Freistehende Spalierformen und Laubengang.
Aus dem Obstgarten des Jardin Vauban in Lille.
Von Gartenarchitekt C. Loether, Hamburg.
Früchte, die auf allen beschickten Obstausstellun-
gen die ersten Preise erhielten, berühmt gewesen.
Von den Gartenarchitekten jener Zeit haben aber
wohl nur wenige diesen hervorragenden Garten
gekannt und gesehen. Er ist leider, nachdem die
Besitzung in das Eigentum der Stadt Gelnhausen
übergegangen war, infolge mangelnden Ver-
ständnisses vollständig vernachlässigt worden
und seine Baumformen sind nach und nach ver-
wildert und zu Grunde gegangen.*)
*) Die Bedeutung des heute noch in seinen Haupt-
zügen erhaltenen Gaudier’sche Formobstgartens in
Stuttgart beruht hauptsächlich in der vollendeten
Handhabung des Baumschnittes zur Erziehung schöner
Ein Grund, weshalb derartige Gärten in
Deutschland wenig Verbreitung gefunden haben,
ist wohl auch in der irrigen Auffassung zu suchen,
daß unsere klimatischen Verhältnisse der Form-
obstzucht nicht günstig seien. Sollte das früher
wirklich der Fall gewesen sein, so trifft es jetzt
kaum noch zu, nachdem wir durch die zielbewußte
Arbeit unserer Obstzüchter unter Führung des
deutschen Pomologenvereins in den Besitz zahl-
reicher Obstsorten gelangt sind, die überall und
in jeder Form vollwertige Erträge bringen. Um
aus diesen aber für die künstlerische Verwertung
des Formobstbaumes die geeignetsten Sorten zu
ermitteln, ist es unbedingt nötig, daß Obstzüchter
und Gartengestalter, von denen sich jene bisher
nur auf die Erzielung reicher Erträge, diese auf
künstlerische Form eingestellt hatten, wieder mit-
einander Verbindung suchen,Ertrag und Form
in Einklang bringenund Obstgärtenschaf-
fen, die als räumliche Gebilde befriedigen
und durch wirtschaftliche Zweckmäßigkeit
ihre Daseinsberechtigung erweisen.
Wir richten an die Leser der Gartenkunst die
Bitte, uns darauf aufmerksam zu machen, wo
derartige Gärten in Deutschland vorhanden sind;
wir möchten darüber in der „Gartenkunst“ be-
richten, um Fachwelt und Laienkreise auf Bei-
spiele in erreichbarer Nähe hinzuweisen und da-
durch besser wie durch Wort und Bild für
die Wiedereinführung der Formobstgärten zu
wirken. Für heute müssen wir uns darauf be-
schränken, ein Beispiel vorzuführen, welches
einer unserer Mitarbeiter, der Gartenarchitekt
C. Loether-Hamburg, während seines Aufent-
haltes in Frankreich in Skizzen für die „Garten-
kunst“ festgehalten hat. Es handelt sich um den
Obstgarten des Jardin Vauban in Lille, von dem
wir auf S. 3 — 11 die Loetherschen Darstellungen
wiedergeben, in der Erwartung, daß sie anregend
wirken und vielleicht auch, weil aus Feindesland
stammend, dazu beitragen, daß die vorhin aus-
gesprochene Bitte wegen Nachweisung ähnlicher
Anlagen in Deutschland erfüllt wird.
Aus Mitteilungen Loethers zu den Skizzen
entnehmen wir folgende Sätze: Die übliche Weise
bei uns in Deutschland, Obstanlagen in den Gar-
ten einzugliedern, zeigt meist das Bestreben, die
Anlage mit dem Gemüsegarten zu verbinden, sie
abzusondern und getrennt vom eigentlichen Auf-
bau des Gartens zu behandeln. So ist im Garten-
schaffen der letzten Jahre die Gestaltung des
Obstgartens recht stiefmütterlich behandelt wor-
den. Nicht selten finden wir ihn verlegen in eine
Ecke gedrückt, wo sonst nichts mehr herauszu-
Formbäume, weniger in deren raumkünstlerischer
Verwendung. Die Bepflanzung ist auf beschränktem
Raum so eng erfolgt, daß Raumwirkungen nicht
entstehen konnten.
