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Albrecht, Heike [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0138
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Behrste, Hude 4, Wohnwirtschaftsgebäude


Behrste, Hude 6, Scheune, Mitte 19.Jh.


Gräpel, Schönau 1 a, Wohnwirtschaftsgebäude


Bei dem 1799 von Meister IWH errichteten Hal-
lenhaus Forst 8 ist die Konstruktionsweise des
Gerüstes durch kräftige Hauptständer und aus-
steifende Kopfbänder im Wirtschaftsgiebel ab-
zulesen. Das Gefüge des im hinteren Teil des
Hofes Hude 4 gelegenen Flettdielenhauses mit
umgebautem Dielenteil und teilweise massiv er-
neuerten Außenwänden reicht womöglich noch
in das urkundlich gesicherte Gründungsjahr der
Hofstelle, 1588, zurück. Seinerzeit hatten die
Gutsherren von Düring zu Brobergen und Detlef
v. d. Kuhla im Broberger Forst vier Pflugkötner-
stellen gegründet.
Auf dem Nachbarhof Hude 6 ist eine querer-
schlossene Fachwerkscheune mit teilweise ge-
krümmten Eckstreben, gewalmtem Reetdach
und einer vermutlich nachträglich angefügten
seitlichen Kübbung erhalten (erb. wohl Mitte
19.Jh.).

ESTORF-GRÄPEL

Für Gräpel, das auf einem bis an die Oste her-
anreichenden Ausläufer der Oldendorfer Geest
angesiedelt ist, spielte neben der Landwirt-
schaft die Osteschiffahrt seit jeher eine wichtige
Rolle. Der mit 150 Kilometern längste und wich-
tigste Nebenfluß der Elbe ist, wie Münzfunde
aus dem 1 .Jh. n. Ohr. belegen, offenbar auch
schon von den Römern als Handelsweg befah-
ren worden.
Konkurrenz bekam die Flußschiffahrt, die um
1900 noch 19 Besan-Ewer (plattbodige Zwei-
master) in Gräpel verzeichnete, zunächst durch
die 1881 eröffnete Eisenbahnlinie Stade-Cuxha-
ven und spätestens 1933/35 durch den
Straßenverkehr, als bei Hechthausen die erste
nicht mehr drehbare Ostebrücke fertiggestellt
wurde. Von den zwei Werften in Gräpel gab die
letzte 1966 ihren Betrieb auf.
Die acht Vollhöfe des Haufendorfs waren etwa
500 Meter von der Oste entfernt auf der über-
schwemmungssicheren Geest um die Dorf-
straße herum plaziert. Ihr nördlicher mehrfach
gekrümmter Schenkel markiert den früheren
Dorfplatz (Brink), der ab 1500 mit Kötnerstellen
besetzt wurde. Mit der Verkopplung 1849 er-
folgte die Ansiedlung von Anbauern östlich der
zur Durchgangsstraße ausgebauten Ostestra-
ße. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die tief-
liegenden Wiesen erstmals in die Bebauung
miteinbezogen, nachdem zuvor die niedrigen
Ostedeiche womöglich infolge der schweren
Sturmflut von 1825 erhöht worden waren. Aber
erst nach dem Bau des nördlichen Ostesperr-
werks 1968 ist auf dem Gelände ein ausge-
dehntes Wohngebiet entstanden, dessen
gleichmäßige Parzellierung sich deutlich von
dem gewachsenen Dorfkern abhebt.
Der Bestand an denkmalwerten Bauten setzt
sich überwiegend aus reetgedeckten Wohnwirt-
schaftsgebäuden zusammen, die mehrheitlich
aufgrund ihrer sehr ähnlichen Bauweise in die
Mitte des 19.Jh. zu datieren sind. Typische
Merkmale dieser Bauzeit sind ein regelmäßiges
Fachwerk und zwei gefachgroße Fenster beid-
seitig des Dielentores. Als Dachform tritt entwe-
der der Vollwalm auf (Mühlenweg 2 und Nr. 4,

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