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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1882

DOI issue:
Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 13. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42541#0619

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Donnerstag, den 12. Oktober

Osel

und bitten um stille


Karl Montag, Schwetzingen.


gkWüÜM.

Steingaffe 6.







Buchdmckerei md ExPeMoN: Krämergaste Nr. 1.



Erscheint täglich, Sonntags ausge-
nommen. Preis monatlich 20 Pfg.,
n>it dem Illustrierten Unterhaltungs-
blatt «ur 32 Pfg.

Wird in alle Häuser der Stadt
verteilt und an den Straßenecken
angeschlagen.
Alle Zusendungen werden sfranko
erbeten.

Erbe und Nachfolger seines Vaters und Erich nichts
sei, dies hielt selbst sie für unmöglich. „Sie sehen
sich hinreichend ähnlich, um Brüder zu sein," dachte
sie, „armer Junge, es ist hart für ihn. Der Name,
der Rang, der Reichtum — die Liebe — Alles
gehört dem jüngeren — dem älteren Bruder —
nichts."
Sie sitzt sinnend in ihrem Gemach, während die
flinke Zofe Haar und Anzug ordnet. Ihre Gedanken
eilen von Ferry Dennison zu Gordou Caryll. Er
soll heute abend kommen, und ihr Herz schlägt
freudig. Sie haben sich nicht gesehen seit jener
Stände, in welcher sie unter den Kastanien Abschied
nahmen; heute k hrt er endlich zurück.
„Schnell, Pauline, eile Dich ein wenig," drängt
die junge Gebieterin.
Das Nollen der Wagen wird vernehmlich, die
ersten Gäste kommen an.
Leises Klopfen läßt sich an der Thür vernehmen.
Fanny öffnctselbst, und vor ihr steht Christine in
Gesellschaftstoilette, zitternd vor nervöser Aufregung.
Sie ist an geselligen Verkehr nur wenig gewöhnt,
und heute, wenn sie Erich Ehre machen soll, muß
ihr Benehmen tadellos sein.
Zwei große, flehende blaue Augen richten sich
auf Fanny Forrestier, schüchtern und bittend, mit
dem Ausdruck eines schuldlosen Kindes. Sie fürchtet
sich vor dieser majestätischen, weltgewandten jungen
Dame, doch nicht halb so sehr, als sie sich vor Erich
fürchtet.
„Bitte, Fräulein Fanny, darf ich Wohl eintreten
und warten, bis Sie fertig angekleidet sind, um
mit Ihnen in die Empfangszimmer gehen zu können ?"
Fanny schließt sie plötzlich in ihre Arme, alles
Vorurteil istgeschwunden beim Anblick dieses bittenden
Gesichtchens.
„Sie arme, schüchterne Kleine, treten Sie ein
und lasten Sie sich bewundern. Ei wahrhaftig, ich
hatte Sie mir nicht halb so hübsch gedacht."
„Oh, Miß Forrestier! Finden Sie mich wirk-
lich hübsch? Glauben Sie, daß Erich sich meiner

erste Kompliment, welches ich je im Leben von
Mr. Dennison zu hören bekommen habe. Doch Sie
haben noch nicht alle Anwesenden gesehen, Christine
Higgins wenigstens nicht. Blicken Sie dort hin!"
Ferry wendet sich um; er weiß, daß dieser
Augenblick früher oder später kommen muß, er glaubt
sich dafür gestählt zu haben.
Sein gebräuntes Gesicht ist um eine Schattierung
bleicher, als er sie, auf Erich's Arm gestützt, nahen
sieht.
Das Glück verschönert wunderbar, mehr denn
alle Zauberkünste der Madame Rachel! Ein harmoni-
sches Paar, als wären sie für einander geschaffen.
„Begrüßen wir sie", ruft Ferry.
„Sie mögen cs thun, ich nicht. Lady Davison
winkt, ich glaube, sie bedarf Ihrer, Ferry! Wenn
Sie Christine begrüßt haben, sollten Sie zu ihr
eilen."
Ferry tritt an das Brautpaar heran, er begegnet
Christinens flehendem Blick, der um Vergebung
zu bitten scheint, und dieser Blick dringt ihm Zn
die tiefste Seele. Nein, sie ist nicht zu tadeln! Sie
hat gethan, was die meisten Mädchen an ihrer
Stelle gethan haben würden — es sind nicht alle
so charakterfest, wie Fanny Forrestier. Er begrüßt
sie in brüderlicher Weise und bittet um die Ehre
eines Walzers; ihre Augen suchen Erich mit fragendem
Blick, denn er hatte fein Verbot auSgesproch-n,
welches dahin lautete, daß sie mit Anderen nicht
tanzen dürfe. Doch Erichs blonde Brauen runzeln
sich leicht, — er ist nicht gewillt, gegen Ferry
nachgiebig zu sein.
„Christine walzt nur mit mir, Ferry; schreibe
Deinen Namen bei einer Quadrille nieder, lieber
Junge, wenn Du Lust hast, und thu' es rasch, denn
der Walzer beginnt!"
Ferry willfahrt seinem Begehr und begiebt
sich dann zu Lady Davison, welche ihn nun bittet,
sich aller jungen Mädchen anzmlehmcn, die keine
Par tner finden. „Es wäre eigentlich Erich's Aufgabe,
aber er thut es nicht; weun er überhaupt tanzt, so
thut er cs gewiß nur mit dem hübschesten, um-


