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Die Gartenkunst — 2.1900

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Tubenf, Karl von: Über wichtige Baumkrankheiten und ihre Bekämpfung, [1]: Vortrag, gehalten im Klub der Landwirte am 13.Feburar 1900
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Wieck, Hans: Fürst Pückler-Muskau in der Beurteilung seiner Zeitgenossen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0214

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202

DIE GARTENKUNST

II, 11

Bei den Pflanzen macht man es ebenso, wenn man
eine Wunde verursacht, wenn man einen Ast amputiert,
dann legt man einen Wundverband an; dieser Ver-
schlufs besteht am besten aus Teer, welcher mit dem
Pinsel aufgetragen wird, und zur Zeit der Vegetationsruhe,
wenn der Saft der Wunde nicht entquillt, auch recht gut
haftet. Wir haben in dem einfachen und billigen Wund-
verschlufs nach der Ästung ein Mittel, uns vor Wund-
infektionen durch parasitäre Pilze zu schützen. Leider ist
diese Erkenntnis vieffach noch nicht in die Kreise der
Gärtner und Baumwärter gedrungen oder wird wenigstens
nicht entsprechend berücksichtigt.

Wie viel durch richtige Anleitung der Baumwärter
geschehen kann; will ich noch an einem anderen Beispiele
zeigen, mit dessen Studium ich mich in den letzten Jahren
besonders befafst habe. Es ist dies der Hexenbesen
des Kirschbaumes.

Geht man im Frühjahr durch eine Obstgegend, in der
viele Kirschbäume gezogen werden, so entzückt unser Auge
die schneeig weifse Blütenpracht, in der die Bäume prangen.
Alle Blütenknospen haben sich entfaltet und erst, wenn
das Ende der Blütezeit da ist, wenn die Bäume abblühen,
dann öffnen sich die Laubknospen. Der Naturbummler, der
Maler, jeder der sich nur am Gesamteindruck der Kirschen-
blüte freut, sieht nur Blüten, lauter Blüten. Wer aber ge-
wohnt ist, auch mit prüfendem Auge das Detail zu be-
trachten, dem fällt es bei einem Spaziergang, ja sogar schon
bei einer Eisenbahnfahrt vom Fenster aus auf, dafs gar
oft und immer wieder mitten im weifsen Baume dichte dunkel-
grüne Büsche sitzen. Diese auffallenden Büsche sind
sogenannte Hexenbesen. Die Hexenbesen werden durch
einen kleinen Pilz erzeugt, welcher in einer sich entfal-
tenden Knospe eindringt und im Gewebe des jungen Astes
lebt. Man bezeichnet ein solches Zusammenleben, welches
nicht zum Tode eines der beiden Teile führt, als Symbiose.
Der Erfolg des Pilzangriffes ist ein ganz ungeheuerer.
Der befallene Ast stirbt nicht etwa ab, sondern er ent-
faltet ein ganz riesig gesteigertes Dicken- und Längen-
wachstum. Durch seinen Zuwachs wird er immer schwerer
und hängt dann meist als mächtiges Gewächs am dünnen
Tragast. Da in ihm das Streben wohnt, sich in die Höhe,
von der Erde weg zu richten, so krümmen sich seine Äste
im Bogen aufwärts. Es fällt demnach der Kirschenhexen-
besen auch schon im Winter, im unbelaubten Zu-
stande auf. fSohlufs folgt.)

Lebensbilder bedeutender Gartenkünstler.

Fürst Pückler-Muskau
in der Beurteilung seiner Zeitgenossen,
Von Hans Wieck.

(Fortsetzung.)

Erst ganz allmählich gelang es Pückler, in ein leidliches
Verhältnis mit Hardenberg zu kommen, welches er sich
mühsam gegen die Umgebung des Fürsten und die Umtriebe
der „Mamsell Hähnel", späteren Frau von Kimsky, erhielt.

1822 starb der Fürst, ohne seinem Schwiegersohn und seiner
Tochter mehr als den Pflichtteil zu hinterlassen.

