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Gell, William
Probestücke von Städtemauern des alten Griechenlands: aus dem Engl. übersetzt — München, Stuttgart, Tübingen, 1831

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https://doi.org/10.11588/diglit.5032#0020

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M Y C E N A.

Siebente Platte.

Uas Löwenthor zu Mycenä ist das merkwürdigste Specimen cyklopischer
Kunst, und seine Sculptur der früheste Versuch des Meifsels in Europa.
Man kann zwar nicht sagen, wie viel von dem Thor gegenwärtig durch
die Erde verschüttet ist; wahrscheinlich aber war es nie sehr hoch, ob-
gleich durch dieses Portal Agamemnon im Triumph in den troischen
Krieg ausgezogen seyn ratifs.

Das Alterthum verbreitet eine ernste Feierlichkeit über dieses Thor;
die von Pausanias erwähnten Löwen, die imposante ägyptische Form
des Thorwegs, die Ungeheuern Steinmassen, aus welchen die Mauer be-
steht — Alles vereinigt sich, dasselbe zum interessantesten Denkmale des
griechischen Alterthums zu machen.

Der Architrav ist 15 Fufs lang und 4 Fufs 4 Zoll hoch. Der
dreieckige Stein oben ist 11 Fufs 6 Zoll lang, 9 Fufs 8 Zoll hoch und
2 Fufs dick. Der Gang, den die vorspringende Mauer zur Rechten
bildet, ist 50 Fufs lang, und am Ende derselben befindet sieh das Thor.
Dieses theilte sich in zwei Hälften, statt dafs es sich gleich dem zu
Tirynth in der Mitte in einer Angel drehte; ein Beweis, dafs die Cy-
klopen bereits seit ihrer Arbeit an jener Feste an Civiüsation gewon-
nen hatten.

Diese Flügelthüren waren mit Barren befestigt und drehten sich
auf vier Angeln in Zangen von drei Zoll im Durchmesser.

Die dreieckige Oeffnung, durch den Stein mit den Löwen ausgefüllt,
scheint zu Mycenä wie in Tirynth häufig angewendet worden zu seyn. Die
grofse Thür zu dem unterirdischen Gemach, die gleich der der Danae zu

Gell, Probestücke von alt-griechischen Städtemauern. 3
 
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