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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1882

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Nr. 291 - Nr. 300 (12. Dezember - 22. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42541#0777

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Nr. 293.

BschömEem und Expedition: Krämergasse Nr. 1.

Donnerstag, den 14. Dezember

1882.

heMM (Im.
PrsituA Adsud 7—8lilir krode
kür dis Zerren.
Die Turnübungen finden
statt Montags, Donnerstags
und Samstags, abends von
h-9—10 Uhr in der städt.
Turnhalle, Eingang von der
Sandgasse.— Anmeldungen
zum Eintritt werden jeden
Turnabend entgegengenom-
men. Für ältere Herren ist
eine besondere Riege gebildet. — Für Turnzöglinge
(junge Leute unter 18 Jahren) ist das Eintritts-
geld und der Vierteljahrsbeitrag ermäßigt.
Der Turnrat.
Wmsen-». EMmWhms.
Die W-ihnachtsbescheerung betr.
Der edle Wohlthätigkeitssinn der hiesigen Ein-
wohnerschaft hat es uns seit Jahren ermöglicht,
in dem Waisen- und Erziehungshause eine Weih-
nachtsbescheerung zu veranstalten.
Das Weihnachtsfest naht wieder heran und
wiederum richten wir an die Bewohner Heidelbergs
die freundliche Bitte, uns in dem gleichen Liebes-
werke durch geeignete Gaben oder Geldgeschenke
unterstützen zu wollen.
In beiden Anstalten befinden sich gegenwärtig
ca. 60 Kinder. Möge es uns durch rege Anteil-
nahme vergönnt sein, auch diesmal ein jedes der
hoffenden Kinderherzen mit einer Gabe zu erfreuen.
Die Geschenke bitten wir, je nach der Bestim-
mung an Herrn Verwalter Hübner im Waisen-
hause oder an Herrn Verwalter Büchler im
Erziehungshause abgeben zu wollen.
Heidelberg, den 7. Dezember 1882.
Der Verwaltungsrat:
Sommer.
Hachmann.
Danksagung.
Von Herrn Kaufmann Jos. Hjppler
hier wurde uns heute aus Anlaß feiner
Wiedergenesung eine Weihnachtsgabe im
Betrage von 300 Mk. zur Verteilung an
die Armen der hiesigen Stadt übergeben,
wofür wir dem Geber unfern besten Dank
hiermit aussprechen.
Heidelberg, den 13. Dezember 1882.
Das Bürgermeisteramt:
Bilabel.
Webel.
An der Bahnhos-, Klein-
schmidt- und Friedensstratze, in
nächster Nähe des neuen Schulplatzes
sind Bau- und Lagerplätze mit
35 Lis 75 Fuß Bausront und 30 Lis
üLer 100 Ruthen Flächengehalt, im
Preis von 30V0 Lis 10,000 Mk.
zu verkaufen, event. zu verpachten.
Näheres Lei
Franz Mai am Wredeplatz.
Ankündigung.
Im Vollstrcckungswcge werd.cn am
Samstag, den 18. Dezember,
nachmittags 2 Uhr
in dem Pfandlokal zu Heidelberg gegen Barzah-
lung versteigert:
1 Tisch und 2 Bilder, 1 Sack Gerste, 1 Kleider-
schrank, eine Kommode, 3 Sopha und 1 Küchen-
schrank.
Heidelberg, den 24. November 1882.
Der Gerichtsvollzieher (Stellvertreter):
Max.
Deutsches Haus.
Heute aLend Schweinerippchen
und Sauerkraut neLst sehr gutem
Edinger Bier.
Ein hübsches Aquarium
mit Springbrunnen billig zu verkaufen,
Hauptstraße 158, 2 Treppen.
Kleine Nähmaschine, (Kettenstich) S Mk>,
Mittelbadgnsse 196 2. St., gegenüb Restaur. Spcchl.

Neue billige Pracht Ausgabe«.
Doßku's Kise.
Ein ländliches Jdtzll in drei Gesängen.
Mit K Mdern von Arth. v. Uamberg und K. Thumann.
Folioformat, in eleg. Einband mit Goldschnitt
für IS Mark. TUg
Durch völliges Eindringen in die Schönheit dieser beliebten Dichtung wurden von der Hand
zweier altbewährter Meister wahrhaft erquickende, in ächt nationalem Geiste wurzelnd- Bilder
geschaffen, deren seltener Wert das Werk zum gediegensten und gesuchtesten der diesjährigen
Festzeit macht.
Kermann und Dorothea
mit 8 Photogrilphiek«. Siebknte Auflage.
Foliofsrmat; in elegantem Goldschnitteinband. — Preis 12 Mark.
Beide Werke sind Pendants.
Anerkannt als die schönsten und billigsten, zudem klassische Fcstgeschenke.
Heidelberg. C. Winter'sche Universitäts-Buchhandlung.

ll!e
der
sind auk U6Nl^6 1aF6 vorrätig und auLZesteUt der
L. Uocler,
F.Irud6bu. Ulietl-, Luust- und Ubmik-HalidlnuA,
UnuptsirnsZö 168, Leks cler Lsttsn^nsss.

