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Botanik.

ähnlich seyen,• allein der Geruch und Geschmach aller Theile
dieser beiden Pflanzen ist so ganz auffallend verschieden, dafs
an eine solche Verwechslung, wie sie unser Hr. Verf, annimmt,
nimmermehr zu denken ist. Unter den A'rzneikräutern des Mit-
telalters wird auch Crccus satwus und vernus L. genannt und
von dem letztem gesagt, er sey in Deutschland im Jahre 1679
durch Stephan v. Hausen aus Nürnberg bekannt geworden, der
ihn zuerst auf einer Reise von Constantinopel nach Wien in der
Gegend von Belgrad beobachtet hat. Dies ist offenbar irrig,
Hansen brachte den Crocus luteus Lamark von der gedachten Reise
mit, während der gewöhnliche Crocus vernus, der auf den Alpen
des südlichen Deutschlands und der Schweiz gemein wild wächst,
lange vorher bekannt war.
III. Caroli magni Capitulare de Villis. Ein für die Kenntnifs
der Culturgeschichte Deutschlands höchst wichtiges Document,
das aber in naturhistorischer Hinsicht noch immer nicht gehörig
erläutert wurde, obgleich mehrere sehr berühmte Gelehrten sich
daran versuchten. Karl der GroPse verlangte unter andern, dafs
die Pächter in den Gärten faseoli zögen. Unser Hr. Verf. zieht
dies auf die gemeine Schminkbohne, die aber damals in Deutsch-
land ganz unbekannt, ja im i6len Jahrhunderte noch selten w7ar,
jene faseoli sind offenbar nichts anderes als die Platterbsen, wie
Ref. anderwärts gezeigt hat, auch Squilla soll cultivirt werden,
womit aber nimmermehr die Scilla maritima oder die Meer-
zwiebel '"gemeint seyn kann, so wenig wie die Coloquintidae des
Capitulare de Villis die orientalischen Coloquinten seyn können,
da beide Gewächse in Deutschland nicht ausdauern, und an Treib-
häuser oder ähnliche Vorrichtungen >war damals nicht zu denken.
Unter Squilla dürfte Hyacinthus comosus und unter Coloquintida
die Cucurbita ooifera L. zu verstehen seyn. . Viele andere ähnliche
Bemerkungen mufs Ref., um seine Anzeige nicht allzu sehr aus-
zudehnen, übergehen.
IV. Pulvis contra omnes Febres et contra omnia oenena et
Omnium Serpentium rnorsus et contra omnes angustias co/dis et
corporis. Unter dieser Aufschrift theilt der Hr. Verf. eine aus
dem qten Jahrhunderte stammende weitläufige Receptformel mit,
die übrigens schon mehrmals gedruckt, aber noch nicht vollstän-
dig erläutert wurde, und auch hier noch manche Lücken offen
läfst. Die loa dieser Vorschrift möchte nichts anderes als Teu-
crium Charnaepitis seyn, die loa arthritica der alten Aerzte ; Mentha
nigra ist ohne Zweifel eine Culturfo.rm der Mentha aquatica,
am wahrscheinlichsten noch Mentha gentdis, die durch Wohl-
geruch sich auszeichnet und öfters ganz dunkel >chwarzrothe
Blätter besitzt. •— Auch Lobelius redet von dieser schwarzen
Minze.
V. Physica. S. Hddegardis. Abermals ein für die Kenntnifs
der Medicin des Mittelalters höchst wichtiges deutsches Haupt-
 
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