INNEN-DEKORATION
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PH. JAC. JUNGMANNS NACHF. CASPAR WOLFF-FRANKFURT. TAPETEN-AUSSTELLUNG IM KUNSTGEWERBE-MUSEUM—FRANKFURT.
EINE TAPETEN-AUSSTELLUNG IN FRANKFURT.
Eigentlich sollte der Streit, ob Tapete oder Anstrich,
auch bei den widerspruchsvollen Gegnern ein für
alle mal zu Gunsten der Tapete entschieden sein. In
solchen Streitfällen muß jede einseitige wirtschaftliche
Rücksichtnahme für einen angeblich geschädigten Teil
grundsätzlich ausscheiden. Die Einsicht des Fachmannes
sollte hier einzig und allein ausschlaggebend sein. Wir
haben den Gegenstand so häufig aus höheren Gesichts-
punkten nur auf den Gegenstand hin behandelt, daß
es sich füglich erübrigen dürfte, immer wieder klipp
und klar zu betonen, daß wir in den weitaus meisten
Fällen der Tapete dem Anstrich gegenüber den un-
bedingten Vorzug geben müssen, daß wir aber auch aus
ganz logischen Gründen für den Anstrich eintreten, wenn
uns seine Bevorzugung nützlich und besser scheint.
Das ist doch sicherlich wesentlich mehr an Zugeständ-
nissen, als die Vertreter des Anstrichs der Verwendung
der Tapete zugestehen wollen.
Wenn die Tapetenausstellung der in Frankfurt a. M.
führenden Branchefirma Philipp Jacob Jungmann's Nach-
folger Caspar Wolff meine Ausführungen nicht nur in
den Augen des Fachmannes, sondern vor allen Dingen in
dem Empfinden des geschmacklich geschulten Laien,
ja mehr noch : technischen und hygienischen Vorzügen
gegenüber empfänglichen Laien gerechtfertigt erscheinen
läßt, so hätte diese Ausstellung in der Streitfrage »ob
Anstrich oder Tapete« schon rein sachlich eine be-
deutende Mission erfüllt. Aber ihr Urheber ist gar
nicht einmal von so an sich mehr materiell eingeengten
Absichten ausgegangen; er wollte in der Tat das Publikum,
dem es heute schon nicht mehr ganz gleichgültig ist,
wie seine Wohnräume nach der kulturellen Seite hin
beurteilt werden, in einer Sache des Geschmackes
weiterbringen, es für die bessere Tapete gewinnen.
Demgemäß ist die Ausstellung nicht nur sachlich,
sondern auch geschmacklich hochbedeutend wirksam
und ästhetisch befriedigend aufgemacht. Fs fehlt kluger-
weise sogar alles, was an Geschäftsreklame denken lassen
könnte; nur technische und sachlich knappe Angaben
kommentieren. Dem Fachmann ist sie ein Führer
und Vermittler, dem Laien ein Erzieher und Berater.
Im ganzen eine Ausstellung, wie sie einem Museum,
denn sie präsentiert sich uns im Kunstgewerbemuseum
zu Frankfurt a. M., durchaus würdig ist. Die ganze
Aufmachung ist sogar museal in einem duldsam weit-
gesteckten Rahmen, in dem alle Richtungen und Tech-
niken zum Wort kommen. Jedenfalls ist aber der Be-
griff »Tapete« erschöpfend und nach seiner besten Seite
vertreten. Maschinen- und Handdrucke sind friedlich
nebeneinander angeordnet, letztere mit ihren gewaltigen
Rapporten und eigenartiger Farbengebung andeutend,
daß jedem persönlichen Geschmacke Rechnung getragen
werden kann; unter ihnen sind geradezu bedeutende
künstlerische Leistungen vertreten, die jedem Problem
in der neueren Raumkunst gerecht zu werden vermögen.