Heidelberger Witor-Derem
(Gesangs.Abt.).
._Statt heute, morgen abend Probe._

worbensten Mädchen un Saale — deshalb verlasse
ich mich auf Dich, Ferry!"
„Armer Ferry — es giebt Männer, welche als
Märtyrer geboren sind! Ich glaube, Sie gehören
dazu!" ruft Fanny.
Mr. Dennison zieht seine Handschuhe an und
beginnt seine Aufgabe sofort. Alt oder jung, schön
oder häßlich, ihm sind sie Alle gleich. Da er
Christine nicht haben kann, ist ihm Alles einerlei!
„Eröffnen Wir den Neigen mitArabellaHiggins!"
spricht er, „zuerst sie, dann eine nach der andern,
wie sie da sind!" Erich und Christine fliegen an
ihm vorbei; Erich flüstert seiner Braut etwas zu
— sie blickt empor — blickt auf Ferry und lacht.
Das ist der härteste Schlag, doch er erträgt ihn
mit ruhiger Würde. Mögen sie lachen, er erfüllt
Lady Davison's Begehr, er macht für den Augen-
blick die arme Arabella glücklich und will nicht mehr!
Miß Forrestier tanzt nicht. Sie ist ungeduldig;
ihr Blick wandert unaufhörlich der Thür zu. Vor
einer Stunde schon hätte er hier sein können!
Sollte ihm etwas zugestoßen sein? Kommt er nicht S
Er telegraphie te doch noch diesen morgen, daß er
Abends acht Uhr eintreffcn werde. Warum kommt
er nicht? ,
Prinz Venturini fordert sie zum Tanzen auf
— doch sie enteilt ihm und geht in dem leichten
Ballgewand hinaus in die kalke Oktobernacht.
Sie steht allein. Der Wind zerzaust ihr schönes
Haar, sie achtet es nicht und denkt an ihn! Plötzlich
vernimmt sie das Rollen des Wagens, und ihre
Pulse fliegen!-Die hohe Gestalt ihres Ver¬
lobten springt hastig aus dem Gefährte und naht
sich. Er sicht, er erkennt die einsam- Dame auf
der Terrasse, und im Nu ist er an ihrer Seite.
„Wie — Du wartest hier auf mich! Mein
Liebling, Du erkältest Dich — komm in das Haus.
Wie lange bist Du schon hier?"
„Nicht lange, höchstens zehn Minuten. Ich
gestehe, daß ich unruhig war — Du hast Dich
um zwei Stunden verspätet!"
(Fortsetzung folgt.)



Kr'LLRrt
schön emgeschnitien in und außer dem Haust,
EAenaasse d, parterre.

Heidelberger Tnrn-Mercin.
Schietzriege.
Besprechung
z, heute abend 10 Uhr
im „Goldenen
Reichsapfel"
? (Nebenzimmer).
'«E' Der Schitßmrt.

im Ist«! kem küil
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Heidelberg,
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Einem verehrUchen Publikum mache ich hiermit die ergebenste Anzeige, daß rch
seit 1. Oktober die
Wirtschaft zum Deutsche« Kaiser
hier mietweise übernommen habe. Für gutes Bier und sonstige Getränke ist bestens
gesorgt.

Heidelberger Militär-Derm.
Freitag, den 13. d. M., mittag? 4 Uhr Be-
'rdigung des Kameraden Kart Antoni.
,. Abteilung v tritt 3°/. Ubr vor der Jesuiten-
Ve an._ D. I. Vorstand.

acMor.
Neue Sendung
Märzenbier.
Mich Sawin Mid.

Restauration Lay,
Rohrbacherstraße 37.

Armem;. kHkt

Niekbetrübt rnneben rvir die L.n2eiZe von dem Fester n
übend in b'olge eines Her^sebiatzes einZstreienen lode
unseres geliebten Lutten und Vaters
leiinnbrne.
Vie tiettruuernäen Hinterbliebenen:
I)r. L. IvtMÜ.
den 12. Oktober 1882.

Kmmi Ecke».
s/ Heute Donnerstag
wird geschlachtet.
Krnnerei Gebr. Kleislein.
Heute abend Schweinerippchen
und Sauerkraut.
_ W. Lehmann,

unserer
nsusn KslZM für llsfbsl- unl!
Winlsllorlüms,
Uinisk-DÄntsi, ?L>s1ol8 sie.

