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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0044

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614

Einundsechzigstes Kapitel.

direkten Sonnenlicht in der Stunde anfertigen, wonach sie entwickelt
und fixiert wurden. Schlotterhoß stellte seine Maschine beim
Fabrikanten photographischer Papiere Dr. E. Just ß in Wien auf
und lieferte versuchsweise große Auflagen von Serienbildern, sowohl
auf Bromsilber- als auch auf Chlorsilbergelatinepapier. Damals fand
aber diese Erfindung wenig Verständnis; es fehlte an einem ent-
sprechenden Absatzgebiete für die
großen Auflagen derartiger Ent-
wicklungsbilder, so schön sie auch
waren. Auch die zum ersten Male
von Schlotterhoß 1883 ge-
machte Anwendung des Schnell-
kopierverfahrens für die Kriminal-
photographie fand keine weitere
Förderung, trotzdem es der Wie-
ner Polizeidirektion 1883 gelungen
war, mittels der in einer Nacht
durch Schlotterhoß photogra-
phisch illustrierten Steckbriefe die
Agnoszierung und Verhaftung eines
gefährlichen Anarchisten (Stell-
macher) herbeizuführen. Dies
freute die Wiener Polizeidirek-
tion wohl sehr, aber trotzdem
wurde das Verfahren damals nicht
weiter eingeführt, sondern es ge-
langte das Schnellkopierverfahren
mit Bromsilber in Paris durch Alphon se Bertillon erst 1890
in der Kriminalistik zur Anwendung. Der Kunstverlag verhielt sich
damals passiv und so mußte der bedauernswerte Ingenieur Schlot-
terhoß, welcher seiner Erfindung sein ganzes Vermögen geopfert
hatte, in Armut sterben.

Der Großbetrieb mittels Kopiermaschinen wurde erfolgreich in
Berlin durch die Neue Photogr. Gesellschaft 1893 94 zur
sogenannten „Kilometerphotographie“ für Illustrationszwecke ein-
geführt und mit einem großen Kunst- und Ansichtskartenverlage

Abb. 179.

Richard Schlotterhoß,
Erfinder der Kopiermaschine für Brom-
silbergelatinepapier (* 1852, f 1892).

1) Der Chemiker Dr. E. Just war der erste Fabrikant von Bromsilber- und
Chlorsilbergelatine in Wien. Er erzeugte um 1880—83 nur Albuminpapier, das damals
in der Photographie das vorherrschende Auskopierpapier war und ging im Jahre 1883
auf das Gelatineemulsions-Entwicklungspapier über (s. Seite 620).
 
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