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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0407

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Pliotochromie.

977

Die Sache kam aber in Vergessenheit, bis Otto Wieners
gründliche Untersuchungen (s. S. 965) sie wieder in den Vorder-
grund stellten und die Theorie der Entstehung von Körperfarben
durch Lichtwirkung sicherstellten.

Was die geschichtliche Ehtwicklung des Ausbleichverfahrens an-
belangt, so sind die Veröffentlichungen von Raphael Ed. Liese-
g a n g auf diesem Gebiete noch nicht genügend gewürdigt. In dem von
ihm herausgegebenen „Photographischen Archiv“ empfahl genannter
Forscher bereits 1889 (Nr. 633, 328) die drei Grundfarben Rot,
Gelb und Blau auf Papier zu mischen und sich hierbei lichtunechter
Farbstoffe zu bedienen. Gleichzeitig gibt er eine vollkommen rich-
tige Erklärung dafür, wie bei derartigen Farbgemischen die Farben
des bestrahlenden Lichtes (z. B. nach Glasgemälden) zustande kommen.
In seinem „Photographischen Almanach für 1891“ hat dann R. Ed.
Liesegang diese Notiz dadurch erweitert, daß er hinzufügte:
„Der (Ausbleich-)Prozeß geht im Sauerstoff rascher vor sich.“ Wenige
Jahre später veröffentlichte R. Ed. Li e s e gan g9 eine Reihe von
Untersuchungen, welche sich auf die Beschleunigung des Ausblei-
chens verschiedener Anilinfarben bei Zusatz verschiedener Chemi-
kalien (z. B. Zinnchlorür, Oxalsäure, Hydroxylamin, Rhodanammon,
Bleiazetat, Weinsäure, kohlensaurem Natron, Seife usw.) beziehen1 2).

Angeregt durch Wieners Untersuchungen (s. S. 905) stellte
E. V a 11 o t zum ersten Male 1895 Photochromien mittels des soge-
nannten „Ausbleichverfahrens“ her3)- Er mischte (geleitet von der
Idee, den Dreifarbendruck im Ausbleichverfahren anzuwenden) licht-
unechte rote, gelbe und blaue Teerfarbstoffe (Anilinpurpur, Curcuma
und Viktoriablau) und bestrich damit Papier, welches nunmehr
schwärzlich gefärbt war; diese Schicht wurde beim Belichten (Sonnen-
licht) unter farbigen Transparentbildern im blauen Lichte blau, im
gelben Lichte gelb, im roten Lichte rot, indem z. B. das rote Licht
den blauen und gelben Farbstoff ausbleicht und nur den roten übrig
läßt usw. Dieser Prozeß V a 11 o t s litt aber an sehr geringer Licht-
empfindlichkeit.

Ministerialrat Karl Worel in Graz sowie Dr. R. Neuhauß
in Berlin trachteten, die notwendige Belichtungszeit dadurch abzu-
kürzen, daß sie oxydierende Substanzen suchten, die das Aus-

1) Photogr. Archiv. 1893. Nr. 729 und 730. — Über R. E. Liesegang s. S. 995.

2) Neuhauß, Phot. Rundschau. 1903, S. 258.

3) Moniteur de la Phot. 1895; Jahrb. f. Phot. 1896, S. 499.
 
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