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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

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Vogt, Adolf: Hotel "Wettiner Hof" - Bad Elster: Von den Architekten Zapp & Basarke, Chemnitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0109

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INNEN-DEKORATION

HOTEL „WETTINER HOFu—BAD ELSTER.

VON DEN ARCHITEKTEN ZAPP & BASARKE, CHEMNITZ.

Aufträge sind für den Architekten die unentbehrliche
L Lebensluft. In der Skizze, im Entwurf wird es
immer nur einen Bruchteil seines Könnens und seines
Wesens zeigen können, denn der Architekt muß noch
viel mehr Organisator sein als bloßer Formfinder und
künstlerischer Gestalter. Der große Auftrag erst ist
der Prüfstein seiner Berufung, glücklich der, dem noch
in der Frische der Jugend eine solche Arbeit zufällt,
an der er sich erproben kann. Sie kann ihm die
Bahn ebnen fürs Leben, ein Fiasko allerdings kann ihn
auch als Architekt für immer unmöglich machen.

Der »Wettiner Hof«, den die Architekten Zapp
& Basarke in Bad Elster erbaut haben, war für sie
ein solches verantwortungsschweres Werk. Es war ein
sehr umfangreiches Objekt, die Baukosten und die
Kosten der Einrichtung betrugen gegen anderthalb
Millionen. Ich denke, die Bilder zeigen zur Genüge,
wie vollkommen ihnen die Bewältigung der ebenso
großen als heiklen Aufgabe gelungen ist.

Der Hotelbau steht prächtig in der hügeligen Land-
schaft. Die vielen Balkone (fast jedes Zimmer hat
seinen Balkon) verraten schon, welche bedeutende
Rolle hier die landschaftliche Schönheit spielt. Es ist
ein richtiges Aussichtshotel entstanden. Aus dem gleichen

Grunde ist auch die große Hotelterrasse zu einem ungemein
wichtigen Glied des Hotelorganismus geworden. Sie
liegt schon gegen fünf Meter über dem Straßenniveau
und hat eine solch mächtige Ausdehnung, daß sie fast
2000 Personen faßt. Hier sind also die günstigsten
Vorbedingungen gegeben, um ein imposantes mondaines
Badeleben sich entwickeln zu lassen. Unter dieser
gewaltigen Terrasse sind an der Längsseite sehr geschickt
eine Reihe von Läden eingebaut, am Eck nach einem
größeren Platz zu auch noch ein Wiener Cafe, dem
seinerseits wieder eine Gartenterrasse vorgelagert ist.

Alle Küchen-, Kühl-, Aufwasch-, Konditoreiräume
und was dazu gehört, konnten in dem Sockelgeschoß
untergebracht werden, das Erdgeschoß enthält dann
hauptsächlich die Speisesäle. Die oberen Etagen haben
neben den einzelnen Fremdenzimmern auch größere
geschlossene Appartements mit Salons und Bädern.
Daß auch sonst alle modernen Einrichtungen vorhanden
sind, braucht kaum mehr erwähnt zu werden. Das
Hotel hat im ganzen 150 Fremdenzimmer.

In formaler Hinsicht ist der Bau durchweg mit
Geschmack und Geschick durchgeführt, ohne Künstelei
und doch mit sorgfältiger Beachtung auch geringster
Details. Die Räume sind einfach und großzügig behandelt,

1910. II. 3.
 
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