1NNEN-DEKORATION.
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HANS SCHLECHTA
& OTTO WVTRLIK
IN WIEN.
ARA\S7VHL
Küche, pitch pine oder Lärchen-Holz laut eingesandter Muster:
1 Küclien-Sehrank.........Mk. 108.—
1 Anrichte............ , 58.—
1 Tisch.............„ 40.50
1 Absetzgelegenheit für Geschirre .... „ 40.50
1 Eimer-Bank............13.—
1 Leiter-Stuhl...........„ 20.—
1 anderer Stuhl......... . „ 8.—
Die Küche stellt sich also insgesamt auf in Summa Mk. 288. —
Dieselben Möbel in Weichholz gestrichen ... „ 180.—
Bei den ersten drei Zimmern verpflichte ich mich zur
Herstellung der Möbel in Weichholz, beliebig gebeizt, zu den
im Preis-Ausschreiben notierten unteren Preisgrenzen." — —
Hierzu fügten die Urheber noch eine „allgemeine Beschreibung",
welcher wir nachstehende Angaben entnehmen:
Zweckmässigkeit: Der Zweck, dem das Möbel zu dienen
hat, bestimmte seine Grösse und Form. — Die inneren Nutz-
räume möglichst gross angeordnet, daher Einfachheit der Form
des Möbels, einfache klare Silhouetten, Vermeidung von zwar
pikanten, aber unpraktischen und meist unnötigen Teilungen
in kleinen Nischen. — Alle Thüren (mit Anschlag nach aussen
des Staubes wegen) können bis 180° geöffnet werden. — Alle
Thüren, Fächer etc. können bequem mit der Hand erreicht
werden; keine Thüre, die zu öffnen erst eine Leiter nötig macht!
— Ecken principiell vermieden, alle Kanten sind abgerundet.
— Gesimse wurden vollständig gemieden. — Platten nur nach
vorne ausladend; daher keine unpraktischen, oft ins Fenster
fallenden seitlichen Ausladungen. — Sockel oder andere tragende
Teile von Kasten-Möbeln rückspringend angeordnet; daher be-
quemes Herantreten ermöglicht. — Der Beschädigung aus-
gesetzte Teile mit Metall montirt. — Dem Sitzmöbel wurde
in allen Bäumen besondere Sorgfalt zugewendet.
Enttvickelung der Form aus der Konstruktion: Zu-
sammenbau aller Möbel in soliden aber einfachen Holzverbind-
ungen. — Teilung jeder grösseren Holzfläche in Friese und
Füllungen; dadurch ein Beissen unmöglich, konstruktiv nicht
nötige Teilungen vermieden. — Mit Zapfen eingebohrte Füsse
oder aufgepappter Dekor wurde gemieden, das Möbel (Kasten-
Möbel) ruht entweder auf vollein Sockel oder die Seitenhäupter
sind konstruktiv als tragendes Moment ausgebildet. — Beschläge
in ausreichender Zahl und Solidität angeordnet; der Verschluss
befindet sich bei Thüren tunlichst in der Mitte.
Künstlerische Wirkung: Jedweder Dekor war prinzipiell
ausgeschlossen, aus materiellen und künstlerischen Gründen;
eine künstlerische Wirkung wurde angestrebt durch eine dem
Zweck entsprechende, vernünftige Werkform des Möbels durch
wohlabgewogene Verteilung der Maassverhältnisse; dem bis ins
kleinste Detail verfolgten Bemühen, ein praktisches Möbel zu
gestalten und ein praktisches Möbel ist immer auch schön. —
Durch Verwendung von reinem und schönen Material, das sorg-
fältig behandelt und sinngemäss angewendet, in seinen breiten
Flächen materialgemäss wirken muss. Dem Holze wurde seine
Naturfarbe belassen, das leichtgetönte Mahagoni des Empfangs-
Zimmers ausgenommen. Bei Anwendung von Weichholz ist wohl
Ölfarben-Anstrich unvermeidbar. Holz-Muster für jedes der
Zimmer liegen bei. — Die künstlerische Wirkung, nicht zuletzt
der Eindruck des Wohnlichen und Behaglichen wird erreicht
durch Stimmung von Möbel, Wand und Bodenbelag auf eine
Farbe, deren einzelne Farbenwerte materialgemäss wohl ab-
gewogen, eine vornehme, einfache, aber ruhige Wirkung ergeben;
wird eine zweite Farbe angewendet, so geht sie als bindendes
Moment durch den ganzen Baum. (Vergl. Farben-Beilagen.)
