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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 14.1903

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Moderne Kinder-Spiel- und Arbeits-Zimmer, [1]: Ergebnis des Preis-Ausschreibens der "Innen-Dekoration" vom 10. April 1903
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https://doi.org/10.11588/diglit.6711#0218

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i88

INNEN-DEKO RATION.

FRANZ SAFON1TH—WIEN.

Einzel-Möbel. Aus dem mit dem
I. Preise ausgez. Entwurfefür ein
Kinder-Spiel- und Arbeits-Zimmer.

Betten:

Festigkeit halber ge-
wählt. —■ Zum Schlüsse
gebe ich der bequemen
Ubersicht wegen noch
ein Möbel- Inventar.
Dieses umfasst bei An-
wendung von Grund-
riss A: i) 2 Dreh-
Stühle; 2) 2 Arbeits-
Pulte; 3) 2 Bücher-
schränke ; 4) 1 grosses

Kasten-Möbel für
Kleider und Bücher
der älteren Kinder-
5) 1 allgemeiner Tisch,
kann ev. mit Wachs-
tuch überzogen wer-
den; 6) 2 grössere
Betten; 7) 2 kleinere
3 Sitz-Truhen an den Fuss-Enden der
Betten; 9) 2 Nacht-Kästchen für grössere Kinder;
10) eine Anzahl von Hockern; 11) 1 Klein-Kinder-
stuhl mit Brüstung; 12) 1 Heiz-Körper; 13) eine
Wasch-Gelegenheit mit Wasserhahn, das Wasch-
Becken höher und tiefer zu stellen, das ganze mit
dem Hahnschlüssel sperrbar. — (NB. Für Nr. 11, 12
und 13 vergleiche man die besonderen Skizzen auf
dieser Seite). — Das Möbel-Inventar nach Grundriss B
entspricht bis zu Nr. 5 dem Inventar zu Grundriss A.
Dann folgt noch: 7) 2 grössere Kasten-Möbel;
8) 2 Kamin-Sitzbänke; 9) eine Anzahl von Hockern.
Von Nr. 11 und 13 gilt wieder die Aufstellung wie
bei Grundriss A«. Indem der Verfasser des mit
dem I. Preise gekrönten Entwurfes also im Grund-
risse auch noch den Fall in Betracht gezogen hat,
dass die Kinder in dem Zimmer auch noch schlafen
müssen, hat er sogar noch etwas mehr gegeben
als eigentlich verlangt war. Der Autor des mit
dem //. Preise ausgezeichneten Pro-
jektes dagegen, Richard Müller
—Wien hat nur einen Spiel- und
Arbeits-Raum vorgelegt und zwar
hat er die »Arbeit« mehr betont als
das »Spiel«, ja er scheint sogar
noch daran gedacht zu haben, das
Zimmer auch für eine spätere Be-
nutzung durch die schon heran-
gewachsenen Kinder geeignet zu
machen. So hat er die niedliche,
als Lese-Winkel hochwillkommene,
halbrunde Nische angeordnet und
überhaupt so disponiert, dass man
die Stube unter Auswechselung
einiger Möbel mit Leichtigkeit in

ein > Zimmer der
Tochter« umwan-
deln kann. An das
Thema dieses so
sehr zeitgemässen
Preis Ausschreibens
knüpfte die gleich-
falls in unserem Ver-
lage erscheinende
»Deutsche Kunst
und Dekoration«, in
ihrem Juli - Hefte
einige allgemeine

Ausführungen,
denen wir im Fol-
genden einiges ent-
nehmen. — Hier
ist vor allem Wert zu legen
ungen. »Denn es ist falsch,

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Heizkörper für Dampf u. Tieissluft,

auf einfache Lös-
anzunehmen , dass
eines Kindes Schönheits-Empfindung von irgend
welcher Auserlesenheit oder besonderer Feinheit in
den Gegenständen, die sich ihm darbieten, abhinge.
— In jungen Jahren sehen wir in einem gewissen
Grade inwendig«. — Diese überaus treffenden Worte
finden wir bei keinem Geringeren, als Walter Pater,
dem grössten englischen Ästhetiker und Prosaisten
der neueren Zeit und zwar in dem wundervollen
kleinen Essay »Das Kind im Hauset., welcher vor
einiger Zeit auch in einer deutschen Übertragung
von Felix Hübel und in vornehmer Druck-Aus-
führung im Insel-Verlag zu Leipzig erschienen ist.
Der ungeheuere Einfluss der Eindrücke, welche wir
in der Kindheit empfangen auf das ganze Menschen-
Leben, ist niemals schöner und ergreifender ge-
schildert worden als hier, es sei denn in Goethe's
»Wahrheit und Dichtung«. Bei Beiden aber tritt
mit besonderer Schärfe hervor, wie eminent maß-
gebend die äussere Umgebung, Haus, Stube, Möbel,
Bilder, Garten auf die seelische
Entwickelung der Jugend sind.
Walter Pater spricht direkt von
einem -»Gesetze«, demzufolge die
unsere Kinder umgebenden mate-
riellen Gegenstände »ein wichtiges
Element in ihrem Leben bilden«-
— Daher darf also das Preis-Aus-
schreiben der »Innen-Dekoration«
auch in weiteren Kreisen ein be-
sonderes Interesse in Anspruch
nehmen, und wenn auch nicht Jeder
von Allem befriedigt sein kann, was
er in den Ergebnissen findet, so
bieten diese doch im Einzelnen An-
regungen genug. (Fortsetzung folgt )
 
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