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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0470

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1040

Siebenundneunzigstes Kapitel.

einer Filmkamera für Serien-Momentbilder und betraute im Sommer 1889 die East-
man Co. in Rochester mit der Herstellung der von ihm vollständig durchkonstruierten
„Motion picture Camera“. Diesen Aufnahmeapparat („Kinetograph“) be-
schickte Edison mit speziell hierfür hergestellten Eastman-Filmen. Den zur Be-
trachtung der lebenden Bilder dienenden Guckkasten nannte er „K inetosko p“.

Die Details der Konstruktion des „Kine-
tographen“ hielt Edison lange Zeit geheim.
Später wurde bekannt, daß in der endgültigen
Ausführung desselben die ruckweise Film-
bewegung durch Reibungskräfte bewirkt wurde
(C. F o r c h , „Edison und seine Beziehungen
zur Kinematographie“. Kinotechnik 1931,
S. 397). Edison meldete am 24. August
1891 Patente für diese Apparate an. Die Pa-
tenterteilung für das Kinetoskop erfolgte am
14. März 1893. Aber um den Kinetographen
entbrannten heftige Patentstreitigkeiten. Dem-
zufolge war Edison genötigt dieses Patent in
drei Teilpatente zu zerlegen; für diese wurden
erst im August 1897 die Patente erteilt.

Es ist bemerkenswert, daß das Kine-
toskop Edisons nur für subjektive Einzel-
beobachtung gedacht war. Der Positivfilm
wurde in demselben stetig im Fenster des
Guckkastens elektromotorisch vorbeibewegt.
Eine gleichfalls stetig umlaufende Scheibe
mit Schlitzen gab jedes Bildchen des Film-
bandes dem Beschauer für kurze Zeit frei.

Die im Handel leicht erhältlichen Kinetoskop-Filme regten zu weiteren Ver-
suchen an. Auf S. 725 erwähnten wir, daß L e R o y im Jahre 1894 mit solchen Filmen
Bewegungsbilder mittels eines eigenen Apparates an die Wand projizierte. Am
20. Mai 1895 nahm auch Major Woodville L a t h a m derartige Projektionen von
Kinetoskop-Filmen mittels seines „Panopticons“ vor (s. Eastmans Biographie
S. 121). Einige Monate vorher hatten die Brüder Lumiere in Lyon das fran-
zösische Patent auf ihren „Cinematographen“ angemeldet (S. 725). Andererseits
hatte in Washington Thomas A r m a t Filmprojektionen vorgenommen. Im An-
schlüsse an diese Versuche ging Edisons „Vitaskop“ hervor, mit dem im April
1896 in New York City Kinoprojektionen demonstriert wurden.

Später kuppelte Edison diese Projektionsapparate kunstvoll mit seinem
Phonographen („Kinetophon“) und brachte damit als erster ein brauchbares,
wenn auch unvollkommenes Ton-Kino zustande. Das „Kinetoskop“ und das „Kine-
tophon“ waren durch einige Zeit in allen Großstädten der Welt zu sehen, mußten aber
dann dem Lumiereschen Cinematographen und anderen neueren Apparaten weichen.

Edisons Arbeiten auf diesem Gebiete waren immerhin ein entscheidender
Schritt auf dem Wege der modernen Kinotechnik. Abb. 370 zeigt das Porträt
Edisons. Er starb am 18. Oktober 1931 in West Orange im Staate New Jersey.

Abb. 370. Th. A. Edison
(* 1847, t 1931).
 
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