Arbeits- mi> GkMkrWuls für Kaurs »sd ArWem
Die diesjährige Ausstellung der Arbeiten unserer Schülerinnen findet am 16.,
17. und 18. Dezember im kleiner» Saale der Harmonie statt und zwar täglich
vormittags von 10—1 Uhr und nachmittags von 2—4 Uhr.
Wir beehren uns, zum zahlreichen Besuche cinzuladen.


Grüner Baum


Heute Donnerstag, den 14. Dezember
Konzert der Familie C. Gärtner.
_Anfang 8 Uhr._
WM* Deutsche Eiche.
Sämtliche Unterzeichner der Christbaum Verlosung werden eingeladen, sich
zur Comitä-Wahl heute Donnerstag, 14., abends 8 Uhr einzufinden.
l-iols! Oss'!.

Mtz1n-krtzl8li8b6 UU886r dtzblb H8.U86.

Zum Besuche meiner unterm Heutigen eröffneten
Kd" Weihnachts-Ausstellung

(^lL8:
6IL8
1880er
iVackenbeimsr . . . AK.
—.80
1875er öoräsaux vbäteau veovills .
AK.
3.—
l878er
Rarlcgrällsr ....
»
—.80
1870er » vbätsau Oruanä vaross »
4.50
1876er
ölarlcgräller Vaulensr .
»
1.40
1874er 6kab!is rveisssr Lurgunäsr
»
1.80
1865er
-» Lastslbergsr
»
1.60
1870er Nontraebst » » .
»
4.50
1878er
vsiässbsimsr
»
1.20
1874er (braves cvsisser öoräeaux
»
1.80
1876er
Ungsteins r ....
1.60
1870er blaute 8autsrns »
»
4.50
1876er
barster Kiesling .
»
1.70
1874er Lurgunäer Volnax
»
3.—
1874er
barster Traminer
»
240
1870er » vbambsrtin
»
4.—
1874er
IVaebsnbsimsr 6o!äbäebel .
»
2.—
1870er blsremitage ....
»
4.—
1874er
busbt'raumileb
»
2.50
mit Olas
1878er
vraunsbsrgsr . . .
2.50
Nalaga.
»
2.50
1874er
Keisenbeimsr
»
3.—
Marsala.
»
2.80
1874er
barster blngsbeuer
»
3.—
Naäera.
»
3.50
1874er
Markobrunner
4 —
8ksrr^.
»
3.50
1874er
klüässli vsrg biiesling Auslese
»
5.50
Loitrvsin.
»
3.50
1868er
Uoebbeimer vom vsekanz-.
»
6.—
Nokaxsr ^usbrueb ....
»
4.80
1870er
barster -lssuitengartsn-^usbruelr
7.50
öloussisrenäer Uoebbeimer
»
3.80
1868er
Steinberger Oadinst
»
8.—
Lssmannsbäuser monsseux (rot)
»
4 —
1868er
bobannisbergsr Labinst
11.-
Vs Vsnogs erömant rose
»
4.80
8t. ksrax monsseux ....
5.50
«V
L^als Xlbreebt ....
»
5.90
1878er
cUbsntbalsr ....
»
1.30
Kost silier^.
6.—
1878er
» Auslese
2.—
» orömant rose ....
»
7 —
1878er
Ingelkeimsr
»
1.50
vbguot Veuve konsaräin, I. l)ual. .
»
7.50
1874er
Vütrelsacbssr
»
2.—
bleiäsisek Llonoxole
7.50
1878er
Loräeaux 8t. Ltäpbs
1.60
bioeäsrsr Carte blanobs .
»
8.—
1878er
» 8t. buben .
2.-
kommsr^ L vreno Lacket, extra see
1864 Oognae lins ebampagns.
»
8.50
1874er
» 6bätsau b-arose .
2.80
»
4.50

lade hiermit ganz ergebenst ein.
6ar1 8eliuät, Koch und Konditorei,
___Heidelberg, Kettcnaaff- 13.
^llkob Kssssibllok,
smMsblt in ksinstsr ^nslütirunA
Ktz»lli888L66-VrO6ÜtzU, ^ullüu^vi', Muu1«j8eü!tt88M* und
UllllrpLtzlle, vei'AoIdetö und V6r8llb6rt6 6oIIitzr8 u. UeNr?zll<ru8
und eloMnts ZlgMliIia-6s6Ktzil8tüuä6.

