INNEN-DEKORATION
31
DAS HAUS HUPERTZ IN AACHEN.
Auch im westlichsten Preußen beginnt es sich zu regen.
J~\ Hier, wo noch immer die Königsstile Frankreichs
die vornehmen Kreise in Bann halten, beginnt man,
Künstlern des neuen Stils Aufträge zu erteilen, und
ihnen und ihrem Streben Verständnis, Vertrauen
und Förderung entgegenzubringen. Einige Vertreter der
vorgeschobenen Hochschule und eine ganz moderne
Kunstgewerbeschule leisten dafür wacker Pionierarbeit.
Es handelt sich hier um Aachen, das bei seiner
reichen Vergangenheit und seiner fortschrittlichen
Industrie sich nun ähnlich, wie vor Jahren Crefeld
mit seinem erfolgreichen Vorstoß, auch um andere
Dinge als Spulen und Schlote zu kümmern anschickt.
Auch in Aachen greift allmählich die Meinung Platz,
daß man auch der stilhistorischen Tradition, die in
allen neueren öffentlichen Bauten mehr als nötig
Gefolgschaft gefunden hat, zu Gunsten der neuen
Kunstrichtung untreu werden darf, wenn man sich
um die öffentliche Meinung nicht zu kümmern braucht.
Das hier in seiner Gesamtanlage und in seinen Räumen
wiedergegebene Haus des Herrn Bergassessors Hupertz
ist ein Dokument dieser neuen Strömung, denn der
wirklich kunstsinnige und kunstfreundliche Bauherr —
es handelt sich hier nicht um eine Höflichkeitsformel,
wie sie so häufig gebraucht wird — hat seinem
Architekten, dem Hochschul-Professor Carl Sieben, den
weitesten Spielraum gelassen, bei dem Umbau des aus
den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammenden
väterlichen Hauses klassizistischen Stils der modernen
Raumkunst die Alleinherrschaft einzuräumen. Wie weit
das gelungen ist, lassen die Abbildungen erkennen.
Selbst die beste Beschreibung versagt gegenüber solchen
Raumstimmungen, die der Niederschlag aus der Gesamt-
leistung der Zeit sind. Hier haben sich reiche Erfahrung
und reifes Können zu gemeinsamer Arbeit vereinigt. Pietät
sollte dem Gehäuse die Schale erhalten, innen aber
war schrankenloses Walten freigegeben, und so kam
es durch die Erfüllung höherer Lebensansprüche, daß
der ganze Kern sich wandelte und dehnte und einzelne
Wände zu kleinen Vorbauten nach außen drängte.
Dabei trug Professor Sieben der herrlichen Lage
des Grundstückes, das von allen Himmelsrichtungen
frei umspielt wird, in vollstem Maße Rechnung; auch
die gärtnerischen Anlagen, die schwierig zu lösende Zu-
fahrt zu dem auf ansteigendem Gelände am Hange des
Salvatorberges sich erhebenden Hause, die Nebengebäude,
reizvolle Pavillons sind Schöpfungen desselben Künst-
lers in Gemeinschaft mit dem Gartenarchitekten R. Hoe-
mann in Düsseldorf. Überall herrscht Großzügigkeit,
sowohl in der Beherrschung des Terrains wie in der
31
DAS HAUS HUPERTZ IN AACHEN.
Auch im westlichsten Preußen beginnt es sich zu regen.
J~\ Hier, wo noch immer die Königsstile Frankreichs
die vornehmen Kreise in Bann halten, beginnt man,
Künstlern des neuen Stils Aufträge zu erteilen, und
ihnen und ihrem Streben Verständnis, Vertrauen
und Förderung entgegenzubringen. Einige Vertreter der
vorgeschobenen Hochschule und eine ganz moderne
Kunstgewerbeschule leisten dafür wacker Pionierarbeit.
Es handelt sich hier um Aachen, das bei seiner
reichen Vergangenheit und seiner fortschrittlichen
Industrie sich nun ähnlich, wie vor Jahren Crefeld
mit seinem erfolgreichen Vorstoß, auch um andere
Dinge als Spulen und Schlote zu kümmern anschickt.
Auch in Aachen greift allmählich die Meinung Platz,
daß man auch der stilhistorischen Tradition, die in
allen neueren öffentlichen Bauten mehr als nötig
Gefolgschaft gefunden hat, zu Gunsten der neuen
Kunstrichtung untreu werden darf, wenn man sich
um die öffentliche Meinung nicht zu kümmern braucht.
Das hier in seiner Gesamtanlage und in seinen Räumen
wiedergegebene Haus des Herrn Bergassessors Hupertz
ist ein Dokument dieser neuen Strömung, denn der
wirklich kunstsinnige und kunstfreundliche Bauherr —
es handelt sich hier nicht um eine Höflichkeitsformel,
wie sie so häufig gebraucht wird — hat seinem
Architekten, dem Hochschul-Professor Carl Sieben, den
weitesten Spielraum gelassen, bei dem Umbau des aus
den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammenden
väterlichen Hauses klassizistischen Stils der modernen
Raumkunst die Alleinherrschaft einzuräumen. Wie weit
das gelungen ist, lassen die Abbildungen erkennen.
Selbst die beste Beschreibung versagt gegenüber solchen
Raumstimmungen, die der Niederschlag aus der Gesamt-
leistung der Zeit sind. Hier haben sich reiche Erfahrung
und reifes Können zu gemeinsamer Arbeit vereinigt. Pietät
sollte dem Gehäuse die Schale erhalten, innen aber
war schrankenloses Walten freigegeben, und so kam
es durch die Erfüllung höherer Lebensansprüche, daß
der ganze Kern sich wandelte und dehnte und einzelne
Wände zu kleinen Vorbauten nach außen drängte.
Dabei trug Professor Sieben der herrlichen Lage
des Grundstückes, das von allen Himmelsrichtungen
frei umspielt wird, in vollstem Maße Rechnung; auch
die gärtnerischen Anlagen, die schwierig zu lösende Zu-
fahrt zu dem auf ansteigendem Gelände am Hange des
Salvatorberges sich erhebenden Hause, die Nebengebäude,
reizvolle Pavillons sind Schöpfungen desselben Künst-
lers in Gemeinschaft mit dem Gartenarchitekten R. Hoe-
mann in Düsseldorf. Überall herrscht Großzügigkeit,
sowohl in der Beherrschung des Terrains wie in der