Daß derartige
Lösungen möglich
sind, die den ge-
stellten Anforde-
rungen entspre-
chen, beweist die
Grundrißskizze
einer Vierhaus-
gruppe von Otto
Völckers-München,
die im Januarheft
1919, Seite 12 un-
ten rechts, wieder-
gegeben ist; und
daß man die dem
Architekten unbe-
queme Nordsüd-
richtung der Stra-
ßen selbst bei grö-
ßeren Siedelungs-
anlagen durch-
führen kann, sieht
man an der Lage-
planskizze von Behrens-de Fries S. 15 in demselben
Heft. Größere Freiheit in der Gruppierung der Häu-
ser und Gärten hat man natürlich bei kleineren
Anlagen, wie sie u. a. von Harry Maasz in der
Gartenkunst, Aprilheft 1917, dargestellt sind. Die
dort auf Seite 51 wiedergegebene Gruppierung
mehrerer Siedlerhäuser um einen gemeinsamen Hof
mit rückwärts an die Häuser angegliederten Gärten
ist ein Beispiel, welches für Siedelungen beschränk-
ten Umfanges sehr empfohlen werden kann.
Von ihrer Erfüllung unserer Forderungen hängt
in der Hauptsache der Erfolg des Siedelungs-
wesens ab; denn seine Voraussetzung bildet die
Verschmelzung von Haus und Garten zu einer in
jeder Hinsicht ausgeglichenen Einheit. Dazu genügt
es aber nicht, dem Hause ein Stückchen Land an-
zuhängen, auf dem man
eben noch zur Not einige
Kohlköpfe anbauen kann,
sondern es muß in wirt-
schaftlicher und schönheit-
licher Beziehung wenig-
stens die Durchschnitts-
ansprüche der Garten-
kultur befriedigen. Denn
wir wollen unsern Siedlern
doch nicht nur einen Unter-
schlupf bieten, der die
äußerste Notdurft hinsicht-
lich der Behausung befrie-
digt, sondernihnendie
Grundlage für wirt-
schaftlichen und kul-
turellen Aufstieg be-
reiten. Von welcher Be-
deutung hierbei das Gar-
tenleben sein kann, habe
ich in den früheren Ab-
schnitten bereits gesagt.
Knüpfen wir daran wieder
an, so dürfen wir das
Beispiel der Behrens-de
Friesschen Siedelung als
Beleg in Anspruch nehmen,
daß sich auch mit der in
äußerster Folgerichtigkeit
durchgeführten Zweck-
mäßigkeit Schönheit ver-
bindet, wenn eine Künst-
lerhand die Leitung hat.
Man braucht indessen gar
nicht so sehr den einheit-
lichen Zug in der
Gesamtdur chfüh -
rung zu betonen,
wie es hier ge-
schehen ist, kann
vielmehr ohne
Schaden der For-
derung stattge-
ben , die Otto
Völckers in sei-
nenAusführungen
Seite 16 Garten-
kunstjanuar 1919
stellt, indem er
empfiehlt, durch
wohlüberlegte
Buntheit in der
Ausstattung der
Gärten den allzu
strengen Gleich-
klang der Haus-
körper aufzu-
lockern oder bei
einfachen Reihenhäusern, deren papierene Flächen-
hafligkeit zu beleben.
Hier erwächst der Erfindungsgabe des Garten-
gestalters eine weitere Aufgabe, nachdem er seinen
Anteil an der Lösung der Aufteilung und Erschlies-
sung der Siedelung erfüllt hat. Treten wir ihr
näher, so werden wir wiederum sehen, daß die
sinnvolle Erfüllung von Zweckforderungen von selbst
auch zur Befriedigung des Schönheitsgefühls führt.
Wir brauchen nur davon auszugehen, daß die breiten
Straßen, die man in vielen bisher ausgeführten
Siedelungen sieht, vom Verkehrsstandpunkt unbe-
gründet und in schönheitlicher Beziehung verwerf-
lich sind. Man betrachte das Bild auf S. 22, wel-
ches einer oberschlesischen Arbeiterkolonie ent-
nommen ist. Es wird ohne weiteres zugegeben
werden müssen, daß die
übertriebene Breite dieser
Straße durch keinerlei
Verkehrsrücksichten ge-
rechtfertigt werden kann.
Der Verkehr, den die
kleinen Häuschen hervor-
rufen, die man über den
Lattenzaun zu beiden Sei-
ten der Straße herüber-
lugen sieht, läßt sich sicher
auf einem Weg bewerk-
stelligen, der kaum die
Hälfte der Straßenbreite
hat, und vom Schönheits-
standpunktwird man ohne
weiteres zugeben müssen,
daß zwischen den kleinen
Häusern und der Straßen-
breite ein offenkundiges
Mißverhältnis besteht. Es
würde noch deutlicher her-
vortreten, wenn die Bild-
wirkung nicht durch die
großen Bäume und die
Kindergruppe im Vorder-
grund günstig beeinflußt
wäre. Man betrachte dem-
gegenüber das Bild auf
Seite 23 oben, wo Häuser
von der gleichen Größe an
einem schmalen Weg ste-
hen. Das Bild macht in-
folge des vernünftigen
Verhältnisses zwischen
Größe der Häuser, Ver-
Sdimaler Wohnweg mit beiderseitigem Lattenzaun.
Gieschewald, Oberschlesien.
Schmaler Wohnweg mit Heckenabschluß.
