Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0408

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
978

Fünfundneunzigstes Kapitel.

bleichen der Farbstoffe beschleunigen, die also als Sensibilisatoren
wirken und sich nach erfolgter Exposition wieder entfernen lassen.

K. W o r e 1 verwendete als Zusatz zu dem Gemische roter, gelber und blauer
Teerfarben ätherische Öle, besonders einen Bestandteil des Anisöles — das Anethol —-
und erzielte zwar nicht hohe Empfindlichkeit, konnte aber das Verfahren auch für
photographische Zwecke benutzen. Er legte dem Grazer Klub der Amateurphoto-
graphen am 12. November 1901 eine Kollektion Photographien in Körperfarben
(sowohl Kameraaufnahmen als Kontaktdrucke) vor und publizierte sein Verfahren
am 13. März 1902 im Anzeiger der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien 1)-

Ungefähr zur selben Zeit trat R. N e u h a u ß mit seinem Verfahren in der
,,Photogr. Rundschau“ (Januar 1902) hervor und teilte mit, daß er vornehmlich
oxydierende Substanzen — Wasserstoffsuperoxyd, Persulfat usw. — als Zusatz zur
Farbstoffmischung benutzt und damit eine sehr bedeutende Steigerung der Licht-
empfindlichkeit erzielt, vorausgesetzt, daß die Farbstoffe mit Gelatine auf Glas über-
tragen und die Schichten noch feucht belichtet werden 2). — Lumiere und J o u g 1 a
in Lyon verwendeten zu demselben Zwecke Hypochlorite und dergl. (1913).

J. Szepanik in Wien 1902 benutzte auch dreierlei Farbstoffe, verwendete sie
aber nicht in Mischung, sondern trug sie, mit einem geeigneten Bindemittel (Gelatine,
Kollodium usw.) vereint, in Schichten übereinander auf Papier auf3) (s. S. 959).

Andere photographische Kopierverfahren zur Herstellung farbiger Bilder, wie
diejenigen mit Leukobasen (D. Gros 1901, E. König 1904), die von W.
Ostwald (1902) erfundene Katatypie usw., sind in Eders Ausführl.
Handbuch d. Phot., Bd. IV. 2 (1926) und Bd. IV. 4. (1926) beschrieben. Alle diese
Verfahren sind jedoch noch praktisch unfertig und wir begnügen uns, ihre Entstehung
zu erwähnen.

Dr. J. H. Smit h und Dr. W. M e r k e n s in Zürich knüpften an die Ar-
beiten W o r e 1 s an und erzeugten sog. ,,U tocolorpapier“ für den Ausbleich-
prozeß, das mit dem drei Grundfarben-Gemisch unter Zusatz von Anethol als Sensi-
bilisator präpariert war; sie brachten solches Papier 1907 in den Handel.

Im Jahre 1910 verbesserte J. H. S m i t h sein LTtocolorpapier durch Verwendung
neuer Sensibilisatoren zur photochemischen Farbenausbleichung. Er benützte hier-
für Thiosinamin u. a. Mit seinem verbesserten Verfahren beteiligte sich J. H.
Smith an der zur Verwertung desselben gegründeten „Societe anonyme Utocolor“
(La Garenne Colombes, Paris), die im Jahre 1911 einen großzügigen Versuch machte,
das Ausbleich verfahren als Kopierverfahren in die Praxis einzuführen. Die Firma
sandte hübsche Bildermappen mit Probebildern auf Papier (nach Autochromauf-
nahmen u. dergl.) aus und verbesserte den Arbeitsvorgang mit den Utocolorpapieren 3).
Die Fabrik hielt sich durch mehrere Jahre. Aber alle Ausbleichverfahren zum Zwecke
der Farbenanpassung, auf die man so große Hoffnungen gesetzt hatte, konnten die
auf sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen4).

1) Vgl. Jahrb. f. Phot. 1902, S. 544. — Phot. Korresp. 1902.

2) Vgl. Jahrb. f. Phot. 1903, S. 48.

3) Phot. Korresp. 1902.

4) Fritz L i m m e r , „Das Ausbleichverfahren“ 1912. Verlag der Societe Uto-
color. 1912.
 
Annotationen