Eine tolle Ehe.
Rowan von M. von Weitzenthurm.
(65. Fortsetzung.)
„Aber — wird sie das Geheimnis wahren?
Wird sie schweigen?"
Ein spöttisches Lächeln zeigt sich aufCaryll's
Lippen.
„Verlaß Dich darauf, sie wird schweigen, weil
eS sich um ihren eigenen Vorteil handelt; Felicie
hat den Prinzen Venturini so sehr betört, daß er
ste zu seiner Gattin erheben will. Die Hochzeit
soll, wie ich höre, bald stattfinden. Er ahnt rocht,
daß ste bereits einmal verheiratet gewesen sei;
sie hat ihm dies verheimlicht. Es liegt also in
ihrem Interesse, zu schweigen."
„Es ist eine traurige Geschichte, Caryll, alter
Freund, Du glaubst nicht, wie nahe sie mir geht."
„Noch Eins, Dennison, was ich in erster Linie
mit Dir besprechen wollte! Meine Tochter, ste mutz
um jeden Preis aus den Händen ihrer Mutter
genommen werden. Und Dir, Ferry, vertraue ich
diese Aufgabe an."
„Mir? Aber auf welche Weise soll ich sie
lösen? Ich kann weder zu Felicie hingehen und
das Kind von ihr verlangen, noch kann ich auf
eine günstige Gelegenheit warten, um es zu stehlen.
Sie bleibt leider stets die Mutter, welche das
erste Anrecht an das Mädchen hat. Vermutlich
ist ste ihr sehr zugethau."
„Sie ist es nicht. Felicia war nie Jemanden
zngethan, außer sich s löst. Sie würde das Mädchen
he rte schutzlos in die Fremde schicken, wenn sie es
nich als ein Werkzeug ihrer Rache ansehen würde.
Sie wird sie nicht gut behandeln, dessen bin ich
gewiß, und bevor die Woche um ist, wird das
Mädchen auf die Möglichkeit einer Flucht denken.
Meine Mutter wird sie mit Freuden aufuchmen
und für sie Sorge tragen. Ferry, Du mußt an-
statt meiner mit ihr sprechen. Du hast ihr einen
Dienst erwiest«, und sie wird Dir vertrauen. Er-

Mre ihr Alles, sage ihr, daß ein friedliches He-m
und wohlwollende Verwandte ihrer harren. Sie
wird freiwillig mit Dir gehen, sei dessen versichert."
„Nun, ich will's versuchen. Ich will mein
Möglichstes thun," sagte Ferry.
„Bei Gott, Caryll, es giebt nichts, was ich
für Dich und Fanny nicht zu leisten im Stand-
wäre. Ich kann mir denken, wie sehr Deine Mutter
und Fanny gelitten haben."
„Natürlich. Aber sprich nicht davon, Ferry.
Ich weiß, daß ich Dir vertrauen kann, und wenn
irgend etwas im Stande wäre, mich jetzt zu be-
ruhigen, so ist es dieser Gedanke. Gieb auf die
Mutter und Fanny acht — entferne das Kind von
Felicie — und bestimme Erich, Paris zu verlassen
— wenn es Dir möglich ist — im Interesse seiner
Frau und seiner Mutter. Viele Aufgaben, lieber
Freund, und die letzte ist bei Weitem die schwierigste
— doch ich weiß, daß es Deine Schuld nicht sein
wird, wenn die Ausführung Dir mißlingen sollte.
Und nun lebe wohl!"
Sie reichen sich schweigend die Hände und
scheiden.
„Wenn je der böse Geist auf Erden erschienen
ist, um Unheil zu stiften, so hat er sich inFelicien's
Hülle verborgen," sagte Mr. Dennison, „der Teufel
soll sie holen!"
Am nächsten Morgen steht sich Lady Davison
zu ihrer unangenehmen Ueberraschung allein beim
Frühstück; weder Gordon Caryll noch Fanny
Forrestier erscheinen; eine halbe Stunde vergeht,
und die Dame zieht ungeduldig an der Glocke.
Ihre eigene Dienerin tritt ein, und Lady Davison
beauftragt sie, sich nach der Ursache dieser voll-
ständigen Vereinsamung zu erkundigen. Zchn
Minuten vergehen; endlich kehrt die Kammerfrau
zurück.
„Miß Forrcstier leidet an heftigem Kopfweh
und bittet, daß Mylady entschuldigen möge, wenn
sie nicht zum Frühstück erscheinen kann. Mr. Caryll
ist abgereist."
„Abgereist?" fragt Lady Davison verwundert.

