INN EN-DEKORATION
329
ARCHITEKT PAUL DOBERT—MAGDEBURG.
SPEISEZIMMER. BIRNBAUMHOLZ. NATUR POL.
MÖBEL FÜR MIET-WOHNUNGEN.
Es ist eine schwierige Aufgabe, für die landläufige
Berliner Mietwohnung Möbel -Typen zu schaffen,
die nicht eine Dissonanz zwischen dem Vernünfu'gen
und dem Törichten, dem Selbstverständlichen und dem
Unbegreiflichen fühlen lassen. Die Erfahrung zeigt es
immer wieder, daß ausgezeichnete Möbel in der Un-
diszipliniertheit der Mietwohnung um ihren Charakter
betrogen werden. Die Erfahrung lehrt es, daß die
besten Verhältnisse der Einzelstücke zu schwinden
scheinen, wenn die Maßlosigkeit der Unternehmerwoh-
nung sich über die wehrlosen Objekte ergießt. Es ist
eben nicht möglich, durch das Möbel allein eine sym-
patische Raumwirkung zu erzielen; die Proportionen
der Zimmer, die Farben und die Lichtverhältnisse sind
es, die dem Mobiliar Tod oder Leben bringen. So
erklärt es sich, daß verschiedentlich der Versuch ge-
macht wird, die schlechten Beeinflussungen der Miet-
wohnung zu umgehen und durch Surrogate (der Bedenk-
lichkeit dieses Mittels sind wir uns wohl bewußt) über-
flüssige Höhe und mangelhafte Verhältnisse hinwegzu-
täuschen. Die Einwände, die sich gegen solch Ver-
fahren erheben lassen, sind zum mindesten so weit
berechtigt, als sie behaupten, daß die Unkosten neu-
eingezogener Decken und Wände häufig genug die
Möglichkeiten des Budgets übersteigen dürften. Man
wird nicht immer die Ärgernisse der großstädtischen
Mietwohnung fortillusiunieren können-, man wird sich
häufig mit ihnen abfinden müssen. Dann wird alles darauf
ankommen, daß die Möbel, die alleinigen Helfer in
der Not, ihr Möglichstes leisten, einen leidlichen Grad
der Wohnlichkeit zu beschaffen. Damit wird man sich
begnügen müssen, solange bis daß die Häuserbauer
vernünftig genug werden, um den Grundriß der Miet-
wohnung praktisch und dem Auge wohlgefällig zu ge-
stalten, vernünftig genug, um Wände und Decken neutral
und doch mit guttemperierter Schönheit auszustatten.
Wenn es einmal so weit ist (und daß wir dahin mar-
schieren, dafür gibt es schon heute einige Beispiele),
werden die Möbel-Architekten leichteres Spiel und
sichere Erfolge haben. Heute steht es leider noch so,
daß die Mietwohnung oft treffliche Absichten kaltblütig
zu Schanden macht. Da ist es nun gut, den zer-
störenden Mächten harte Sachlichkeit entgegen zu stellen.
Nichts aber ist verkehrter, als der Wirrnis ein weiteres
Formenragout zu gesellen. Die Mangelhaftigkeit der
Mietwohnung ist geradezu ein Lehrmeister zur strengsten
Sachlichkeit und zu ruhigen Verhältnissen. Die Möbel
müssen so sein, daß darüber die Komik des Raumes
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ARCHITEKT PAUL DOBERT—MAGDEBURG.
SPEISEZIMMER. BIRNBAUMHOLZ. NATUR POL.
MÖBEL FÜR MIET-WOHNUNGEN.
Es ist eine schwierige Aufgabe, für die landläufige
Berliner Mietwohnung Möbel -Typen zu schaffen,
die nicht eine Dissonanz zwischen dem Vernünfu'gen
und dem Törichten, dem Selbstverständlichen und dem
Unbegreiflichen fühlen lassen. Die Erfahrung zeigt es
immer wieder, daß ausgezeichnete Möbel in der Un-
diszipliniertheit der Mietwohnung um ihren Charakter
betrogen werden. Die Erfahrung lehrt es, daß die
besten Verhältnisse der Einzelstücke zu schwinden
scheinen, wenn die Maßlosigkeit der Unternehmerwoh-
nung sich über die wehrlosen Objekte ergießt. Es ist
eben nicht möglich, durch das Möbel allein eine sym-
patische Raumwirkung zu erzielen; die Proportionen
der Zimmer, die Farben und die Lichtverhältnisse sind
es, die dem Mobiliar Tod oder Leben bringen. So
erklärt es sich, daß verschiedentlich der Versuch ge-
macht wird, die schlechten Beeinflussungen der Miet-
wohnung zu umgehen und durch Surrogate (der Bedenk-
lichkeit dieses Mittels sind wir uns wohl bewußt) über-
flüssige Höhe und mangelhafte Verhältnisse hinwegzu-
täuschen. Die Einwände, die sich gegen solch Ver-
fahren erheben lassen, sind zum mindesten so weit
berechtigt, als sie behaupten, daß die Unkosten neu-
eingezogener Decken und Wände häufig genug die
Möglichkeiten des Budgets übersteigen dürften. Man
wird nicht immer die Ärgernisse der großstädtischen
Mietwohnung fortillusiunieren können-, man wird sich
häufig mit ihnen abfinden müssen. Dann wird alles darauf
ankommen, daß die Möbel, die alleinigen Helfer in
der Not, ihr Möglichstes leisten, einen leidlichen Grad
der Wohnlichkeit zu beschaffen. Damit wird man sich
begnügen müssen, solange bis daß die Häuserbauer
vernünftig genug werden, um den Grundriß der Miet-
wohnung praktisch und dem Auge wohlgefällig zu ge-
stalten, vernünftig genug, um Wände und Decken neutral
und doch mit guttemperierter Schönheit auszustatten.
Wenn es einmal so weit ist (und daß wir dahin mar-
schieren, dafür gibt es schon heute einige Beispiele),
werden die Möbel-Architekten leichteres Spiel und
sichere Erfolge haben. Heute steht es leider noch so,
daß die Mietwohnung oft treffliche Absichten kaltblütig
zu Schanden macht. Da ist es nun gut, den zer-
störenden Mächten harte Sachlichkeit entgegen zu stellen.
Nichts aber ist verkehrter, als der Wirrnis ein weiteres
Formenragout zu gesellen. Die Mangelhaftigkeit der
Mietwohnung ist geradezu ein Lehrmeister zur strengsten
Sachlichkeit und zu ruhigen Verhältnissen. Die Möbel
müssen so sein, daß darüber die Komik des Raumes