INNEN-DEKORATION
61
ARCHITEKT WALTER KOCH-DAVOS.
WOHN-Z1MMER. AUSF.: R. ROSSBERü—DAVOS.
SCHWEIZER ARBEITER-MÖBEL.
Die Arbeiterwohnung gibt ganz andere praktische
und ästhetische Probleme zu lösen als die bürgerliche.
Unter den praktischen steht das ökonomische obenan;
nur billige Möbel kann sich der Arbeiter erschwingen;
will man ihm etwas »Feines« aufschwatzen, so kommt
er in Schuldenlast oder fällt einem Abzahlungsgeschäft
in die Klauen. Teure und zu schwer bearbeitende
Harthölzer sind daher ausgeschlossen, ebenso furnierte
Möbel. Als Material kommt Tannenholz zuerst in
Betracht, dazu andere weiche und billige Hölzer.
Auch auf die Technik übt die Ökonomie einen
Einfluß aus. An Möbel, die nach individuellem
Geschmack, nach rein persönlichen Bedürfnissen und
Liebhabereien abgestimmt sind, ist nicht zu denken.
Es handelt sich darum, gute, allgemein befriedigende
Typen zu entwerfen und sich weitere Entwürfe durch
Massenherstellung zu ersparen. Dazu ist natürlich die
Handarbeit ungeeignet, da muß die Maschine her.
Diese hat bis heute in der Möbelschreinerei namentlich
dazu gedient, der Steinarchitektur entnommene Ornamente
massenhaft herzustellen, um sie dann den von der Hand
konstruierten Möbeln aufzunageln oder aufzuleimen. Die
Konstruktion wurde so verdeckt, wurde zur Nebensache
und immer mehr vernachlässigt. Und so erklärt es sich,
daß die Möbel praktisch und ästhetisch immer schlechter
wurden..— Beim modernen Maschinenmöbel ist danach zu
streben, die konstruktiven Teile mechanisch herzustellen
und den Schmuck aus ihnen heraus zu entwickeln,
ohne jedes Ankleben und Annageln, das immer ein
unsolides, stets in Reparatur befindliches Möbel bedingt.
Billigkeit bei Solidität und Zweckmäßigkeit wird allein
durch dieses immer noch mehr erstrebte als erreichte
Maschinenmöbel ermöglicht, das keine Handarbeit vor-
täuschen soll und seine ästhetische Sprache aus der
Grammatik der Maschine finden muß.
Ein zweites praktisches Ziel, das erreicht werden
muß, ist leichte Transportfähigkeit. Die bürgerliche
Gesellschaft strebt heute nach dem Eigenhaus, dessen
natürlichster Innenschmuck das eingebaute Möbel ist.
Die ökonomischen Verhältnisse des Arbeiters gestatten
ihm aber nur in den seitesten Fällen die dazu er-
forderliche Seßhaftigkeit, und der Parteiführer will
nicht, daß der Proletarier an den Interessen der
Besitzenden Teil habe. Daher muß allen Möbeln der
Stempel der Fahrhabe aufgedrückt sein. Auch darum
also leichtes Holz, einfache geschlossene Konstruktion,
leichtes Auseinandernehmen und Zusammensetzen,
leichtes Reparieren bei kleinen Schäden, die bei jedem
Umzug unvermeidlicherweise entstehen.
Und eine dritte Art von praktischen Erfordernissen
sind die hygienischen. Auch hier liegt die Sache
anders als bei bürgerlichen Wohnungen. Wo auch
der beste Wille zur Reinlichkeit da ist, kann unan-
genehme Nachbarschaft Schmutz und Ungeziefer bescheren.
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ARCHITEKT WALTER KOCH-DAVOS.
WOHN-Z1MMER. AUSF.: R. ROSSBERü—DAVOS.
SCHWEIZER ARBEITER-MÖBEL.
Die Arbeiterwohnung gibt ganz andere praktische
und ästhetische Probleme zu lösen als die bürgerliche.
Unter den praktischen steht das ökonomische obenan;
nur billige Möbel kann sich der Arbeiter erschwingen;
will man ihm etwas »Feines« aufschwatzen, so kommt
er in Schuldenlast oder fällt einem Abzahlungsgeschäft
in die Klauen. Teure und zu schwer bearbeitende
Harthölzer sind daher ausgeschlossen, ebenso furnierte
Möbel. Als Material kommt Tannenholz zuerst in
Betracht, dazu andere weiche und billige Hölzer.
Auch auf die Technik übt die Ökonomie einen
Einfluß aus. An Möbel, die nach individuellem
Geschmack, nach rein persönlichen Bedürfnissen und
Liebhabereien abgestimmt sind, ist nicht zu denken.
Es handelt sich darum, gute, allgemein befriedigende
Typen zu entwerfen und sich weitere Entwürfe durch
Massenherstellung zu ersparen. Dazu ist natürlich die
Handarbeit ungeeignet, da muß die Maschine her.
Diese hat bis heute in der Möbelschreinerei namentlich
dazu gedient, der Steinarchitektur entnommene Ornamente
massenhaft herzustellen, um sie dann den von der Hand
konstruierten Möbeln aufzunageln oder aufzuleimen. Die
Konstruktion wurde so verdeckt, wurde zur Nebensache
und immer mehr vernachlässigt. Und so erklärt es sich,
daß die Möbel praktisch und ästhetisch immer schlechter
wurden..— Beim modernen Maschinenmöbel ist danach zu
streben, die konstruktiven Teile mechanisch herzustellen
und den Schmuck aus ihnen heraus zu entwickeln,
ohne jedes Ankleben und Annageln, das immer ein
unsolides, stets in Reparatur befindliches Möbel bedingt.
Billigkeit bei Solidität und Zweckmäßigkeit wird allein
durch dieses immer noch mehr erstrebte als erreichte
Maschinenmöbel ermöglicht, das keine Handarbeit vor-
täuschen soll und seine ästhetische Sprache aus der
Grammatik der Maschine finden muß.
Ein zweites praktisches Ziel, das erreicht werden
muß, ist leichte Transportfähigkeit. Die bürgerliche
Gesellschaft strebt heute nach dem Eigenhaus, dessen
natürlichster Innenschmuck das eingebaute Möbel ist.
Die ökonomischen Verhältnisse des Arbeiters gestatten
ihm aber nur in den seitesten Fällen die dazu er-
forderliche Seßhaftigkeit, und der Parteiführer will
nicht, daß der Proletarier an den Interessen der
Besitzenden Teil habe. Daher muß allen Möbeln der
Stempel der Fahrhabe aufgedrückt sein. Auch darum
also leichtes Holz, einfache geschlossene Konstruktion,
leichtes Auseinandernehmen und Zusammensetzen,
leichtes Reparieren bei kleinen Schäden, die bei jedem
Umzug unvermeidlicherweise entstehen.
Und eine dritte Art von praktischen Erfordernissen
sind die hygienischen. Auch hier liegt die Sache
anders als bei bürgerlichen Wohnungen. Wo auch
der beste Wille zur Reinlichkeit da ist, kann unan-
genehme Nachbarschaft Schmutz und Ungeziefer bescheren.