Im selben Jahre wurde Pückler in den Fürstenstand er-
hoben. Er hatte auf mehrere erhebliche Vorrechte verzichtet,
auch durch das Ubergehen seiner Besitzungen von Sachsen
nach Preufsen manchen Schaden gelitten, so dafs ihm die neue
Würde gewissermafsen als eine Entschädigung erteilt wurde,
berichtet seine Biographin. Indessen mufsten sich die pekuniären
Verhältnisse durch den Ausfall der Hardenbergschen Erbschaft
und die erhöhten Ansprüche, die der Fürstentitel mit sich
brachte, notwendigerweise verschlechtern. Während Pückler
mit der Absicht nach Berlin fährt, dort die Einkünfte aus
seinen Alaunbergwerken, Flöfsgeschäften, Bierbrauereien und
Spiritusbrennereien in günstiger Weise abzusetzen, aber von
diesem Vorhaben dauernd durch Festlichkeiten abgehalten
wird undbei diesen meist mehr im Spiel verliert, alsderZweck dei
Reise ihm einbringen konnte, beginnt Lucie in Muskau den
Bau des Hermannsbades. Dieses ist von ihr allein begonnen
und zu Ende geführt worden und lockt noch heute viele Gäste
in die Oberlausitz. Damals aber konnten die Einnahmen aus
demselben nicht die dafür notwendigen Ausgaben übertreffen
und die Unterbilanz erhöhte die finanziellen Unbequemlichkeiten.
Da erscheint ihr ein unbegreiflicher Entschlufs als einziger
Ausweg. Sie bietet ihm an, er solle sich von ihr scheiden
lassen, damit er durch eine neue Geldheirat die zerrütteten
Verhältnisse bessern könne. Pückler geht nach einigem Zögern
auf diesen jedenfalls heroischen und selbstlosen Entschlufs
ein, wünscht aber, dafs Lucie trotz der Scheidung in Muskau
weiterleben solle. Die Scheidung wird offiziell durchgeführt
(ein Brief in der Biographie von L. A. von Lucie läfst den
furchtbaren Zustand erkennen, in den dieser Entschlufs Lucie
versetzen mufste) und Pückler begiebt sich auf die Wander-
schaft nach England, von wo er bald mit einer reichen „Sur-
rogat-Frau" zurückzukommen hoffte. Aber seine Pläne
scheiterten teilweise an der Vorsicht der englischen Familien,
teilweise an der Lässigkeit, mit der er manchmal das „Geschäft"
betrieb. Die Briefe, welche er an Lucie von England aus
schrieb, bilden den Inhalt der „Briefe eines Verstorbenen".
Einige Umänderungen mufsten notwendigerweise gemacht
werden, so z. B. wurde in Abrede gestellt, dafs sein Zweck
die Heirat einer reichen Engländerin war. Ein Teil der echten
Briefe sind in dem nachgelassenen Briefwechsel veröffentlicht,
aus denen klar hervorgeht, dafs die Zeitungsnotizen der eng-
lischen Blätter begründet waren. Es hiefs nämlich damals in
den Zeitungen, der Graf Pückler sei ein Glücksjäger, der eine
zweite Frau nur suche, um sich finanziell aufzubessern. Man
nahm Anstofs daran, dafs er, obwohl geschieden, dennoch mit
seiner Frau zusammenlebte, betrachtete die ganze Scheidungs-
angelegenheit als leeren Schein und Spiegelfechterei, da eine
Untreue von Seiten nicht vorgelegen hätte und nach englischen
Begriffen infolgedessen ungiltig sei. So kam es, dafs er trotz
des dreijährigen Aufenthalts, trotz seiner für damalige Ver-
hältnisse vielleicht geschmackvollen Toiletten, denen L. Assing in
ihrer Biographie mehrere Seiten widmet (wie z. B. Haare schön
schwarz gefärbt, einen neuen Hut, grünes Halstuch mit bunter
seidener Schleife, gelbe Kasimirweste mit Metallknöpfen, oliv-
grüner Froccoat, eisengraue Pantelons etc. etc.), dafs er trotz
seiner Stellung und seiner Persönlichkeit keine fand, die sich
zu der zweifelhaften Rolle einer „Surrogatfrau" bequemen
wollte. Nach langer Abwesenheit kam er schliefslich un-
verrichteter Sache wieder nach Muskau zurück und begann
mit der Veröffentlichung der Briefe, die allerdings zeigten, dafs
er in anderen Beziehungen einen grofsen Schatz von Er-
fahrungen und Kenntnissen gesammelt hatte. Das Buch
 
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