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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0116
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und aussteifenden Kopfbändern auch im Giebel
widerspiegelt, doch ist bereits hier die Tendenz
erkennbar, den Wirtschaftsgiebel mit einem
gleichmäßigen Netz aus annäherend quadrati-
schen Gefachen zu überziehen, das sich auch
im Giebeltrapez mit zwei bis drei Reihen fort-
setzt.
Zu den erstgenannten gehören die Hallenhäu-
ser Auf dem Brink 4 (Meister JWB) und Dorf-
straße 11, wobei das zweite durch eine unge-
wöhnliche asymmetrische Giebelgestaltung mit
mehreren Streben ins Auge fällt. Zusammen mit
zwei zur Straße vorgeschobenen, quererschlos-
senen Scheunen unter reetgedecktem Walm-
dach formieren sich die Gebäude zu einer orts-
bildprägenden Einheit. Die ältere der beiden auf
dem Grundstück Dorfstraße 11 zeigt eine Eck-
aussteifung mittels K-Streben und kann in die
Zeit um 1800 datiert werden, während die jün-
gere mit einfachen Streben Mitte des 19.Jh.
entstanden sein dürfte.
Als beispielhaft für die im 19.Jh. bevorzugte re-
gelmäßige Fachwerkgliederung sind die Hallen-
häuser Dorfstraße 10, das um 1850 an beiden
Giebeln verlängert worden sein soll, Haupt-
straße 11, in dem seit 1793 eine Gastwirtschaft
mit einem separaten seitlichen Eingang unter-
gebracht ist und Hauptstraße 15 anzusehen.
Die beiden letztgenannten stehen traufständig
an der Bundesstraße und sind mit ihren Wirt-
schaftsgiebeln, in denen die schwach vorkra-
gende Giebelschwelle zusätzlich durch profilier-
te Knaggen unterstützt wird, nach Süden orien-
tiert. Während Nr. 11 aufgrund des guten
Erhaltungszustandes als Einzeldenkmal einge-
stuft werden kann, schließt sich Nr. 15 mit einer
parallel gestellten ehemaligen Scheune (erb.
1822) zu einer denkmalwerten Einheit zusam-
men, die auch das Hofpflaster beinhaltet. Die
als Wohnraum ausgebaute Scheune wurde
ebenso wie das Haupthaus durch den Meister
FH abgezimmert.
Ein auffallend enges Gliederungsgerüst aus
quadratischen Gefachen zeichnet den ebenfalls
nach Süden orientierten Wirtschaftsgiebel des

Halbhöfners Dorfstraße 2 aus, der zudem wir-
kungsvoll in der Blickachse des von der Bun-
desstraße abbiegenden Betrachters steht (erb.
1. Hälfte 19,Jh.).
Von ortsgeschichtlicher Bedeutung ist das im
weiteren bogigen Verlauf der Straße stehende
ehemalige Schulhaus, ein zu Beginn des 19.Jh.
errichteter Zweiständerbau mit Steilgiebel im
nördlichen Wirtschaftstrakt (Nr. 8). Auf seiner
Südseite wurde 1961 ein Kapellenanbau in
Backsteinbauweise mit Dachreiter angefügt
(Nr. 6).
Weitere denkmalwerte Substanz befindet sich
auf dem östlichen Ufer des Dorfbaches, wo
zwei einander gegenüberliegende Wohnwirt-
schaftsgebäude, deren Reetdächer als Vollwal-
me ausgeführt wurden, sich zu einer erhaltens-
werten Gruppe formieren. Aufgrund seiner Kon-
struktionsweise mit großformatigen Gefachen
und Streben beiderseits des Dielentores ist das
Hallenhaus Am Buschteich 2 als das ältere der
beiden anzusehen und vermutlich um 1800 er-
baut worden, während Nr. 1 inschriftlich auf
1819 datiert ist.
Südlich des Ortes führt von der Marsch in den
westlich gelegenen Rüstjer Forst ein Weg, der
bereits in der Kurhannoversche Landesaufnah-
me von 1769 verzeichnet war. Auf dem heuti-
gen Heuweg ist die nur noch selten vorhande-
ne alte Feldsteinpflasterung des 19. Jh erhal-
ten geblieben.
DROCHTERSEN

Die Einheitsgemeinde Drochtersen mit knapp
12.000 Einwohnern entstand 1972 durch den
Zusammenschluß der früheren Gemeinden
Drochtersen, Assel und Hüll und umfaßt bis auf
das zu Stade gehörige Bützfleth große Teile
Südkehdingens. Die Gemeinde grenzt mit der
einstigen Insel Krautsand auf etwa 15 Kilometer
an die Elbe und reicht, große Teile des Kehdin-
ger Moores umfassend, im Westen bis fast an
die Oste heran.

Dollern, Am Buschteich 2, Wohnwirtschaftsgebäude, um 1800


Als bedeutendes Dokument der Siedlungsge-
schichte besitzt die alte, bis ins 12.Jh.
zurückreichende Elbdeichlinie von Barnkrug
bis Dornbusch kulturhistorische Bedeutung.
Mittlerweile ist sie jedoch durch den vorgelager-
ten Elbdeich, der nach der schweren Sturmflut
1976 entstand und erstmals auch Krautsand
abschirmt, zu einem für den Küstenschutz weit-
gehend bedeutungslosen Schlafdeich gewor-
den.
An der deichparallelen Kehdinger Durchgangs-
straße, in deren Mitte als wirtschaftliches Zen-
trum der Gemeinde der Ort Drochtersen liegt,
reihen sich die Häuser der einzelnen Ortsteile
vom südlichen Barnkrug bis zum nördlichen
Dornbusch nahezu ohne Unterbrechung anein-
ander. Begünstigt durch die hinter die Elbsande
zurückgezogene und dadurch zugleich ge-
schützte Küstenlinie entwickelten sich sechs
Häfen, die heute zum Teil als schützenswerte
Anlagen eingestuft sind. Sie ermöglichten
schon früh den Güter- und Personentransport
und förderten die Entwicklung eines eigenen
Schifferstandes. Da zugleich auf dem schmalen
Marschstreifen zwischen Elbe und Kehdinger
Moor eine ausgedehnte Landwirtschaft nur
sehr beschränkt möglich war, wird diese Sied-
lungsreihe durch überwiegend kleine Landar-
beiterhäuser auf engen Parzellen und nur weni-
ge große Hofanlagen geprägt. Eine weitere Er-
werbsquelle bildeten im 19.Jh. zahlreiche
Ziegeleien, die zugunsten geeigneter Transport-
möglichkeiten in der Nähe von Wasserwegen
angesiedelt wurden.
Für die vorgelagerten, bis 1976 nicht einge-
deichten früheren Elbinseln Kraut- und Asseler-
sand, die jedoch mittlerweile durch Ver-
schlickungen der Süderelbe an das Festland
angelagert wurden, sind dagegen ausschließ-
lich Haus- und Hofwurten in Einzellage kenn-
zeichnend.
Die binnenwärts am Rande des Kehdinger
Moores verlaufende Moorstraße ist mit bäuerli-
chen Siedlungen besetzt, die fast alle den Na-

Dollern, Heuweg


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