Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

DOI Artikel:
Lang-Danoli, Hugo: Vom Kunsthandwerk
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0128

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
110

INNEN-DEKORATION

KRÄMER—MARNE. MÖBEL FÜR ESSZIMMER, KINDER- U. WOHNZIMMER.

VOM KUNSTHANDWERK.

Das stetige Vordringen der Industrie, die
Versorgung der Bedürfnisse aller Stände
durch den klug an allen wichtigen Tunkten
einsetzenden Großbetrieb, begegnet nur
deshalb Anfeindung und Mißtrauen, da die
Existenz des Kleinhandwerkes bedroht und
völlig in Frage gestellt erscheint. Und
doch steht die Berechtigung der kleinen
Betriebe neben der Großindustrie durchaus
außer allem Zweifel, so lange diese es ver-
stehen, durch eine Spezialisierung ihres
Betriebs - Charakters etwas Besonderes zu
bieten, das ihre Selbständigkeit zu wahren
im Stande ist. Das ist: neben der preis-
werten Herstellung eines Qualitätsmöbels
eine bewußte Beschränkung in der Größe
der Anlage und der Produktion innerhalb
jene Grenzen, in denen eine persönliche
Kontrolle des gleichzeitig entwerfenden und
ausführenden Kunsthandwerkers gewährleistet
bleibt. Als zweites die Beibehaltung oder
Ausprägung einer zumeist lokalen, spezi-
fischen Eigenart. Erste Vorbedingung
ist natürlich auch hier sauberste Arbeit und
Verwendung des besten Materiales, edle
Proportionen und gute Gebrauchsfähigkeit,
denn gerade an diese Produkte werden be-
sondere Anforderungen gestellt, da sie nicht
wie Alltagsware in kurzer Zeit durch Neue
abgelöst werden, sondern dauernd Wert
behalten sollen. Das Bedürfnis nach sol-
chen besonders individuell gestimmten Er-
zeugnissen eines Kleinbetriebes, der unter
Verwertung aller maschineller Errungen-
schaften noch mit dem wertvollen Faktor
rechnen kann, einen Stamm von eingelernten
und selbsterzogenen Gesellen zur Verfügung
zu haben, dürfte die befriedigende Lösung
der Probleme: Künstler und Handwerker
und Handwerk und Industrie in dieser
Richtung ermöglichen. — Unsere Abbil-
dungen: Räume und Einzelmöbel von Hans
Krämer—Marne, zeigen die Arbeiten einer
durch vier Generationen auf der heimatlichen
Scholle in Holstein tätigen Tischlermeister-
Werkstätte. Nichts weltmännisches spricht
aus diesen Möbeln, aber etwas im besten
Sinne gut Bürgerliches und damit ist das
Richtige getroffen. Jedem Stück sieht man
die Liebe und die Freude an, mit der an
einer gut künstlerischen und technischen
Durchführung der Aufgabe gearbeitet wurde,
sodaß bei fortschreitender Entwicklung
wohl auch eine Fortsetzung der charakter-
vollen holsteinischen Tradition von sol-
cher Stelle zu erhoffen ist. Man sollte sich
den Namen einer solchen VVerkstätte, die
im Geist der besten Vorbilder unserer Neu-
zeit schaffend, gediegene Gebrauchsmöbel
erzeugt, in denen das Praktische mit dem
Ästhetischen sich glücklich vereint, für
den Bedarfsfall merken. — lang-danoli.
 
Annotationen