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Albrecht, Heike [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0165
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nachdem diese im ersten Jahrzehnt des 11 ,Jh.
ihren Wohnsitz auf den Stader Spiegelberg ver-
legt hatten und sich nun Grafen von Stade
nannten, behielt Harsefeld seine herausragende
Stellung aufgrund des 1101 gegründeten Klo-
sters. Den Grundstein hierzu hatte Graf Hein-
rich der Kahle gelegt, als er die Stätte einer um
das Jahr 969 durch ihn errichteten und Anfang
des 11 ,Jh. zerstörten Burg zusammen mit ei-
nem Großteil seiner Güter einem bereits 1007
gegründeten Kanonikerstift überließ. Dieses war
1101 in ein Benediktinerkloster umgewandelt
worden, das aufgrund seines außerordentlichen
Reichtums auch eine große Machtfülle besaß.
Die Weihe der Klosterkirche ist für das Jahr
1108 überliefert. Mit der Gründung des Stader
Marienklosters um 1145 und dem Bau der Hor-
neburg im Jahr 1255 gingen vom Harsefelder
Kloster, das nicht dem Bremer Erzbischof, son-
dern unmittelbar dem Papst unterstellt war und
im 12.Jh. zur Erzabtei erhoben wurde, wichtige
Impulse aus.
Neben dem Kloster, dem alle ansässigen Bau-
ern des Fleckens meierrechtlich unterstellt wa-
ren, konnte sich eine bedeutende Landwirt-
schaft im Ort nicht entfalten; 1655 sind unter
den etwa 60 Stellen nur drei Vollhöfe, 1803
werden acht Voll-, drei Halbhöfe und 144 Katen
genannt.
Nach der Säkularisierung des Klosters 1647
gelangte Harsefeld zunächst in den Besitz des
schwedischen Diplomaten Johan Adler Salvius
und anschließend in den des Pierre Bidal bevor
1690 unter Schwedischer Herrschaft die Ein-
richtung eines Klosteramtes für den Flecken
und früheren Klosterbezirk erfolgte. Erst nach
der Erweiterung durch die Vogtei Mulsum,
1736, wird es als Amt Harsefeld bezeichnet,
dem im 19.Jh. die Ämter Alt- und Neukloster
(1823 bzw. 1852) sowie Horneburg (1859) zu-
gelegt wurden. Mit der Verwaltungsreform 1885
entstand aus den Ämtern Harsefeld und Him-
melpforten der Geestkreis Stade.
Einhergehend mit der zentralen Stellung des
Ortes, in dem seit 1766 regelmäßig Märkte ab-
gehalten wurden, stieg auch die Zahl der Hand-
werker und Gewerbetreibenden - vornehmlich
nach der Franzosenzeit - stetig an. Besondere
Bedeutung besaßen hierbei, aufgrund des
großen Waldbestandes, das Tischlereigewerbe
und der Holzhandel, der über Horneburg abge-
wickelt wurde. Aber auch die Poststation
(1753), zwei Ziegeleien (1885 und 1903), eine
Gasanstalt (1907) und vor allem die Eisen-
bahnanschlüsse 1902 (nach Buchholz und Bre-
mervörde) und 1928 (nach Buxtehude) förder-
ten den wirtschaftlichen Aufschwung.
Nach 1945 setzte eine jahrzehntelange Phase
intensiven Wohnungsbaus ein, was zur Ent-
wicklung ausgedehnter Einfamilienhausgebiete
an den Ortsrändern führte. So hat in Harsefeld,
das seit 1965 Sitz der gleichnamigen Samtge-
meinde ist, ein Anstieg der Bevölkerung von
2407 (1939) auf über 10.000 (1994) stattgefun-
den. Die neuen Randlagen werden im Osten
durch große Einkaufs- und Gewerbeflächen so-
wie im Westen durch Schul-, Sport- und Frei-
zeitbauten geprägt. In jüngster Zeit wurden be-
sonders die zur Aue abfallenden Flächen des
nordöstlichen Ortsrandes in die Bebauung mit
einbezogen.


Harsefeld, Kurhannoversche Landesaufnahme, 1769 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)


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