Ihre Verwendung ist in Rücksicht auf die kostspielige
401
PH. JAC. JUNGMANNS NACHF. CASPAR WOLFF-FRANKFURT. TAPETEN-AUSSTELLUNG IM KUNSTGEWERBE-MUSEUM—FRANKFURT.
EINE TAPETEN-AUSSTELLUNG IN FRANKFURT.
Eigentlich sollte der Streit, ob Tapete oder Anstrich,
auch bei den widerspruchsvollen Gegnern ein für
alle mal zu Gunsten der Tapete entschieden sein. In
solchen Streitfällen muß jede einseitige wirtschaftliche
Rücksichtnahme für einen angeblich geschädigten Teil
grundsätzlich ausscheiden. Die Einsicht des Fachmannes
sollte hier einzig und allein ausschlaggebend sein. Wir
haben den Gegenstand so häufig aus höheren Gesichts-
punkten nur auf den Gegenstand hin behandelt, daß
es sich füglich erübrigen dürfte, immer wieder klipp
und klar zu betonen, daß wir in den weitaus meisten
Fällen der Tapete dem Anstrich gegenüber den un-
bedingten Vorzug geben müssen, daß wir aber auch aus
ganz logischen Gründen für den Anstrich eintreten, wenn
uns seine Bevorzugung nützlich und besser scheint.
Das ist doch sicherlich wesentlich mehr an Zugeständ-
nissen, als die Vertreter des Anstrichs der Verwendung
der Tapete zugestehen wollen.
Wenn die Tapetenausstellung der in Frankfurt a. M.
führenden Branchefirma Philipp Jacob Jungmann's Nach-
folger Caspar Wolff meine Ausführungen nicht nur in
den Augen des Fachmannes, sondern vor allen Dingen in
dem Empfinden des geschmacklich geschulten Laien,
ja mehr noch : technischen und hygienischen Vorzügen
gegenüber empfänglichen Laien gerechtfertigt erscheinen
läßt, so hätte diese Ausstellung in der Streitfrage »ob
Anstrich oder Tapete« schon rein sachlich eine be-
deutende Mission erfüllt. Aber ihr Urheber ist gar
nicht einmal von so an sich mehr materiell eingeengten
Absichten ausgegangen; er wollte in der Tat das Publikum,
dem es heute schon nicht mehr ganz gleichgültig ist,
wie seine Wohnräume nach der kulturellen Seite hin
beurteilt werden, in einer Sache des Geschmackes
weiterbringen, es für die bessere Tapete gewinnen.
Demgemäß ist die Ausstellung nicht nur sachlich,
sondern auch geschmacklich hochbedeutend wirksam
und ästhetisch befriedigend aufgemacht. Fs fehlt kluger-
weise sogar alles, was an Geschäftsreklame denken lassen
könnte; nur technische und sachlich knappe Angaben
kommentieren. Dem Fachmann ist sie ein Führer
und Vermittler, dem Laien ein Erzieher und Berater.
Im ganzen eine Ausstellung, wie sie einem Museum,
denn sie präsentiert sich uns im Kunstgewerbemuseum
zu Frankfurt a. M., durchaus würdig ist. Die ganze
Aufmachung ist sogar museal in einem duldsam weit-
gesteckten Rahmen, in dem alle Richtungen und Tech-
niken zum Wort kommen. Jedenfalls ist aber der Be-
griff »Tapete« erschöpfend und nach seiner besten Seite
vertreten. Maschinen- und Handdrucke sind friedlich
nebeneinander angeordnet, letztere mit ihren gewaltigen
Rapporten und eigenartiger Farbengebung andeutend,
daß jedem persönlichen Geschmacke Rechnung getragen
werden kann; unter ihnen sind geradezu bedeutende
künstlerische Leistungen vertreten, die jedem Problem
in der neueren Raumkunst gerecht zu werden vermögen.
Ihre Verwendung ist in Rücksicht auf die kostspielige