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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0159

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Die Entwicklungsgeschichte der Kinematographie usw.

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Der Amerikaner Jenkins, der 1894 eine Ausgleichkamera mit
rotierenden Objektiven gebaut hatte, sah 1895 für die Filmschaltung
das Einzahnrad mit vielteiligem Kreuz vor. Das vierteilige Malteser-
kreuz tritt zuerst im November 1896 in einem französischen Patent von
Bunzli und Continsouza auf (S. 706). Es wird in der Folge
durch Robert Paul in London („Theatrograph“) und Oskar M e ß t e r
(Berlin) eingeführt, die vorher ein siebenteiliges bzw. fünfteiliges
Kreuz anwandten. Der Amerikaner Casler, der Erfinder des
„Mutoskops“ von 1894, eines Schauapparates mit Bilderwalze,
führte 1896 mit seinem „Biograph“ die inzwischen ausgestorbene
Nockenschaltung ein (F. Paul Liese gang).

Um 1900 wurden (wahrscheinlich zuerst in England) amtliche
Vorschriften für den Betrieb von Kinotheatern und zur Verhütung
der Feuersgefahr erlassen, nachdem der schreckliche Brand eines
Kinotheaters in Paris zahlreiche Menschenopfer gekostet hatte.

Später tauchten Ansprüche auf die Priorität der Erfindung von kinematographi-
schen Apparaten und die ersten Vorführungen auf. Wir erwähnen hier die Arbeiten
eines Wieners, des Phototechnikers Theodor Reich.

Dieser hatte, wie nach den Angaben Prof. Karl A1 b e r t s ]), durch
Briefe und Dokumente bewiesen wurde, bereits im Mai 1895, also ein halbes
Jahr vor Lumiere, in London die ersten tadellosen Eilme erzeugt und in
Privatkreisen projiziert (worüber damals nichts publiziert wurde), jedoch erst
im Juni 1896 sich entschlossen, ein englisches Patent zu nehmen, welches er
unter Nr. 1228 am 3. Juni 1896 unter dem Titel: ,,Tmprovements in apparatus for
making or exhibiting zoetropic and similar pictures“ auch erhielt. Da im englischen
Patentamte die Neuheit einer Erfindung bei der Patentanmeldung nicht geprüft wird,

tallischen Schuhösen durchlocht. Die projizierten Bilder wackelten ziemlich stark.
Skladanowsky nahm nur 8 Bilder in einer Sekunde auf. Zur Projektion
dienten zwei Projektionsapparate, die ein und dieselben Bildbänder enthielten und die
gleichzeitig arbeiteten. Die Dunkelpause des einen Apparates wurde durch die Bild-
projektion des anderen ausgefüllt. Dabei folgten immer zwei identische Bilder auf der
Projektionswand aufeinander, um die Frequenz von 16 Bildern pro Sekunde zu er-
reichen. Diesen Projektionsapparat ließ Skladanowsky patentieren (D. R. P
vom 1. Nov, 1895, Nr. 88 599).

Trotz seiner Unvollkommenheit wollten die Brüder Skladanowky dieses
Verfahren in Paris vorführen. Sie kamen Ende Dezember 1895 nach Paris und trafen
ein Übereinkommen mit dem Variete Folies Bergere, nach welchem der „Biograph“
für den Januar 1896 auf das Programm gesetzt werden sollte. Da kamen ihnen aber
die Brüder Lumiere mit der Vorführung ihres Cinematographen zuvor, der weitaus
vollkommener war. Das genannte Pariser Variete zahlte an die Brüder Sklada-
nowsky wohl das ausbedungene Honorar, sah aber von der Vorführung ihrer Be-
wegungsbilder ab. („Diskussion um Skladanowsky“, von Guido Seeber
und Konrad Wolter in Filmtechnik 1931, Bd. 7, S. 1.)

1) K. Albert, Neues Wiener Tageblatt vom 19. Juli 1924. — Beranek
in „Filmtechnik“ 1925, S. 296 mit Abbildungen der Reich sehen Apparate.
 
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