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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

DOI Artikel:
Utitz, Emil: Individuelle Wohnungs-Gestaltung, [3]
DOI Artikel:
Westheim, Paul: Über unsere Fest-Dekorationen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0161

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INNEN-DEKORATION

143

A. GRENANDER. ECKE IN DER FLUR - GARDEROBE.

Dich selbst!« Und
die gleichen Worte
möchte ich denen
zurufen, die ihr
Heim ausgestalten.
Geht in Euch und
prüfet Euren Sinn!
Dann wird Euch
auch das Wissen
um die Dinge,
deren Ihr benötigt,
und dann ent-
wächst ganz von
selbst der sicheren
Wahl die indivi-
duelle Wohnungs-
gestaltung, in der
Euer Geist lebt, zu
der Euer Leben
paßt. Die neue
Kunst kommt Euch
entgegen. Nur fühlt
Eure Bedürfnisse
nach Behaglichkeit
oder Luxus, Ruhe
oder Geselligkeit!
Und lernet Eurem
Fühlen vertrauen.

dk. emil utitz-prag.

A. GRENANDER. SCHRANKCHEN IM DAMEN-ZIMMER.

ÜBER UNSERE FEST-DEKORATIONEN.

(SCHLUSS.)

Sieht es denn eigentlich auf den Künstlerfesten besser
aus? Da entgleist man nicht in solch trivialer Weise.
Doch auch hier sind die Ideen angejahrt. Die aus-
gegebenen Parolen kommen
nicht hinaus über Genremätz-
chen oder schlechten Still-
lebengeist, der noch nicht ein-
mal Makartschen Schwung
atmet. Das Einzige, was er-
reicht worden, ist Einheitlich-
keit in der Farbe. Feste
in Rot, Gelb, Weiß, Schwarz-
Weiß boten manchmal er-
frischende Bilder für das
Auge. — Der Rest ist
Schweigen. Hoffestlichkei-
ten, Empfänge, Illuminatio-
nen, Aufzüge — alles eine
Leier wie die Garnitur der
Trauer - Magazine. Einzig
ein Schützen-Festzug, den
vor vier Jahren die Münch-
ner Künstlerschaft arran-
gierte, und einige Münchner
Künstler - Redouten , zeug-
ten von erlesenem Geschmack
und reifer Kultur. Die
Stadt, in deren letzte Poren
der neue künstlerische und
kunstgewerbliche Geist zu
sickern vermochte, ist zur Zeit
allein im Stande, Feste an-

mutig und nobel aufzumachen. — Gibt das nicht zu be-
denken? Es wird halt doch nicht gehen ohne die im
besten Sinne modernen Architekten, Kunstge-
werbler und Maler. Regisseure, die mit kühn aus-
ladender Gebärde der aufrauschenden Freude Form

verleihen. Raumbezwinger
mit Esprit, mit sprühendem
Witz — und mit Gestalter-
kraft. Hie und da blitzt ein-
mal von der Schaubühne
herab dieser Dekorations-
geist, seitdem Theaterleiter
Leute wie Walser, Stern,
Orl k, Leff ler, Heine, Diez
oder Erler aufgestöbert haben.
Aber in den Festkomitees
pflegen keine Reinhardts zu
sitzen und man begnügt sich
mit dem bischen Talent, das
man gerade bei der Hand
hat. Und doch wäre es nur
ein Schritt von dem frohen
Spiel des vorgestellten Lebens
zu der überschäumenden Lust
dieser Wirklichkeit. Auch
die in solcher Weise weniger
erprobten Architekten wer-
den sicherlich mit frischer
Begeisterung daran gehen,
unserer Gesellschaft zu geben,
was die Geselligkeit aller hoch-
stehenden Epochen auszeich-
nete: Kultur der Feste.

A. GRENANDER. ZIERSCHRANK IM VORRAUM. BIRKENHOLZ. Berlin.

paul westheim.
 
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