„Ja, Mylady, sein Diener erhielt den Befehl,
alle Effekten zu packen und seinem Herrn nach Eng-
land zu folgen."
Lady Davison hört ungläubig diese Nachrichten.
Fanny krank, Gordon abgereist, was soll das
bedeuten? Ihr erster Gedanke ist, sich zu Mrs.
Caryll zu begeben, um Aufschluß zu fordern, ihr
zweiter, in Ruhe der Dinge zu warten, die da
kommen sollen. Sie folgt diesem zweiten!
Eine Stunde später wird Miß Forrestier sichtbar.
Die elegante Morgentoilette ist eben so frisch und
tadellos als sonst, das weiche braune Haar eben
so hübsch frisiert, doch aus dem jugendlichen Gesicht
ist jede Spur von Farbe, aus den freundlichen
braunen Augen jede Spur von Frohsinn gewichen.
Sie begicbt sich zu Mrs. Caryll.
Bei ihrem Eintritt breitet die alte Dame die
Arme aus, und wortlos sinkt das junge Mädchen
an das treue Mutterherz.
„Mein Kind, mein armes Kind!"
„Ich habe ihn in die Fremde getrieben, o Mutter
kannst Du mir verzeihen? Es war mein Todes-
stoß, als ich ihn von mir sandte."
„Mein Kind, Du glaubtest Deine Pflicht zu
thun, ich tadle Dich nicht! Es ist hart, sehr hart
für Dich, für ihn!" sagt Mrs. Caryll und in un-
aufhaltsames Schluchzen ansbrcchend, sinkt das
jung- Mädchen in die Knie.
Nach und nach legt sich der Sturm ihres
tiefen Schmerzes, ihr Haupt fällt auf Mrs. Caryll's
Knie, während sie den traurigen Zukunstsplänen
zuhört, die so verschieden von Alledem sind, was
das junge Mädchen gehofft hatte.
„Wir wollen nach England zurückkehrcn, Fanny,
nach Caiyllir.e; es ist so lange vereinsamt gewesen,
dort wollen wir ruhig leben, hoffen und harren.
Oder willst Du lieber nach Rom?"
„Nein, laß uns nach Carylline gehen, es war
sein Heim."
„Ferry wird uns begleiten," sagte Mrs. Caryll,
„Ferry weiß Alles, und Lucie muß es auch
erfahren."

„Ja, Mutter, sage Lu es ihr, je früher, je
besser, und bitte sie, nichts über mein verändertes
Aussehen, nichts über ihn zu sprechen. Ich werde
mich wieder auf mein Zimmer zurückziehen, teile
Du ihr Alles mit."
Fanny geht, es wirduachLadyDabisongeschickt,
sie erfährt die traurige Geschichte aus dem Munde
von Gordon Carylls unglücklicher Mutter.
Gordon hatte inzwischen den Schnellzug nach
Calais benutzt, um noch in derselben Nacht den
Kanal zu passieren und dann mit dem ersten
Dampfer sich von Liverpool nach Ncwyork zu begeben.
Elftes Kapitel.
Eine ruhige Straße in der Nähe der Nus äs
la paix. Es ist zehn Uhr abends. Tiefe Stille
herrscht, nur zeitweise hört man die Schritte ein-
zelner, einsamer Wanderer, welche einem großen,
unbeleuchteten, düster ausschendeu Gebäude zueilen.
Es sind Männer, die mit scheuem Blick einhergehcn
und einem am Thore harrenden Diener ein Zeichen
geben, dann in das Haus cintreten, jedoch nicht
länger als fünfzehn Minuten verweilen, um dann
wieder herauszukommen, um sich rasch zu verlieren.
So geht es hier schon seit zwei Stunden zu und
wird noch bis Mitternacht dauern Das Haus ist
Eigentum seiner Excellenz des PriHen Venturini,
und Monsieur de Venturini ist das Haupt eines
politischen Gehsimbundes. Zwei Monate hindurch
war er in wuchtiger Mission abwesend, heute ist
der Tag seiner Rückkehr, und die Miglieder der
Gesellschaft, durchweg Italiener, sind zu ihm.ber.ufcu
worden, um ihm über die Vorgänge während stryer
Abwesenheit Bericht zu erstatten.
Die Uhr schlägt elf! Mit ungeduldiger Geberde
entläßt er den letzten seiner Getreuen, wirft sich
in einen Armstuhl, streicht das schwarze Haar zurück
und sitzt einige Minuten in tiefes Sinnen versunken.
Ec denkt an Madame Felicie.
„Ich werde rasch erfahren, ob cs Wahrheit,
ob es Lüge sei. Panjol und P.mlinr sind scharfe
Wächter und gehören mir mit Leib und Seele.
(Fortsetzung folgt.)
 
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