23
Lösungen möglich
sind, die den ge-
stellten Anforde-
rungen entspre-
chen, beweist die
Grundrißskizze
einer Vierhaus-
gruppe von Otto
Völckers-München,
die im Januarheft
1919, Seite 12 un-
ten rechts, wieder-
gegeben ist; und
daß man die dem
Architekten unbe-
queme Nordsüd-
richtung der Stra-
ßen selbst bei grö-
ßeren Siedelungs-
anlagen durch-
führen kann, sieht
man an der Lage-
planskizze von Behrens-de Fries S. 15 in demselben
Heft. Größere Freiheit in der Gruppierung der Häu-
ser und Gärten hat man natürlich bei kleineren
Anlagen, wie sie u. a. von Harry Maasz in der
Gartenkunst, Aprilheft 1917, dargestellt sind. Die
dort auf Seite 51 wiedergegebene Gruppierung
mehrerer Siedlerhäuser um einen gemeinsamen Hof
mit rückwärts an die Häuser angegliederten Gärten
ist ein Beispiel, welches für Siedelungen beschränk-
ten Umfanges sehr empfohlen werden kann.
Von ihrer Erfüllung unserer Forderungen hängt
in der Hauptsache der Erfolg des Siedelungs-
wesens ab; denn seine Voraussetzung bildet die
Verschmelzung von Haus und Garten zu einer in
jeder Hinsicht ausgeglichenen Einheit. Dazu genügt
es aber nicht, dem Hause ein Stückchen Land an-
zuhängen, auf dem man
eben noch zur Not einige
Kohlköpfe anbauen kann,
sondern es muß in wirt-
schaftlicher und schönheit-
licher Beziehung wenig-
stens die Durchschnitts-
ansprüche der Garten-
kultur befriedigen. Denn
wir wollen unsern Siedlern
doch nicht nur einen Unter-
schlupf bieten, der die
äußerste Notdurft hinsicht-
lich der Behausung befrie-
digt, sondernihnendie
Grundlage für wirt-
schaftlichen und kul-
turellen Aufstieg be-
reiten. Von welcher Be-
deutung hierbei das Gar-
tenleben sein kann, habe
ich in den früheren Ab-
schnitten bereits gesagt.
Knüpfen wir daran wieder
an, so dürfen wir das
Beispiel der Behrens-de
Friesschen Siedelung als
Beleg in Anspruch nehmen,
daß sich auch mit der in
äußerster Folgerichtigkeit
durchgeführten Zweck-
mäßigkeit Schönheit ver-
bindet, wenn eine Künst-
lerhand die Leitung hat.
Man braucht indessen gar
nicht so sehr den einheit-
lichen Zug in der
Gesamtdur chfüh -
rung zu betonen,
wie es hier ge-
schehen ist, kann
vielmehr ohne
Schaden der For-
derung stattge-
ben , die Otto
Völckers in sei-
nenAusführungen
Seite 16 Garten-
kunstjanuar 1919
stellt, indem er
empfiehlt, durch
wohlüberlegte
Buntheit in der
Ausstattung der
Gärten den allzu
strengen Gleich-
klang der Haus-
körper aufzu-
lockern oder bei
einfachen Reihenhäusern, deren papierene Flächen-
hafligkeit zu beleben.
Hier erwächst der Erfindungsgabe des Garten-
gestalters eine weitere Aufgabe, nachdem er seinen
Anteil an der Lösung der Aufteilung und Erschlies-
sung der Siedelung erfüllt hat. Treten wir ihr
näher, so werden wir wiederum sehen, daß die
sinnvolle Erfüllung von Zweckforderungen von selbst
auch zur Befriedigung des Schönheitsgefühls führt.
Wir brauchen nur davon auszugehen, daß die breiten
Straßen, die man in vielen bisher ausgeführten
Siedelungen sieht, vom Verkehrsstandpunkt unbe-
gründet und in schönheitlicher Beziehung verwerf-
lich sind. Man betrachte das Bild auf S. 22, wel-
ches einer oberschlesischen Arbeiterkolonie ent-
nommen ist. Es wird ohne weiteres zugegeben
werden müssen, daß die
übertriebene Breite dieser
Straße durch keinerlei
Verkehrsrücksichten ge-
rechtfertigt werden kann.
Der Verkehr, den die
kleinen Häuschen hervor-
rufen, die man über den
Lattenzaun zu beiden Sei-
ten der Straße herüber-
lugen sieht, läßt sich sicher
auf einem Weg bewerk-
stelligen, der kaum die
Hälfte der Straßenbreite
hat, und vom Schönheits-
standpunktwird man ohne
weiteres zugeben müssen,
daß zwischen den kleinen
Häusern und der Straßen-
breite ein offenkundiges
Mißverhältnis besteht. Es
würde noch deutlicher her-
vortreten, wenn die Bild-
wirkung nicht durch die
großen Bäume und die
Kindergruppe im Vorder-
grund günstig beeinflußt
wäre. Man betrachte dem-
gegenüber das Bild auf
Seite 23 oben, wo Häuser
von der gleichen Größe an
einem schmalen Weg ste-
hen. Das Bild macht in-
folge des vernünftigen
Verhältnisses zwischen
Größe der Häuser, Ver-
Sdimaler Wohnweg mit beiderseitigem Lattenzaun.
Gieschewald, Oberschlesien.
Schmaler Wohnweg mit Heckenabschluß.
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