Wände, Decke und Vorhänge: Licht, Luft und Staub-
freiheit die Hauptanforderungen an eine moderne Wohnung;
die Decken durchwegs in weissem Anstrich gehalten; die Wände
in Malerei, Tapete oder Stoffverkleidung je nach den aufge-
wendeten Mitteln; Vermeidung von Stoff-Dekorationen wegen
Staub. — Aus der Detail-Beschreibung entnehmen wir folgende
Notizen: Empfangs-Zimmer: Material: Mahagoni matt. —
Wände: Bis auf 1 Meter Holz-Lambris, darüber ein gemalter
oder tapezierter Fries rot, Ton in Ton, Leisten-Abschluss, eine
heller getönte Tapete bis zur Decke; diese weiss. — Keine
Thür-Vorhänge. — Bei den Fenstern bis über Augenhöhe ein
„Hangerl" aus getöntem Vitragenstoff. — Teppich Ton in Ton.
Schreibtisch: Ecken abgerundet, Platte vorne vorspringend
das Leder geht über die vordere Blattkante. Galletie kon-
struktiv aus den Seitenhäuptern und Rückwand entwickelt-
Seitenhäupter konstruktiv unten als Füsse ausgebildet; mit
Metali montirt. (Vergl. Abbildungen auf S. 22.)
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HANS SCHLECHTA
& OTTO WVTRLIK
IN WIEN.
ARA\S7VHL
Küche, pitch pine oder Lärchen-Holz laut eingesandter Muster:
1 Küclien-Sehrank.........Mk. 108.—
1 Anrichte............ , 58.—
1 Tisch.............„ 40.50
1 Absetzgelegenheit für Geschirre .... „ 40.50
1 Eimer-Bank............13.—
1 Leiter-Stuhl...........„ 20.—
1 anderer Stuhl......... . „ 8.—
Die Küche stellt sich also insgesamt auf in Summa Mk. 288. —
Dieselben Möbel in Weichholz gestrichen ... „ 180.—
Bei den ersten drei Zimmern verpflichte ich mich zur
Herstellung der Möbel in Weichholz, beliebig gebeizt, zu den
im Preis-Ausschreiben notierten unteren Preisgrenzen." — —
Hierzu fügten die Urheber noch eine „allgemeine Beschreibung",
welcher wir nachstehende Angaben entnehmen:
Zweckmässigkeit: Der Zweck, dem das Möbel zu dienen
hat, bestimmte seine Grösse und Form. — Die inneren Nutz-
räume möglichst gross angeordnet, daher Einfachheit der Form
des Möbels, einfache klare Silhouetten, Vermeidung von zwar
pikanten, aber unpraktischen und meist unnötigen Teilungen
in kleinen Nischen. — Alle Thüren (mit Anschlag nach aussen
des Staubes wegen) können bis 180° geöffnet werden. — Alle
Thüren, Fächer etc. können bequem mit der Hand erreicht
werden; keine Thüre, die zu öffnen erst eine Leiter nötig macht!
— Ecken principiell vermieden, alle Kanten sind abgerundet.
