
grundstücke entlang, kreuzte südlich der Kirche
den Vordamm, umfloß das Grundstück Nr. 9
und führte im Bogen auf den heute noch vor-
handenen Stichkanal im Parkgelände der alten
Burg. Auf der abgebildeten Königl. Preuß. Lan-
desaufnahme von 1878 sind noch beide Läufe
dargestellt; der alte ist erst nach 1960 zuge-
schüttet und nachfolgend mit großmaßstäbli-
chen Solitärbauten entlang des Straßenzuges
„Bleiche“ besetzt worden. Zeitgleich wurde der
Auedamm zur Entlastung der auf Moorboden
gebauten Lange Straße und des Vordamm an-
gelegt.
Marschdamm
Die Verbindung von der Burg ins Alte Land
stellte der im Bogen geführte Marschdamm her.
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