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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0174

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744

Dreiundsiebzigstes Kapitel.

Die Photographie mit Magnesiumpulver in Porm von „Blitzlicht“, wie
man es dann nannte, gelangte erst durch die Arbeiten J. Gaedickes und
A. M i e t h e s in Berlin 1887 zum Aufschwünge und bald beschäftigte sich alle
Welt damit, da die von denselben empfohlenen Explosivmischungen von Magnesium-
pulver (Mangesium, Kaliumchlorat, Schwefelantimon und später andere Mischungen,
s. u.) tatsächlich blitzschnell verbrennen und auf Bromsilbergelatineplatten Moment-
bilder von Porträten, Gruppen usw. ermöglichen.

Das Gaedicke-Miethe sehe Magnesium-Blitzpulver, das
explosive Gemische von Kaliumchlorat und Schwefelantimon ent-
hielt, wurde später wegen seiner Gefährlichkeit verlassen. Es traten
die gefahrlosen Blitzlichtgemische von Magnesium mit Mangansuper-
oxyd, Strontium- sowie Thoriumnitrat (Agfa-Blitzlicht) usw. an dessen
Stelle. Darüber wird in diesem „Handbuche“ Bd. I, 3., dritte Auflage
1912 ausführlich berichtet.

B u n s e n und Eoscoe in Heidelberg stellten 1859 die große Aktinität des
Magnesiumlichtes fest; Schrötterin Wien erkannte im Spektrum den Reichtum
an ultraviolettem Lichte. — Die Spektren des Magnesiumlichtes und der verschiedenen
Blitzlichtgemische s. E d e r und V a 1 e n t a , Atlas typischer Spektren. Wien 1928.
Spektraler Vergleich mit Drummondschem Kalklicht und Sonnenlicht s. E d e r (Denk-
schriften der Wiener Akad. d. Wissenschaft. 1892; nachgedruckt in E d e r und V a -
lenta, Beiträge zur Photochemie und Spektralanalyse. 1904).

Photometrische Untersuchungen über die chemische Helligkeit von brennendem
Magnesium, Aluminium und Phosphor veröffentlichte Eder (Wiener Akadem. Ber.
1903; Dieses Handbuch, I. 3). Weiter bestimmte Eder (Zeitschr. f. Wiss. Phot.
1927, Bd. 24 und 1930, Bd. 27) die Farbtemperatur von in der Photographie ver-
wendeten Lichtquellen.

In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts lernte man die vortrefflichen
Eigtnichaften des durch eine Flamme geblasenen reinen Magnesium-
pulvers kennen, das bei Verwendung von Bromsilbergelatineplatten eine reichlich
genügende Helligkeit für Momentaufnahmen ergab.

T. N. Armstrong machte nämlich kurz nach dem Bekanntwerden des
Gaedicke-Miethe sehen Blitzpulvers darauf aufmerksam, daß reines
Magnesiumpulver, direkt durch eine Lichtflamme geblasen, ein intensives Licht gibt
(Brit. Journ. of Phot. 1887. S. 77), wonach eine große Anzahl von verschiedenen
„Magnesiumblitzlampen“ angegeben wurde, was (ebenso wie die Versuche mit Alu-
miniumblitzlicht) in einem andern Bande dieses Werkes beschrieben ist.

Die „Zeitlicht-Kerzen“ für Interieuraufnahmen waren durch
die langsam brennenden Feuerwerkskörper vorweggenommen1 2). In

1) Vgl. hierüber die Reminiszenz von P. Baltin (Phot. Rundschau 1930.
S. 74). — Daß früher Trail Taylor solche Blitzpulver verwendet und be-
schrieben hatte, wurde bereits oben erwähnt.

2) Magnesium- Zeitlicht-Kerzen fertigten Capt. B o 11 o n und
C o 1 o m b für Signalfeuer in der Handels-Marine an; sie hatten eine Brenndauer
von 3, 5, 8, 12 und 15 Minuten (Phot. Archiv 1865. S. 381).
 
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