AeiZe biermit ergebenst an, dass ieb ImüiviMpIatri 4 eine
Suobbindsrsi

nicht zu schümcii braucht?" ruft sie, vor Freude
erglühend.
„Zu schämen? Nun, Erich ist zwar ein aus-
geprägter Kritiker, jedoch ich denke, selbst er wird
au Ihnen nichts zu tadeln finden. Sie gleichen
einer Elfenkönigin, wirklich, ohne Ihnen zu
schmeicheln."
Noch wenige Minuten, und auch Fanny's
Toilette ist beendet. Dunkel und majestätisch, bildet
sie einen ungeheuren Gegensatz zu Christine Higgins;
Lilien schmückenihrHaar.ausdem cinzelneDiamanten
hervorblitzen. Miß Forrestier und Christine Higgins
betreten zusammen den Salon.
Erich erwartet mit Ungeduld seine holde Braut.
Wenn sie ihm nun gerade heute keine Ehre macht-;
wenn ihre Toilette nicht tadellos, ihr Benehmen
linkisch wäre!
Doch plötzlich hat Zweifel und Angst ein Ende.
Sein Herz schlägt gewaltig, sein Auge leuchtet, seine
Lippen lächeln, als sie an Fanny ForrestierS Arm
eintritt. Sie ist lieblicher heute, als je zuvor —
ja, des Pastors Töchterlein verdient es, zur Lady
Davison erhoben zu werden.
Er tritt vor und bietet ihr den Arm, sich
niederbeugend, um ihr Worte der Liebe zuzuflüstern.
Das Aergste ist jetzt vorüber, nun hat sie den
Mut, der ganzen Welt die Stirne zu bieten. Erich,
der Herr und Meister ihres ganzen Seins, hat
geruht, mit ihrem Aussehen zufrieden zu sein.
MißForrestierwirdsogleich umworben, bestürmt,
zu tanzen, doch sie will eS nicht vor dem Souper
und wendet sich an Feriy:
„Ich bin mit Jbnen für den nächsten Walzer
engagiert, verstehen Sie mich, Ferry, doch nur, um
ihn nicht zu tanzen", sprach sie, seinen Arm
ergreifend.
„Ich verstehe! Wir warten auf unseren Helden,
und wir wollen frei sein, um ungehindert in seine
Arme fliegen zu können, ich fand sie nie so gut
ausschend wie heute, Fanny; Sie sind unstreitig
die Schönste!"
„Monsieur! — Sic mach n mich stolz, das

Eine tolle Che.
Roman von M. von Weißenthurm.
(48. Fortsetzung.)
h. Das Licht eines Kronleuchters fällt voll auf
jrfOch's Autl tz, und Fanny bemerkt, wie bei ihrer
kdhedachten Frage dunkles Rot in seine Wangen
At- Was soll er entgegnen, die Wahrheit darf
.'cht über seine Lippen, und im Lügen war er nie
u^andt.
y. Miß Forrestier legte ihre Hand leise auf den
rw des jungen Mannes.
»Verzeihen Sie, ich weiß ja, daß Sie Erich's
fffernter Vetter sind, doch cs fiel mir im Augenblick
wie sehr ähnlich sie ihm sehen, so sehr, daß
meinen könnte, Sie seien Brüder. Ich habe
schon oft bemerkt, doch nie so sehr wie heute."
Ferry's Antlitz nimmt einen immer mehr
Ausdruck an, er blickt mit erstaunten
Mcn auf die junge Dame. Sollte sie bei ihrem
pMrfblick die Wahrheit ahnen? Doch nein, das
jAeln, welches auf ihren Lippen schwebt, ist
»kommen unbefangen. Sie zieht ihre Uhr hervor.
. „Sieben Uhr vorbei. Ich hätte schon längst
Haupt von Pauline ordnen lassen sollen.
°>eu, Ferry, auf Wiedersehen."
„Nein," denkt er, „es war nur eine zufällige
Bemerkung, sie ahnt nichts.«
yu. «der Dennison täuschte sich. Es war allerdings
zA eine zufällig hingeworfene Bemerkung gewesen,
ja? ܰ ^h- welche Röte die Wangen des
dMn Offiziers so plötzlich bedekte, da wurde ein
Verdacht in ihrer Seele wach, da begann sie die
y,,"M)eit zu ahnen. SiewußtcFeriysVergangcnheit,
Urm ' 'hu Lady Davison plötzlich aus dem
fg/hkS hcrvorgezogcn halte, daß sie seitdem treu
gesorgt, kannte seine unbegrenzte Verehrung
Dankbarkeit für seine Pfl gcmutter und kannte
»tu verstorbenen Lord Davisons Ruf zu genau,
nicht irgend einen tollen Streich von ihm

tzkl

Rr. 239.
Alpen-Verein.
Freitag Monats-Versammlung. Prof. Salzer
""rd über Wanderungen in der Montblancgruppe
-_berichten. _

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