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Gell, William
Probestücke von Städtemauern des alten Griechenlands: aus dem Engl. übersetzt — München, Stuttgart, Tübingen, 1831

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https://doi.org/10.11588/diglit.5032#0074

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M

S E N E.

SECHSürfDD REISSIGSTE PLATTE,

JL)as nördliche Tlior von Messene ist einer der auffallendsten Ueber-
reste des Alterthmns. Das Thor zur Linken ist nach der hier gege-
benen Ansicht durch ein üppiges Dickicht immergrüner Eichen über-
deckt, die auf den Mauern in grofser Menge wachsen. Der Eingang
ist zwischen zwei Thürmen.

Das innere Thor zur Rechten des Cirkels erkennt man an dem
grofsen Architravstein, der in einem Winkel von 45 Graden von seiner
wagerechten Lage gefallen. Er ist ein 20 Fufs langer, stattlicher Stein-
block. Auf der Thorschwelle sind noch die Fahrleisen der Räder sicht-
bar. Der Durchmesser des Kreises zwischen den beiden Thoren ist
64 Fufs. An jeder Seite des äufsern Thores ist eine Nische. Dieje-
nige rechts beim Herausgehen hat eine griechische Inschrift zu Ehren
eines Römers mit Namen Quintus, dessen Bildsäule wahrscheinlich hier
aufgestellt war.v

Das Ganze ist ein treffliches Probestück von dem Glänze des Zeit-
alters des Epaminondas, wo die Kriegsbaukunst ihren höchsten Gipfel
von Vollkommenheit erreicht zu haben scheint. Hier sehen wir keine
Spur von cyklopischer oder polygoner Bauart, jeder Stein ist viereckig
und schön gefügt, und das Ganze verräth eine Einheit und Gediegen-
heit, wie man sie nur je bei einem Nationalwerk; das in allen seinen
Theilen zur gleichen Periode ausgeführt worden, erwarten konnte.

Nachdem Epaminondas die politische Wiederherstellung des Staats
der von den Spartanern vertriebenen Messenier beschlossen , und von
den Göttern günstige Vorzeichen erhalten hatte , liefs er für die Thore,
Mauern und andere heilige und profane Gebäude Steine herbeiführen.
 
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