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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0389

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Dreifarbenphotographie.

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Dresden 1931 (Phot. Rundsch. 1931. S. 360. Brit. J. Phot. 1931, Nr. 3790). Auch die
Agfa trat mit Schmalfilmen und Dreifarbenrastersystem (Umkehrfilmen) beim
Phot. Kongreß in Dresden im August 1931 hervor, wo auch J. E g g e r t die zur
Zeit bemerkenswerten anderen Earbfilmsysteme demonstrierte.

Jan Szepaniks Dreifarben Weberei.

Der Pole Jan Szepanik war am 26. Juni 1872 in Krosno
(einem galizischen Dorfe), geboren. Er betrieb Amateurphotographie
mit selbst gebauten Apparaten. Im Jahre 1896 trat er mit der
Aufsehen erregenden Neuerung, die Jacquard-Patronen für
Zwecke der Weberei auf photographischem Wege herzustellen,
in die Öffentlichkeit. Er fand 1896 in Wien in seinem Lands-
mann Baron Ludwig Kleinberg, einem Großkaufmann, den
Geldgeber und im selben Jahre wurden die auf beide Namen
lautenden Patente auf eine „elektrische Jacquard- bzw. Schaft-
maschine“, auf ein „Verfahren zur Herstellung einer für elektrisch
betätigte Webereimaschinen und Kartenschlagmaschinen dienen-
den Patrone“ und endlich auf ein „Verfahren und Einrichtung
zur Herstellung von Webereipatronen auf photographischem Wege“
erteilt. Szepanik arbeitete die J o 1 y sehe Farbenphotographie mit
Dreifarbenlinienraster derart aus, daß er auch Bilder in natürlichen
Farben weben konnte. Zwei einfarbige Proben größten Formates (das
Porträt Kaiser Franz Josef I.), sowie ein Seidengobelin im Ausmaße
von 148x120 cm erhielt der Verfasser dieser Geschichte vom Er-
finder; sie befinden sich in den Sammlungen der Graphischen Lehr-
und Versuchsanstalt in Wien.

Zur Herstellung der Patronen für Seidengobelins würde ein tüchtiger Patroneur
bei Handarbeit mehrere Jahre benötigt haben, während die S z e p a n i k sehe
Methode hierzu nur einige Stunden brauchte. Um Muster nach beliebigen Verhält-
nissen verzerren zu können, verwendete Szepanik eine Anamorphot-Einrichtung
von Z e i ß und gab in einem weiteren Patente eine Vorrichtung bekannt, mit Hilfe
von Lochscheiben und eigenartiger Blenden Bilder zu multiplizieren, wobei er an die
Herstellung von Untergrundmustern für Wertpapiere u. dgl. dachte. Die photo-
graphische Webtechnik konnte aber in der Praxis keinen festen Euß fassen, und so
wurde 1902 das Unternehmen in Barmen, 1903 das Wiener Unternehmen liquidiert.
1902 erfand Szepanik eine Vorrichtung zur gleichzeitigen Belichtung der drei
Teilbilder bei Dreifarbenaufnahmen1), und zur selben Zeit gab er eine
Modifikation des W o r e 1 sehen Ausbleichverfahrens an, wobei er mit
drei übereinander gelagerten Ausbleichschichten arbeitete. Nach dem * 2

1) Über Kamera und Projektor für Dreifarbenkomatographie nach dem System
Szepanik s. .Spanuth u. Honnhold, Phot. Korresp. 1925, S. 12. -—
S. Szepanik „Cinematograpby in Natural Colors (Brit. Journ. Color Suppl.

2. Okt. 1925. S. 38).

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