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Aus dem Obstgarten des Jardin Vauban in Lille.
Von Gartenarchitekt C. Loether, Hamburg.
Früchte, die auf allen beschickten Obstausstellun-
gen die ersten Preise erhielten, berühmt gewesen.
Von den Gartenarchitekten jener Zeit haben aber
wohl nur wenige diesen hervorragenden Garten
gekannt und gesehen. Er ist leider, nachdem die
Besitzung in das Eigentum der Stadt Gelnhausen
übergegangen war, infolge mangelnden Ver-
ständnisses vollständig vernachlässigt worden
und seine Baumformen sind nach und nach ver-
wildert und zu Grunde gegangen.*)
*) Die Bedeutung des heute noch in seinen Haupt-
zügen erhaltenen Gaudier’sche Formobstgartens in
Stuttgart beruht hauptsächlich in der vollendeten
Handhabung des Baumschnittes zur Erziehung schöner
Ein Grund, weshalb derartige Gärten in
Deutschland wenig Verbreitung gefunden haben,
ist wohl auch in der irrigen Auffassung zu suchen,
daß unsere klimatischen Verhältnisse der Form-
obstzucht nicht günstig seien. Sollte das früher
wirklich der Fall gewesen sein, so trifft es jetzt
kaum noch zu, nachdem wir durch die zielbewußte
Arbeit unserer Obstzüchter unter Führung des
deutschen Pomologenvereins in den Besitz zahl-
reicher Obstsorten gelangt sind, die überall und
in jeder Form vollwertige Erträge bringen. Um
aus diesen aber für die künstlerische Verwertung
des Formobstbaumes die geeignetsten Sorten zu
ermitteln, ist es unbedingt nötig, daß Obstzüchter
und Gartengestalter, von denen sich jene bisher
nur auf die Erzielung reicher Erträge, diese auf
künstlerische Form eingestellt hatten, wieder mit-
einander Verbindung suchen,Ertrag und Form
in Einklang bringenund Obstgärtenschaf-
fen, die als räumliche Gebilde befriedigen
und durch wirtschaftliche Zweckmäßigkeit
ihre Daseinsberechtigung erweisen.
Wir richten an die Leser der Gartenkunst die
Bitte, uns darauf aufmerksam zu machen, wo
derartige Gärten in Deutschland vorhanden sind;
wir möchten darüber in der „Gartenkunst“ be-
richten, um Fachwelt und Laienkreise auf Bei-
spiele in erreichbarer Nähe hinzuweisen und da-
durch besser wie durch Wort und Bild für
die Wiedereinführung der Formobstgärten zu
wirken. Für heute müssen wir uns darauf be-
schränken, ein Beispiel vorzuführen, welches
einer unserer Mitarbeiter, der Gartenarchitekt
C. Loether-Hamburg, während seines Aufent-
haltes in Frankreich in Skizzen für die „Garten-
kunst“ festgehalten hat. Es handelt sich um den
Obstgarten des Jardin Vauban in Lille, von dem
wir auf S. 3 — 11 die Loetherschen Darstellungen
wiedergeben, in der Erwartung, daß sie anregend
wirken und vielleicht auch, weil aus Feindesland
stammend, dazu beitragen, daß die vorhin aus-
gesprochene Bitte wegen Nachweisung ähnlicher
Anlagen in Deutschland erfüllt wird.
Aus Mitteilungen Loethers zu den Skizzen
entnehmen wir folgende Sätze: Die übliche Weise
bei uns in Deutschland, Obstanlagen in den Gar-
ten einzugliedern, zeigt meist das Bestreben, die
Anlage mit dem Gemüsegarten zu verbinden, sie
abzusondern und getrennt vom eigentlichen Auf-
bau des Gartens zu behandeln. So ist im Garten-
schaffen der letzten Jahre die Gestaltung des
Obstgartens recht stiefmütterlich behandelt wor-
den. Nicht selten finden wir ihn verlegen in eine
Ecke gedrückt, wo sonst nichts mehr herauszu-
Formbäume, weniger in deren raumkünstlerischer
Verwendung. Die Bepflanzung ist auf beschränktem
Raum so eng erfolgt, daß Raumwirkungen nicht
entstehen konnten.
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