— Gesimse wurden vollständig gemieden. — Platten nur nach
vorne ausladend; daher keine unpraktischen, oft ins Fenster
fallenden seitlichen Ausladungen. — Sockel oder andere tragende
Teile von Kasten-Möbeln rückspringend angeordnet; daher be-
quemes Herantreten ermöglicht. — Der Beschädigung aus-
gesetzte Teile mit Metall montirt. — Dem Sitzmöbel wurde
in allen Bäumen besondere Sorgfalt zugewendet.
Enttvickelung der Form aus der Konstruktion: Zu-
sammenbau aller Möbel in soliden aber einfachen Holzverbind-
ungen. — Teilung jeder grösseren Holzfläche in Friese und
Füllungen; dadurch ein Beissen unmöglich, konstruktiv nicht
nötige Teilungen vermieden. — Mit Zapfen eingebohrte Füsse
oder aufgepappter Dekor wurde gemieden, das Möbel (Kasten-
Möbel) ruht entweder auf vollein Sockel oder die Seitenhäupter
sind konstruktiv als tragendes Moment ausgebildet. — Beschläge
in ausreichender Zahl und Solidität angeordnet; der Verschluss
befindet sich bei Thüren tunlichst in der Mitte.
Künstlerische Wirkung: Jedweder Dekor war prinzipiell
ausgeschlossen, aus materiellen und künstlerischen Gründen;
eine künstlerische Wirkung wurde angestrebt durch eine dem
Zweck entsprechende, vernünftige Werkform des Möbels durch
wohlabgewogene Verteilung der Maassverhältnisse; dem bis ins
kleinste Detail verfolgten Bemühen, ein praktisches Möbel zu
gestalten und ein praktisches Möbel ist immer auch schön. —
Durch Verwendung von reinem und schönen Material, das sorg-
fältig behandelt und sinngemäss angewendet, in seinen breiten
Flächen materialgemäss wirken muss. Dem Holze wurde seine
Naturfarbe belassen, das leichtgetönte Mahagoni des Empfangs-
Zimmers ausgenommen. Bei Anwendung von Weichholz ist wohl
Ölfarben-Anstrich unvermeidbar. Holz-Muster für jedes der
Zimmer liegen bei. — Die künstlerische Wirkung, nicht zuletzt
der Eindruck des Wohnlichen und Behaglichen wird erreicht
durch Stimmung von Möbel, Wand und Bodenbelag auf eine
Farbe, deren einzelne Farbenwerte materialgemäss wohl ab-
gewogen, eine vornehme, einfache, aber ruhige Wirkung ergeben;
wird eine zweite Farbe angewendet, so geht sie als bindendes
Moment durch den ganzen Baum. (Vergl. Farben-Beilagen.)
Wände, Decke und Vorhänge: Licht, Luft und Staub-
freiheit die Hauptanforderungen an eine moderne Wohnung;
die Decken durchwegs in weissem Anstrich gehalten; die Wände
in Malerei, Tapete oder Stoffverkleidung je nach den aufge-
wendeten Mitteln; Vermeidung von Stoff-Dekorationen wegen
Staub. — Aus der Detail-Beschreibung entnehmen wir folgende
Notizen: Empfangs-Zimmer: Material: Mahagoni matt. —
Wände: Bis auf 1 Meter Holz-Lambris, darüber ein gemalter
oder tapezierter Fries rot, Ton in Ton, Leisten-Abschluss, eine
heller getönte Tapete bis zur Decke; diese weiss. — Keine
Thür-Vorhänge. — Bei den Fenstern bis über Augenhöhe ein
„Hangerl" aus getöntem Vitragenstoff. — Teppich Ton in Ton.
Schreibtisch: Ecken abgerundet, Platte vorne vorspringend
das Leder geht über die vordere Blattkante. Galletie kon-
struktiv aus den Seitenhäuptern und Rückwand entwickelt-
Seitenhäupter konstruktiv unten als Füsse ausgebildet; mit
Metali montirt. (Vergl. Abbildungen auf S. 22.)