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Brands, System der Metaphysik.
auch selbst, indem er das Nichtgerichtetseyn des absoluten Thuns
auf sich selbst ein »negatives Moment an ihm« oder das Setzen
eines Andern eine »absolute Selbstverneinung« des absoluten
Thuns nennt, und sich mit der üblen Ausflucht hilft, dafs das
göttliche Setzen eines Andern »keine wesentliche und ursprüng-
liche Bestimmung« an dem absoluten Thun sey. So steht es auf
der Einen Seite sehr bedenklich mit der Absolutheit Gottes als
absoluten Thuns, da er, als Schöpfer, sich selbst beschränkt und
negirt und auch unwesentliche Besimmungen an sich hat. Auf
der andern Seite aber gewinnen wir auf diesem Wege auch keine
wirkliche Welt, sondern nur eine Scheinwelt, ein Nichts. Die
Welt nämlich ist das Andere Gottes oder das Aufser Gott; da
aber das absolute Thun (== Gott) »schlechthin aller Inhalt ist,
SO ist das Aufser die absolute Inhaltslosigkeit selbst, und so das
reine Nichts« (S. 208.). Dieses Nichts wird freilich durch die
kunstfertige Dialektik sogleich auch wieder in ein Seyendes ver-
wandelt; da nämlich in dem sich selbst verneinenden absoluten
Thun auch dies enthalten sey, dafs dasselbe ein Setzen, und als
solches IJebergang in ein Gesetztes,. d. i. Seyendes sey (das.).
Bei aller dialektischen Kunst bleibt aber doch immer der einfache
W7iderspruch stehen: Setzt Gott ein Anderes aufsei' sich, so ist
er nicht absolutes Thun, so mufs Gott selbst beschränkt seyn,
ist er hingegen absolutes Thun, so ist Alles aufser ihm, also die
ganze Welt, Nichts, Diesem Widerspruch in dem Begriff des
Schaffens vermag sich der Verf. durchaus nicht zu entziehen,
vielmehr spricht er ihn als das Wesen des Schaffens aus. »Das
Schaffen,« sagt er (S. 209.), »ist ein Thun, welches nicht auf
sich selbst bezogen ist, worin also nicht das Thun, sondern ein
Anderes als das Thun, jedenfalls daher ein Nicht thun gesetzt
wTird.« (Wie mag doch wohl aus dem Princip des absoluten
Thuns ein Nichtthun heraus zu bringen seyn?) Dieses Nichtthun
ist das Geschöpf. Das Geschöpf ist also das Negative des
Thuns, und da das Schaffen in das Geschöpf übergeht, so endet
darin das Thun. Also das Schaffen ist ein endliches Thun.
(So erhalten wir also zu den unwesentlichen Bestimmungen des
göttlichen Thuns auch noch ein endliches Thun Gottes, und
da Gottes Thun gleich ist, Gottes Seyn, auch ein endliches
Seyn Gottes). Allein zugleich ist das Schaffen auch ein seyen-
des, es kann demnach in dem Geschöpf nicht untergehen (so
eben mufste es untergeben), und ist somit kein endliches Thun.
Für die Auflösung dieses Widerspruchs scheint die Dialektik des
Brands, System der Metaphysik.
auch selbst, indem er das Nichtgerichtetseyn des absoluten Thuns
auf sich selbst ein »negatives Moment an ihm« oder das Setzen
eines Andern eine »absolute Selbstverneinung« des absoluten
Thuns nennt, und sich mit der üblen Ausflucht hilft, dafs das
göttliche Setzen eines Andern »keine wesentliche und ursprüng-
liche Bestimmung« an dem absoluten Thun sey. So steht es auf
der Einen Seite sehr bedenklich mit der Absolutheit Gottes als
absoluten Thuns, da er, als Schöpfer, sich selbst beschränkt und
negirt und auch unwesentliche Besimmungen an sich hat. Auf
der andern Seite aber gewinnen wir auf diesem Wege auch keine
wirkliche Welt, sondern nur eine Scheinwelt, ein Nichts. Die
Welt nämlich ist das Andere Gottes oder das Aufser Gott; da
aber das absolute Thun (== Gott) »schlechthin aller Inhalt ist,
SO ist das Aufser die absolute Inhaltslosigkeit selbst, und so das
reine Nichts« (S. 208.). Dieses Nichts wird freilich durch die
kunstfertige Dialektik sogleich auch wieder in ein Seyendes ver-
wandelt; da nämlich in dem sich selbst verneinenden absoluten
Thun auch dies enthalten sey, dafs dasselbe ein Setzen, und als
solches IJebergang in ein Gesetztes,. d. i. Seyendes sey (das.).
Bei aller dialektischen Kunst bleibt aber doch immer der einfache
W7iderspruch stehen: Setzt Gott ein Anderes aufsei' sich, so ist
er nicht absolutes Thun, so mufs Gott selbst beschränkt seyn,
ist er hingegen absolutes Thun, so ist Alles aufser ihm, also die
ganze Welt, Nichts, Diesem Widerspruch in dem Begriff des
Schaffens vermag sich der Verf. durchaus nicht zu entziehen,
vielmehr spricht er ihn als das Wesen des Schaffens aus. »Das
Schaffen,« sagt er (S. 209.), »ist ein Thun, welches nicht auf
sich selbst bezogen ist, worin also nicht das Thun, sondern ein
Anderes als das Thun, jedenfalls daher ein Nicht thun gesetzt
wTird.« (Wie mag doch wohl aus dem Princip des absoluten
Thuns ein Nichtthun heraus zu bringen seyn?) Dieses Nichtthun
ist das Geschöpf. Das Geschöpf ist also das Negative des
Thuns, und da das Schaffen in das Geschöpf übergeht, so endet
darin das Thun. Also das Schaffen ist ein endliches Thun.
(So erhalten wir also zu den unwesentlichen Bestimmungen des
göttlichen Thuns auch noch ein endliches Thun Gottes, und
da Gottes Thun gleich ist, Gottes Seyn, auch ein endliches
Seyn Gottes). Allein zugleich ist das Schaffen auch ein seyen-
des, es kann demnach in dem Geschöpf nicht untergehen (so
eben mufste es untergeben), und ist somit kein endliches Thun.
Für die Auflösung dieses Widerspruchs scheint die Dialektik des