Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0153

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Entwicklungsgeschichte der Kinematographie usw. 723

Kinokamera mit Filmstreifen von Fr i e s e - G r e e n e
(1889) und ähnliche Apparate.

Friese - Greene1) und Ingenieur Mortimer Evans stellten 1889
eine Kamera für rasch aufeinanderfolgende Serienaufnahmen mit Hilfe eines langen
nicht perforierten Bandes von Zelluloidfilm her und nahmen darauf
am 21. Juni 1889 ein Patent. Während der Exposition befand sich der Film in Ruhe
und setzte sich erst dann wieder in Bewegung. Die Bewegung wurde mittels einer
mit der Hand betriebenen Kurbel bewirkt, die auch den Momentverschluß in Funktion
setzte. Der Aufnahmeapparat lieferte 300 Bildchen und zwar je 10 pro Sekunde.

Diese Kinokamera demonstrierte Friese -Greene im Jahre 1890 zuerst
in der Photographischen Gesellschaft zu Bath, dann im Juli desselben Jahres in der
Photographischen Versammlung zu Chester. Um diese Zeit hatte er auch einen
Projektionsapparat hierzu fertiggestellt.

Friese - Greene wurde auf seine Erfindungen durch J. A. Roebuck
R u d g e in Bath im Jahre 1882 gelenkt. Dieser befaßte sich damals mit der Her-
stellung von Serienphotographien auf einer Glasscheibe unter dem Namen „B i o -
Phantaskop“. Nach dem Tode von Rudge setzte Friese-Greene
diese Versuche zunächst mit Glasscheiben und intermittierender Belichtung fort,
wobei die Serienbilder spiralförmig abgerollt wurden (1885). 1889 ging er zum

Zelluloidfilm über und am 21. Juni 1889 nahm er im Verein mit Evans, der ihm
beim Bau seiner Kino-Aufnahme- und Projektor-Apparate behilflich war, ein Patent
für Kino-Zelluloidfilme (21. Juni 1889). In der Stadt Bath wurde Rudge und
Greene 1927 eine Gedenktafel errichtet. Edison hatte den „Motion Trust of
America“ gegen Greene u. A. gegründet, aber Greenes Patent blieb auf-
recht. Immerhin gilt Edison als der Erste, der praktisch den perforierten
Kinofilm einführte. — Im August 1889 nahmen W. Donisthorpe und W. C.
C r o f t ein englisches Patent auf ganz dieselbe Anordnung, wie Greene (Nr. 19912)
auch L. Breeman erhielt ein ähnliches Patent mit Papier bändern am 18. Februar
1890. Demeny nahm am 1. September 1892 ein Patent auf ein „Photoskop“ und
am 19. Dezember 1893 auf ein Verfahren der Chronophotographie. — Demeny
bewirkte die Filmschaltung durch den „Schläger“, der später lange Zeit eine
hervorragende Stellung einnahm, dann aber zugunsten der Malteserkreuze zurück-
treten mußte. — Am 12. Januar 1894 erhielt J e n k i n s ein amerikanisches Patent
auf eine „P hantaskop-Kamer a“.

Auch der meist in England und Amerika lebende Franzose Louis Aime L e
Prince (geb. 28. August 1842 in Metz, gest. 1890 in Frankreich) ist unter den Vor-
läufern der Kinematographie zu nennen. Er studierte in Frankreich und auch in
Leipzig, kam 1866 nach Leeds in England und nahm am 2. Nov. 1887 ein amerikani-

1) Friese-Greene (geb. 1855 in Bristol, gestorben am 5. Mai 1921, als er
in einer Filminteressenten-Versammlung einen kurzen Vortrag halten wollte) be-
tätigte sich auch auf dem Gebiet der stereoskopischen Kinemato-
graphie und der Farbenkinematographie mit vielem Geschick; wie Brit. Joum. of
Phot.“ 1921, S. 281, vermerkt, besaß Friese-Greene ein außerordentliches Er-
findertalent und eine hervorragende Geschicklichkeit in Mechanikerarbeiten, wogegen
er über die elementaren Begriffe in Chemie und Physik nicht hinwegkam. So glücklich
er in seinen Erfindungen war, starb er in Armut, da er einer Erfindung des Druckes
ohne Farben mittels Elektrizität, viel Geld opferte („Phot. Korr.“ 1921, S. 208).
 
Annotationen