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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0253

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Erfindung der Photogalvanographie für Kupferdruck usw. 823

Direktor Auer im Jahre 1842 in die Hof- und Staatsdruckerei aufgenommen, wo
er Faktor und ein wegen seiner großen Sprachkenntnisse geschätzter Korrektor war.
Im Februar 1850 erhielt er die Aufgabe, die Verwertung der Photographie in den
graphischen Künsten zu studieren, denn damals war in der Staatsdruckerei schon ein
leistungsfähiges photographisches Atelier vorhanden, wo die Talbotypie und später
das nasse Kollodiumverfahren ausgeübt wurden. Es war dort ein Verlag von photo-
graphischen Ansichten der Stadt Wien, Schönbrunn usw. geschaffen worden, der auf
Ausstellungen figurierte. Pretsch wurde 1850 mehrmals als Sachverständiger
in Fälscher-Prozessen nach London und Paris gesendet. Dann kam er neuerdings
1851 zur Leitung der Staatsdruckerei-Angelegenheiten während der Weltausstellung
nach Londonx). Dort knüpfte er Be-
ziehungen an, die für sein weiteres Leben
bestimmend waren. Nach 9 Monaten
kehrte er nach Wien zurück und arbeitete
an seiner Idee, die Reliefs, welche beim
Aufquellen belichteter Kaliumbichromat-
Leimschichten in kaltem Wasser nach dem
Fox T a 1 b o t-Verfahren entstehen, gal-
vanoplastisch abzuformen 1 2).

Im Spätherbste des Jahres 1854 ver-
ließ er das feste Engagement an der Wiener
Staatsdruckerei und reiste nach England,
wo er durch neun Jahre verblieb und
seine Ideen für die Drucklegung von Photo-
graphien auch durchführte. Er ist der Er-
finder dieser Methode und hat sie ,,P h o t o -
Galvanogtaphie“ genannt, auf
welche er am 9. November 1854 ein engli-
sches Patent Nr. 2373 unter dem Titel „Pro-
duction of copper and other printing pla-
tes“ erhielt, welches die Grundlage seines
französischen Privilegiums vom 1. Juni
1855 und des elf Jahre später genommenen
österreichischen Patentes vom Jahre 1866
bildete. Ein anderes englisches Patent vom
11. August 1855 Nr. 1824 unter dem Titel
„Obtaining cylindrical and other printing
surfaces“ hat die Verwendung photo-
galvanographischer Kupferzylinder für Pressendruck von Zylinder- oder
Rollformen für Zeug- und Baumwolldruckerei zum Gegenstände.
Pretsch realisierte seine Ideen und Versuche durch Einführung derselben in

1) Diese Londoner Weltausstellung 1851 vereinigte zum erstenmal Aussteller
verschiedener Länder.

2) Genaue Arbeitsvorschriften hat Pretsch nie publiziert. Wir kennen
jedoch seinen Arbeitsgang genau durch die Veröffentlichungen seines Schülers L e i -
pold, Staatsdruckereidirektor in Lissabon (Phot. Korresp. 1874. S. 180). — Vgl.
ferner „Phot. Korresp.“ 1874. S. 46.

Abb. 283.

Paul Pretsch (* 1808, f 1873).
 
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