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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0273

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Herstellung von Heliogravüren mittels des Asphaltverfahrens usw. 843

gravure (Ätzung nach einer photographischen Asphaltkopie auf Stahl),
das Porträt des französischen Marschalls Randon, welche eine
überraschende Vollendung der zarten Mitteltöne aufweist. Niepees
Verdienst bestand bei seinen heliographischen Halbton-Stahlätzungen
in der Einführung des den Künstlern wohlbekannten alten Aquatinta-
Korns in die photographische Technik, welchem er die zarten Halb-
töne verdankt.

Niepce de Saint Victor kombinierte die Asphaltbilder auf
Stahl mit aufgestäubtem und eingeschmolzenem Harzstaub im Sinne
der Aquatinta-Manier1). Dieses zarte Korn erklärte er für
unerläßlich, sobald man Halbtonbilder für den heliographischen Druck
(Tiefdruckplatten) geeignet und druckfähig machen wolle, und wies
in seiner Publikation über Heliographie im Jahre 1856 ausdrücklich
darauf hin2). Niepce de St. Victor erzeugte das Aquatinta-Korn
durch Aufwirbeln von Harzstaub in einem Kasten mittels eines Blase-
balges. Er legte die Stahlplatte hinein, ließ den Harzstaub auffallen
und schmolz ihn an. Dadurch wurden feine Halbtöne und eine
gute Druckfähigkeit der in den Vertiefungen rauhgeätz-
ten Platten erzielt:

Seit der Mitteilung Niepce de St. Victors am 23. Mai und
einer zweiten am 21. Oktober 1853 hatten sich in Paris mehrere
Personen mit der praktischen Ausübung des heliographischen Stahl-
stiches beschäftigt, insbesondere Charles Negre3) und Baldus.

1) Aquatinta-Manier: Joli. Heinr. Meynier sagt in seiner „Anleitung
zur Ätzkunst“, 1804, über dieselbe: „Die Aquatinta-Manier unterscheidet sich von
der gemeinen Radierkunst und der Crayon-Manier darin, daß die Schatten weder
durch Schraffieren noch durch Punktieren, sondern ■— wenn ich mich so ausdrücken
darf — durch einen Harzflor hervorgebracht werden, mit welchem man die Platte
überzieht und der das Scheidewasser nötigt, das Kupfer ganz rauh anzufressen. Man
arbeitet darauf mit Deck- und Harzfirnissen und gibt nur diejenigen Teile, welche
schattiert werden sollen, der Wirkung des Ätzwassers preis“ usw. Um den Harz-
staub auf die Platte zu bringen, bediente man sich zuerst gewöhnlicher Siebe, und so
schreibt sich speziell Meynier die erste Anwendung des sogenannten Staubkastens
zu, sagt aber selbst: „Ob ich mir gleich die Erfindung dieser Maschine mit Recht
zueignen kann, so erfuhr ich doch in der Folge, daß viele Künstler, die in Aquatinta
arbeiten, sich ähnlicher Kasten bedienen, ich habe aber nie einen von ihnen ge-
sehen.“ Dieses sogenannte Staubkorn wird in neuerer Zeit bei dem Heliogravure-
Ätzverfahren angewendet. Vgl. K. Kampmann, Titel und Namen der verschie-
denen Reproduktionstechniken. (Österr-.ungar. Buchdruckerzeitung 1891.)

2) Niepce de St. Victor, Traite pratique de gravure heliographique.
Paris 1856, S. 44.

3) N e g r e erfand auch die photographische Metalldekoration (eine Art Damas-
 
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