Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

DOI Artikel:
Levetus, A. S.: Das englische Landhaus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0169

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XXI. JAHRGANG.

DARMSTADT.

APRIL 1910.

DAS ENGLISCHE LANDHAUS.

VON A. S. LEVETUS.

Diejenigen Fremden, welche nach England fahren
und das Land mit offenen Augen bereisen,
sind begeistert von den schönen, alten Landhäusern,
die sie überall antreffen. Oft sind es Bauten,
welche die Merkmale vieler Jahrhunderte an sich
tragen und glücklicherweise vom Vandalismus
späterer Zeiten verschont geblieben sind. Da gibt
es Viele, die aus dem 16. Jahrhundert und sogar
aus früheren Zeitperioden, dem 14. und 15. Jahr-
hundert, stammen. Die Bauwerke späterer Gene-
rationen blieben den alten Überlieferungen getreu
und weisen nur kleine Abänderungen, dem indivi-
duellen Geschmacke der Eigentümer folgend, auf;
sie alle aber ohne Ausnahme tragen den Stempel
einer gediegenen und verfeinerten Kultur. —

Jede Grafschaft des Landes hatte ursprünglich
ihre eigene Art zu bauen, wie auch das Material je
nach der lokalen Bodenbeschaffenheit verschieden-
artig war. Die Häuser waren entweder aus Holz
mit Fachwerk und Ziegeln oder aus Ziegeln allein,
in anderen Distrikten aus Steinquadern aufgeführt.

Im Laufe der Zeit aber kamen andere Verhält-
nisse. Die Erfindungen auf technischen Gebieten
haben die alte Hausindustrie vernichtet, die Land-
leute zogen in die Städte, wo die großen Fabriken

entstanden. Dazu kam die Erschließung von
Kohlengruben, welche das Land an vielen Orten
entstellten, dann die Eröffnung von Eisenbahn-
linien, welche die alten Landstraßen durchschnitten.
Die alten Zeiten waren vorüber, wie es Oliver
Goldsmith in seinem »Deserted Village« voraus-
gesehen hatte. Das Zeitalter der Fabrikation hat
auch viel Unheil mit sich gebracht. Anstatt daß
man die Schönheit und Gediegenheit weiter gepflegt
hätte, trat die Billigkeit als mächtiger Faktor in
den Vordergrund. Dieses Bestreben machte sich
auch beim Bau der Landhäuser fühlbar, welche
wie Pilze in einer Nacht emporschössen. Selbst
die neue Lehre Ruskins und William Morris' hat
in der Architektur wenig geholfen, denn nur von
Wenigen wurden diese Meister richtig verstanden.
Die Produkte der »New Art« wurden mißdeutet,
beschimpft und verspottet; inhaltslose, fabriksmäßige
Nachahmungen der schönsten Werke Morris' wur-
den in den Handel gebracht. Es ging ebenso wie
mit der »Sezession«. Die Bezeichnung »New Art«
wurde zum Synonym für Unbequemlichkeiten aller
Art. Sowohl auf dem Lande als auch in der Stadt
wurden Reihen von Straßen gleich gebaut. Fenster
und Türen schlössen schlecht und die einzelnen Teile

1910. IV. 1.
 
Annotationen