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Gell, William
Probestücke von Städtemauern des alten Griechenlands: aus dem Engl. übersetzt — München, Stuttgart, Tübingen, 1831

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https://doi.org/10.11588/diglit.5032#0064

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DI E

P N' Y X.

Dreissigste Platte,

JL/ie halbkreisförmige Mauer der Pnyx zu Athen führte Petit Radel
als cyklopisches Bauwerk auf, und ohne eine Zeichnung liefsen sich die
Argumente für und wider ins Unendliche häufen. Man ersieht aus die-
ser , dafs das Werk, welches gegenwärtig bis zu der für die Unter-
stützung der Terrasse oder halbkreisförmigen Fläche erforderlichen Höhe
' übrig ist, keinerlei Verwandtschaft mit den Mauern von Tirynth oder
Mycenä, noch selbst mit den Fortificationen anderer Städte hat. Das
einzige Cyklopische daran ist der Umfang der Steinblöcke, wovon man
sich eine Vorstellung machen kann mittelst der Gestalt eines Mannes,
der absichtlich hierher gesetzt wurde, wahrend die Ansicht der Mauer
mit der Camera lucida aufgenommen ward.

Diese unentschiedene Species roher Bauart findet sich vielleicht
sonst nirgends, und seine Eigenthümlichkeit wird noch durch den höch-
sten Grad von Unregelmäfsigkeit vermehrt. Andere Musterstücke rohen
Bauwerks finden sich in alten Gebäuden, nicht unähnlich denen, welche
man gewöhnlich in der modernen Baukunst sieht, aber weniger tief
gehauen.

Das Pulpit der Pnyx war in den natürlichen Fels gehauen und
beinahe noch ganz erhalten 5 man mufs aber bemerken, dafs unter der
Herrschaft der dreifsig Tyrannen, welche nicht wollten, dafs das Volk,
welches demselben auf der halbkreisförmigen Seite gegenübersafs, und
während der öffentlichen Versammlungen nach dem Hafen blickend, das
Andenken ihrer frühern Seeherrschaft vor Augen haben sollte, Verän-
derungen getroffen wurden. Man hat noch deutliche Spuren von dem-
 
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