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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0143
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Wedeier Gemarkung drei Kilometer südlich von
Fredenbeck. Die erste Erwähnung des Ortes ist
für 986 in einer Aufstellung des Kloster Heeslin-
gen, dem der Ort zehntpflichtig war, überliefert.
1004 wird es zum Stift Kemnade gehörig er-
wähnt, im 16. und 17.Jh. war das Stader Klo-
ster „Liebe Frauen“ Grundherr für das zur Bör-
de Mulsum gehörende Dorf.
Uuidula, so die erstgenannte Namensform, läßt
sich mit „Furt an einem Wald oder einer Wald-
lichtung“ übersetzen. Diese Furtstelle ermög-
lichte im Zuge des alten Handels- und Heer-
weges von Horneburg nach Bremervörde eine
Überquerung der weit nach Süden reichenden
Senke des Fredenbecker Mühlenbachs. Dieser
sogenannte Ochsenweg verlor Mitte des 19.Jh.
durch den Ausbau der südlich vorbeiführenden
Landstraße über Kutenholz seine Bedeutung.
Die heute in freier Geestlandschaft gelegene
Dorflage Wedels zieht sich am östlichen Hang
des Mühlenbachs entlang. Die Hofanlagen des
Ortes gruppieren sich auf ungleichmäßigen Par-
zellen um ein von der Wedeier Haupt- und Vor-
feldstraße gebildetes Trapez, das im Nordwe-
sten mit einem dichten Eichenhain bestanden
ist. Die Gebäude sind nicht zuletzt aufgrund
von Kriegszerstörungen größtenteils erneuert,
so daß die historische Bebauung lediglich
durch zwei kaum veränderte Zweiständerbau-
ten dokumentiert wird.
Außer dem 1852 erbauten Altenteiler Wedeier
Hauptstraße 52 ist das unmittelbar am histori-
schen Marktweg gelegene Hallenhaus Vorfeld-
straße 12 zu nennen. Auf seinem ungewöhnlich
großen Flett von drei Fach war eine Gaststube
eingerichtet, die durchziehenden Handelsleuten
eine Rastmöqlichkeit bot (erb. 1806, Meister
CLW).
Die östlich von Wedel gelegene Siedlung Lü-
nenspecken, deren Namensteil „Specken“ ei-
nen mit Holz und Busch befestigten Weg oder
Knüppeldamm in sumpfigem Gelände bezeich-
net, ist 1793 durch zwei königliche Anbauer am
Ufer des Fredenbecker Mühlenbachs gegrün-
det worden.

Burg durch Heinrich zerstört und nicht wieder
aufgebaut.
Die weiterbestehende relevante Stellung des
Ortes fand ihren Ausdruck in einer bevorzugten
Behandlung seitens der Bremer Erzbischöfe. Zu
den Privilegien gehörte die Verleihung von
Stadtrechten verbunden mit einer eigenen
Rechtsprechung nach dem Vorbild Stades im
Jahr 1271; mit dem Begriff des Weichbildrech-
tes wurde seit der 2. Hälfte des 12.Jh. im nie-
derdeutschen Raum das Recht der Stadt im
Unterschied zum Recht des Umlandes bezeich-
net. Ein weiteres Vorrecht stellte die 1294 ge-
währte Selbstvewvaltung dar, nach der nur Frei-
burger Bürger Mitglieder des Rates werden
durften. 1430 schließlich erhielt der Ort durch
die Erteilung von Marktrechten den Status eines
Fleckens.
Dieser außergewöhnliche Rang Freiburgs, das
zudem den Mittelpunkt eines großen Kirch-
spiels bildete, erklärt sich vor allem durch seine

vorgeschobene Lage unmittelbar an der Elbe.
Allerdings konnte diese Stellung im Laufe der
Jahrhunderte nicht gefestigt oder gar ausge-
baut werden, da die Entwicklungsmöglichkeiten
durch wiederkehrende Sturmfluten, kriegerische
Auseinandersetzungen, Ortsbrände und eine
stetige Verlagerung des Elbstroms immer wie-
der beeinträchtigt wurden. Dieser Bedeutungs-
verlust drückt sich u.a. in dem geringen Wachs-
tum der Einwohnerzahl aus, die mit derzeitig
gut 2.200 nur unwesentlich über der von 1845
liegt, als 2.052 Menschen im Flecken lebten.
Mit der politischen Neugliederung des Landes
1852 entstand das Amt Freiburg, welches 1885
durch Zusammenlegung mit den Ämtern
Wischhafen und Bützfleth zum Kreis Land Keh-
dingen vereinigt wurde. In dieser Zeit erlebte
Freiburg als Verwaltungsmittelpunkt Kehdin-
gens einen neuerlichen Aufschwung, von dem
aufgrund verbesserter Verkehrsanbindungen
auch die Wirtschaft profitierte. 1862 war eine

Freiburg, Kurhannoversche Landesaufnahme, 1767 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)


Etwa auf halber Wegstrecke zwischen den bei-
den Orten hat sich ein mittlerweile modernisier-
ter Schafstall von drei Fach Länge erhalten. Sei-
ne Eckverbindungen mit eingehälsten Ankerbal-
ken lassen ebenso wie die Ausbildung der nach
Osten orientierten Vorderfront an eine Entste-
hung in der 2. Hälfte des 18.Jh. denken (Lü-
nenspecker Weg).
FREIBURG

Der Flecken Freiburg entwickelte sich im Nord-
osten Kehdingens an der letzten, nach Westen
gerichteten Elbkrümmung. Mit seiner ersten Er-
wähnung 1154 wurde hier zugleich eine Burg
des Bremer Erzbischofs Hartwig I.
(1148-1168), des letzten Erben des Stader
Grafengeschlechts, bezeugt. Er errichtete die-
sen sicher in der unzugänglichen Marsch gele-
genen Stützpunkt zusammen mit den Burgen
Stade, Bremervörde und Harburg zur Rückge-
winnung des Erzbistums aus der Hand Hein-
richs des Löwen. Doch schon 1189 wurde die

Freiburg, Hafen, von Westen


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