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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0237
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Wie auch in den übrigen drei Lühegemeinden
stehen in Neuenkirchen die Häuser dicht ge-
reiht an der deichbegleitenden, stark gewunde-
nen Straße. Sie ist entsprechend ihrer regiona-
len Bedeutung als wichtige Verbindungsstraße
zwischen der Geest und dem Alten Land zur
Kreisstraße ausgebaut worden und durch star-
kes Verkehrsaufkommen belastet.
Sehr ausgeprägt ist ferner die Bebauung auf
dem Lühedeich, wo sich die Händler, Gewerbe-
treibenden und Handwerker niedergelassen ha-
ben, für die offenbar bei der Landvergabe im
13.Jh. keine Flächen vorgesehen waren. Insge-
samt ist der historische Hausbestand des Ortes
stark geschrumpft und in fast allen Fällen sehr
verändert. Vergleichsweise groß ist die Zahl von
Zweiständerbauten, deren westlich orientierten
Wohnteile um 1900 neue Backsteinummante-
lungen erhielten; hingegen sind die geschützte-
ren, da nach Osten orientierten Wirtschaftsbe-
reiche weitgehend in Fachwerk erhalten geblie-
ben.


Neuenkirchen, Königl. Preuß. Landesaufnahme, 1878 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)

Aufgrund der Konstruktionsweise ihrer Straßen-
giebel mit kräftigen Auskragungen auf profilier-
ten Knaggen, die typische Merkmale für eine
Bauzeit im 18.Jh. sind, können die Objekte
Dorfstraße 56, 67 und 69 als die ältesten Häu-
ser des Ortes angesehen werden. Für die bei-
den letztgenannten ermöglichte der relativ brei-
te Landstreifen neben dem Flußlauf eine giebel-
ständige Ausrichtung auf dem Lühedeich. Als
weitere Charakteristika der frühen Bauzeit sind
die kräftigen Hauptständer mit je zwei Kopfbän-
dern sowie die viertelrunden Füllhölzer im Gie-
bel von Nr. 67 (erb. 1. Hälfte 17.Jh, renoviert
1820) zu werten. Nicht mehr ursprünglich
scheint hingegen die Erdgeschoßzone von
Nr. 69 zu sein, denn sowohl die Fenstereinbau-
ten als auch die Doppelstielkonstruktion weisen
auf eine Erneuerung im 19.Jh. hin.
Eine Altländer Pforte jüngeren Datums (erb.
1972) führt auf das Grundstück des jetzt als
Dorfgemeinschaftshaus genutzten Gebäudes
Nr. 56, dessen Erbauung gleichermaßen ins
18.Jh. zu datieren ist. Sein zweifach vorkragen-
der Straßengiebel zeigt in der Erdgeschoßzone
durch „Mann“-Verstrebungen hervorgehobene
Hauptständer, zwischen denen ein späterer
asymmetrischer Fenstereinbau stattgefunden
hat. Im Unterschied zu den sonst durchweg
steil ausgeführten Giebeln wurde dieser mit ei-
nem reetgedeckten Halbwalm ausgestattet. Die
gleiche Dachform ist auch für das weiter südlich
stehende Hallenhaus Nr. 48 gewählt worden,
doch weist das Doppelstielfachwerk mit zierli-
chem Stichgebälk auf eine Entstehung in der
1. Hälfte des 19.Jh.
Für drei weitere Einzeldenkmale deuten sowohl
die Verwendung der Materialien Putz und Back-
stein in den Straßengiebeln als auch eine sehr
ähnliche Fachwerkausführung der Wirtschafts-
bereiche mit jeweils hochrechteckigen Gefa-
chen und aussteifenden Streben auf eine Er-
neuerung der Außenhaut, wenn nicht sogar auf
einen kompletten Neubau Ende des 19.Jh. hin.
Bei dem reetgedeckten Vierständer-Hallenhaus
Nr. 66 ist der qualitätvolle Putzgiebel aus der
Mitte des 19.Jh. für sich als erhaltenswertes
Bauteil ausgewiesen. Er zeigt ein symmetrisch


Neuenkirchen, Dorfstraße 56, Wohnwirtschaftsgebäude


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